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Verfahren läuft

Projekt „Kaunertal-Ausbau“ wurde neu eingereicht

Am 28. Februar wurde von der Tiwag das Projekt Ausbau des Kraftwerks Kaunertal erneut bei der UVP-Behörde eingereicht.
7. März 2023 | von Daniel Haueis
Verfahren läuft
Der Gepatschstausee soll zum Pumpspeicher werden. RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis und Attila Haidegger

„Wir haben die Unterlagen aktualisiert und alle Gutachten durch die neuesten Entwicklungen ergänzt, die geplanten Ausgleichsmaßnahmen überarbeitet und verbessert“, erklärt Tiwag-Projektleiter Wolfgang Stroppa. Dank zusätzlichem Speicher im Platzertal (42 Millionen Kubikmeter Wasser) mit unterirdischem Kavernenpumpspeicherkraftwerk im Kaunertal inklusive einer zweiten Unterstufe in Prutz sowie einem Zubau beim bestehenden Kraftwerk Imst werden schlussendlich ca. 900 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Der neue Speicher wird von der Tiwag als „grüne Batterie“ für Sonnen- und Windstrom bezeichnet – erst derartige Pumpspeicherkraftwerke würden den wirtschaftlichen Ausbau von Sonnen- und Windenergie ermöglichen. Durch „Kaunertal II“ kann die Winterlücke in der Strombilanz deutlich verringert werden, weil durch den zusätzlichen Speicher auch die Stromproduktion bei den unterliegenden Tiwag-Kraftwerken von Prutz über Imst bis Langkampfen speziell im Winter steigt, so Stroppa. Die erzeugte Strommenge entspricht übrigens der auf ca. 630 Hektar oder 980 Fußballfeldern an Photovoltaik-Modulen oder von ca. 167 Windrädern erzeugten. Mit einem UVP-Bescheid rechnete Wolfgang Stroppa (schon vor zwei Wochen) etwa 2026/27, bei Genehmigung könnte die (Teil-)Inbetriebnahme frühestens 2032 erfolgen.

UMWELT UND KOMMUNIKATION. Es werden bestehende Anlagen ausgebaut, was die Umwelteingriffe von vornherein minimiere, und Anlagenteile – etwa das Pumpspeicherkraftwerk – werden unterirdisch errichtet. Umfassende ökologische Begleitmaßnahmen sind u.a. die Anlegung wertvoller Flächen, die im Platzertal durch die Aufstauung verschwinden, teilweise an anderer Stelle. Es werden auch neue Flächen renaturiert. „Es wird jedenfalls ein vollständiger Ausgleich der Eingriffe erfolgen“, kündigt Stroppa an. Es soll auch offen kommuniziert werden: „Wir werden nun die Information in den betroffenen Gemeinden wieder verstärken, weil hier zuletzt viel Verunsicherung gestreut wurde“, merkt Stroppa an. Zwei Gutachten der Staubeckenkommission zum Bestand sowie dem Erweiterungsprojekt haben WWF und Verein „Lebenswertes Kaunertal“ inzwischen. Das Urteil der Umweltorganisation: „Hoffnungslos veraltet und als Grundlage für UVP völlig untauglich“. Und Bettina Urbanek vom WWF kritisiert das Vorhaben als „naturzerstörerische(s) Bauprojekt“. Gefordert wird weiterhin eine Überprüfung der Naturgefahren im Kaunertal durch eine unabhängige Kommission.


Film-Doku zum geplanten Kraftwerks-Ausbau Kaunertal

Filmemacher Harry Putz erkundet in seinem neuesten Dokumentarfilm „Bis zum letzten Tropfen“ das hochalpine Platzertal und befragt Experten, Betroffene und Umweltschützer zum von der Tiwag geplanten Ausbauprojekt und den zu erwartenden Folgen.

Der in Zusammenarbeit mit dem Verein „WET – Wildwasser Tirol“ produzierte Film wird am 14. März um 18 Uhr im Leokino in Innsbruck uraufgeführt und befasst sich mit der Frage, ob Tirol beim Thema Energiewende „alles richtig“ macht. Harry Putz möchte die Zuschauer für die Ernsthaftigkeit der Situation sensibilisieren und erzählt die Geschichte einer Bewegung zum Schutz der letzten wilden Flüsse und alpinen Naturräume Tirols. Ergänzt wird der Premierenabend durch eine Podiumsdiskussion mit (u.a.) Michael Reischer (Tiroler Umweltanwaltschaft), Prof. Dr. Leopold Füreder (Universität Innsbruck), Lilian Dagostin (Österreichischer Alpenverein) und dem Produzenten Harry Putz. Der Eintritt ist frei. Nach der Premiere startet eine Filmtour durch das Tiroler Oberland mit Aufführungen in Haiming, Imst, Prutz, Oetz, Sölden und Landeck. Die genauen Termine dazu werden noch bekanntgegeben. Mehr Information zum Film auf www.wet-tirol.at.
Verfahren läuft
DI Wolfgang Stroppa: Die Produktion von „Kaunertal II“ entspricht jener von 980 Fußballfeldern an Photovoltaik-Modulen oder 167 Windrädern. Foto: Tiwag/Vandory

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