Tiroler Scheibenschlagen ist immaterielles Kulturerbe
Am 12. Mai wurden im Stadtsaal Landeck elf Neuaufnahmen in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich und zwei Neuaufnahmen in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit vorgenommen. Erstmals wurde dabei eine Eintragung bundesländerübergreifend erweitert: das Scheibenschlagen in Tirol.
Von Attila Haidegger
In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, wie etwa dem LH Anton Mattle und BH Siegmund Geiger, führte Prof. Mag. Maria Walcher, unabhängige Expertin für das immaterielle Kulturerbe, durch die Veranstaltung, nach der das österreichische Verzeichnis nun 157 Eintragungen umfasst. „Wir sehen uns dazu verpflichtet, das reiche kulturelle Erbe, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben, mitzutragen“, so die Unesco-Expertin. Vertreter aller neun Bundesländer fanden den Weg in den Landecker Stadtsaal und nahmen die Urkunden entgegen. Von der traditionellen Bewässerung in der Steinfeldgemeinde Theresienfeld (Niederösterreich), der Naufahrt mittels Pferdezug auf der Traun bis hin zu den heimischen Bräuchen wie dem ausschließlich von Frauen betriebenem Fasnachtsbrauch der Patscher Schellenschlagerinnen, oder eben dem Scheibenschlagen. Auch die „Wenner Krippentradition“ der seit 1860 bestehenden „Wenner Krippeler“ (laut Obmann Rudolf Reinstadler der älteste Krippenverein der Welt), wurde in das Verzeichnis aufgenommen.
DIA SCHEIBA, DIA SCHEIBA. Die Aufnahme des Tiroler Scheibenschlagens ist eine Besonderheit – denn das seit 2015 eingetragene Vorarlberger Scheibenschlagen wurde um das heimische Scheibenschlagen erweitert und stellt somit den ersten bundesländerübergreifenden Eintrag dar. Ebenfalls verbreitet – wenn auch in etwas anderen Formen – ist das Scheibenschlagen in Südtirol, Graubünden und dem südwestdeutschen Raum, wodurch das Brauchtum Thema für eine erste internationale Aufnahme in das Verzeichnis sein könnte. Die Urkunde nahm LM Wolfgang Büsel vom der Landecker Feuerwehr entgegen: „Als Feuerwehrler bin ich schon seit den 1970er Jahren mit dem Scheibenschlagen verbunden. So ist es mir natürlich eine große Freude, dass das Scheibenschlagen in Tirol 2022 in das Unesco-Verzeichnis der immateriellen Kulturerben aufgenommen wurde“, schreibt er in seinem in geringer Auflage (30 Stück) veröffentlichten Büchlein „Das Landecker Scheibenschlagen“. In diversen Archiven und Chroniken recherchiert und mithilfe von Kurt Tschiderer verfasst, entstand so eine lesenswerte Sammlung über das Scheibenschlagen in Landeck. „Wenn der Bedarf da ist, könnten wir es vielleicht vervielfältigen“, so Büsel, der die Bücher u. a. an die Feuerwehrkameraden austeilte.
Neuaufnahmen 2022
Neuaufnahmen in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich:
• Patscher Schellenschlagerinnen (Tirol)
• Wallfahrt der Goldhauben- und Trachtengruppen des Mostviertels (Niederösterreich)
• Weinviertler Kellerkultur (Niederösterreich)
• Zunfttag der FleischauerInnen und Liebfrauenbruderschaft in Gars am Kamp (Niederösterreich)
• Wenner Krippentradition (Tirol)
• Naufahrt und Schiffsgegentrieb mittels Pferdezug a. d. Traun (Oberösterreich)
• Traditionelle Bewässerung in der Steinfeldgemeinde Theresienfeld (Niederösterreich)
• Wissen und Praxis der BestatterInnen
• Das Freihandschmieden (österreichweit)
• Das Handwerk der österreichischen Zuckerbäckerei (österreichweit)
• Erweiterung: Scheibenschlagen
Neuaufnahmen in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit:
• Wissen um die Lipizzanerzucht
• Flößerei
LM Wolfgang Büsel verfasste ein Büchlein über das Landecker Scheibenschlagen. RS-Foto: Haidegger
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