Von Albert Unterpirker
Dass es auf der B180 Reschenstraße eine verkehrstechnische Lösung braucht, wusste man in Prutz schon vor Jahrzehnten. Waren es in den 80er Jahren nur rund 200 Kraftfahrzeuge, die innerhalb einer Stunde vorbeifuhren, erhöhte sich diese Zahl sukzessive. 2018 waren es dann schon unglaubliche 860/Stunde, um sich bis zum Jahr 2021 auf 1165 Fahrzeuge zu erhöhen. Die ersten Bemühungen, dem zunehmenden Verkehr mehr Herr zu werden, gab es dabei vor mehr als 30 Jahren. Damals war die Rede von einer Unterflurtrasse, die Kosten dafür hätten 30 Millionen Schilling betragen. Zu teuer. „Später gab es auch Überlegungen zu einem Kreisverkehr“, blickt Bürgermeister Heinz Kofler zurück, oder eine (intelligente) Ampellösung. Die Variante mit der Unterführung (32 Mio. Euro Gesamtbaukosten) sollte erst in den letzten Jahren wirklich Gestalt annehmen. „Der Landeshauptmann hat gesehen, wie wichtig dieses Anliegen für uns ist“, führt Kofler aus, „und jetzt geht es los!“ Allerdings: Bis sich die Prutzer – und auch alle umliegenden Gemeinden – über das neue Verkehrs-Prunktstück freuen dürfen, werden drei Jahre (Fertigstellung im Herbst 2024) vergehen. Drei Jahre lang „Staub und Lärm“, weiß der Bürgermeister, der um Geduld in der Bevölkerung bittet, und zuversichtlich anfügt: „Wir werden das Kind schon schaukeln!“
VORZÜGE. Das Land Tirol startet das Bauvorhaben aufgrund des Corona-Investitionsprogramms um zwei Jahre früher als geplant. „Mit der Unterführung Prutz werden nicht nur die Sicherheit und der Lärmschutz an diesem Verkehrsknotenpunkt erhöht, sondern durch einen neuen Kreisverkehr auf dem Unterführungsbauwerk zugleich auch sämtliche Straßenverbindungen kreuzungsfrei ineinander übergeführt“, hob Landeshauptmann Günther Platter die besonderen Vorzüge dieses Verkehrsinfrastrukturprojekts hervor und betonte weiters: „Durch unser Covid-19-Maßnahmenpaket für den Lebensraum Tirol und die Konjunkturoffensive 2020 ‚Tirol packt’s an‘ konnte das Bauvorhaben um zwei Jahre vorgezogen werden, womit ein lang gehegter Wunsch der Bevölkerung (u.a. Kreuzungsfreie Verbindung zwischen dem Ortsteil Entbruck und dem Dorf) in Erfüllung geht.“ Die große Herausforderung bei diesem Bauprojekt sind nicht nur die beengten Platzverhältnisse für die Durchführung aller Bauarbeiten. „Die Baugrube für die Unterführung muss bis in eine Tiefe von sieben Metern unter dem Grundwasserspiegel hergestellt werden. Zur Ausführung kommt daher eine wasserdichte Baugruben-Umschließung aus Großbohrpfählen“, erklärte Christian Molzer, Vorstand der Abteilung Landesstraßen, und listet noch die Summen der zu verbauenden und zu bewegenden Baumaterialien auf: „Im Rahmen dieses Bauprojekts werden 17.000 Kubikmeter Beton, 2.500 Tonnen Stahl, 7.500 Laufmeter Bohrpfähle, 3.500 Laufmeter Micropfähle und 80.000 Kubikmeter Erdmaterial verarbeitet.“
TEMPORÄR. Das Hauptbauwerk umfasst die 360 Meter lange Unterführung und den 60 Meter langen, in offener Bauweise ausgeführten Tunnel, sowie mehrere Stützmauern samt Lärmschutzwand. Der Knoten beim Spar-Markt wird am Beginn durch die Errichtung eines Linksabbiegestreifens umgebaut. Damit die Auswirkungen auf den Verkehrsfluss während der Bauarbeiten möglichst gering gehalten werden, wird eine zweispurige Umfahrungsstraße mit einer Länge von 400 Metern angelegt. Diese Straße wird unmittelbar neben der Baugrube für die neue Unterführung im Hochwasserabflussbereich des Inn errichtet, wofür eine temporäre Uferböschung aus Steinen angelegt wird. Die Umfahrungsstraße bleibt bis zur Freigabe des Durchzugsverkehrs in die neue Unterführung erhalten.
Heinz Kofler: „Werden das Kind schon schaukeln!“ RS-Foto: Unterpirker
Christian Molzer: „Eine große Herausforderung!“ RS-Foto: Unterpirker
Günther Platter: „Sicherheit und Lärmschutz wird erhöht!“ RS-Foto: Unterpirker