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„Wie das noch enden wird?“

Die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul helfen auch in Peru

Seit rund 200 Jahren besteht der Orden der Barmherzigen Schwestern in Zams. In vielen Orten in Tirol und Südtirol sind die Ordensfrauen aktiv, seit 37 Jahren helfen sie aber auch in Peru. Dort gibt es immer mehr arme Menschen.
25. Mai 2020 | von Daniel Haueis
Aufnahme ins Noviziat am 15. März in Lima in Peru. Foto: Barmherzige Schwestern
Das Kindergartenjahr wurde während des Aufenthalts von Sr. Maria Gerlinde eröffnet, nun ist die Einrichtung aber wegen Covid-19 geschlossen. Foto: Barmherzige Schwestern
Sr. Celinda bei der Lebensmittelverteilung in der Favela Pamplona alta in Lima. Foto: Barmherzige Schwestern
Armenausspeisung in Moro zentral (in Vor-Corona-Zeiten) … Foto: Barmherzige Schwestern
… und via „Essen auf Rädern“. Foto: Barmherzige Schwestern
Generaloberin Sr. Maria Gerlinde, Sr. Jomara, Sr. Deyli und Sr. Rebecca (v.l.). Foto: Barmherzige Schwestern. Foto: Barmherzige Schwestern
Von Daniel Haueis

Die Barmherzigen Schwestern in Zams sind Teil der Vinzentinischen Föderation, deren Zweige sich auf die Barmherzigen Schwestern von Straßburg zurückführen lassen. Der Orden in Zams war vor rund 200 Jahren die erste Gründung in den österreichischen Erblanden der Monarchie: Nikolaus Tolentin Schuler gab den Anstoß dazu, Katharina Lins war nach einer Ausbildung in Straßburg die erste Barmherzige Schwester von Zams. Heute sind die Schwestern im Oberland v. a. wegen des Krankenhauses St. Vinzenz und der Katharina-Lins-Schulen bekannt – zum Orden gehören aber auch Pflegeheime im Unterland und in Vorarlberg und Kärnten, das Klösterle und das Gasthaus im Wallfahrtsort Kronburg, ein Schülerheim in Schlanders oder ein Provinzhaus in Bozen. Und nicht zu vergessen: Die Niederlassung in Moro in Peru.

SEELSORGE UND WEIT DARÜBER HINAUS. Die „Congregacion de Hermanas de la misericordia de San Vicente de Paul Moro/Peru“ wurde 1983 gegründet. Nach Anfrage des Südtiroler Priesters Dr. Paul Fink, der damals schon etliche Jahre in Peru gearbeitet hatte, wurden vier Barmherzige Schwestern nach Moro in der Provinz Ancash entsandt. Die Schwestern sollten in der Seelsorge mithelfen. „Laut Auftrag von Vinzenz von Paul betrifft die Sorge der Barmherzigen Schwestern aber den ganzen Menschen. Das heißt, dass uns Armut, Arbeitslosigkeit, Bildungsmangel nicht gleichgültig lassen“, erklärt Generaloberin Sr. Dr. Maria Gerlinde Kätzler. So entstanden im Laufe der Jahrzehnte auch Einrichtungen wie eine Ausspeisung zunächst für Kinder, heute für alte Menschen, ein Kindergarten oder ein Internat für Mädchen und eines für Buben aus den Bergen, damit sie eine Oberstufe besuchen können. Die kleine Textilfabrik „Camponi“ schafft Arbeitsplätze, und in der Fabrik „La Molina“ werden Früchte der Bauern des Ortes zu Saft, Fruchtmark und Marmelade verarbeitet (sie wurde bereits in peruanische Hände gelegt, nachdem dem Geschäftsführer von den Schwestern das Studium finanziert wurde). Die Fahrstraße, welche die Gemeinschaft mithilfe Liechtensteins ins Locotal errichtete, ermöglicht den Warenaustausch, eine bessere Gesundheitsversorgung und bessere Bildung. Und es wurde das sogenannte ACU-Zentrum geschaffen, wo Weiterbildung und Schutz der Bevölkerung vor den Auswirkungen von El Niño ebenso geboten werden wie eine Sammlung lokaler archäologischer Schätze in einem Museum. Einem heute in Moro ansässigen Arzt wurde das Studium ermöglicht, der wiederum ein Netz von Medizinern aufgebaut hat, die Menschen in Pichiu (3000 Höhenmeter) im Locotal einmal monatlich unentgeltlich behandeln. Straße, ACU-Zentrum, Früchtefabrik, Agrarmodule u. a. m. wurden übrigens von Arch. DI Friedrich Falch aus Landeck konzipiert. Mit Unterstützung des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes sowie privater Personen kann zudem Bauern im Tal und in den Bergen Beratung geboten werden.

ZWEI NOVIZINNEN. Im März hat Sr. Maria Gerlinde Kätzler ihre Schwestern in Peru nach eineinhalb Jahren wieder besucht. „Da zwei junge Frauen am Fest der hl. Luise, dem 15. März, ins Noviziat aufgenommen werden sollten, bot sich dieser Termin an“, sagt die Generaloberin. Sr. Jomara (deren beiden Schwestern in Bozen verheiratet sind) ist 32 Jahre alt und Krankenschwester, die 19-jährige Sr. Deyli muss erst eine Ausbildung absolvieren. Zuerst war die Generaloberin in der Gründerfiliale in Moro, etwa 500 Kilometer nördlich von Lima. Da Ausbildungsmöglichkeiten in Moro nicht gegeben sind, wurde das Noviziat (die Ordensausbildung der jungen Frauen) eben nach Lima verlegt. Die Novizinnen besuchen theologische Kurse, aber auch das Goetheinstitut, um sich die nötigen Deutschkenntnisse anzueignen, die für einen Aufenthalt in Zams erforderlich sind. Noviziatsleiterin Sr. Celinda hat in Lima die Uni besucht und unterrichtet dort in der Sekundarstufe. In Lima studiert eine weitere Schwester an der Uni (derzeit auf Auslandssemester in Madrid), die dann als Lehrerin in der Primarstufe unterrichten wird. Die direkte Mitarbeit in der „Katechesis familiar“ in zwei Pfarreien in Lima ist wegen Covid-19 derzeit nicht möglich – die Schwestern versuchen aber, die Kinder über selbstgedrehte Videos zu erreichen. Sr. Roswitha aus Steinegg in Südtirol führt den dortigen Haushalt.

IMMER MEHR ARME. Derzeit wird von den jungen Schwestern in Lima u. a. in einer mit Fahrzeugen nicht erreichbaren Favela auf dem Berg Hilfe angeboten, darunter Nachhilfe für Kinder und Betreuung alter Menschen, vor allem durch Versorgung mit Nahrungsmitteln, was bei der Corona-Ausgangssperre im Moment höchst notwendig und gleichzeitig sehr schwierig ist. „Auch in Moro arbeiten wir mit vielen Mitarbeitern zusammen. Ohne sie wäre es nicht möglich, alle diese Dienste den Menschen anzubieten, denn derzeit sind nur Sr. Rebecca und Sr. Ruth in Moro stationiert“, sagt Dr. Kätzler. In Moro wird derzeit die Armenausspeisung nur über „Essen auf Rädern“ durchgeführt, um Ansammlungen zu vermeiden. Es stehen aber immer mehr Leute an der Straße, die ohne Arbeit nichts zu essen haben. Diese Angebote sind derzeit noch dringender als bisher – Sr. Rebecca hat Sr. Maria Gerlinde Kätzler vergangene Woche in einer Mail mitgeteilt: „Hunderte von Menschen sind zu Fuß auf dem Heimweg nach Süden und Norden. Sie haben in Lima keine Zukunft mehr, da sie keine Arbeit und kein Geld mehr haben. Es ist schrecklich, wenn man in den Nachrichten sieht, wie sie mit Kindern tagelang marschieren ohne Essen und am Straßenrand übernachten müssen. Es ist Exodus pur! Die Situation wird jeden Tag schlimmer. Wie das noch enden wird? Gott allein weiß!“ Was auch wehtut: Moro liegt in einer Flussoase, wo bei genügend Wasser, wunderbare Avocados und Mangos wachsen, die exportiert werden. Im Moment müssen die Bauern ihre Früchte eingraben, weil sie keinen Absatz dafür finden und damit aber auch kein Einkommen haben. Spenden verwenden die Barmherzigen Schwestern in Moro, um Lebensmittel für die steigende Zahl an Armen zu beschaffen – Spendenkonto: Volksbank, Mutterhaus Generalprokuratur: „Peru“, AT13 4239 0005 3000 1004.

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