Von Daniel Haueis
Neben dem medizinischen Angebot von Dr. Philipp Plangger gibt’s im Arzthaus bereits eine Diätberatung inklusive Landesberatungsstelle (Ernährungsberatung „auf Schein“) und eine im ländlichen Raum sehr seltene Praxis einer gynäkologischen Fachärztin. Geplant ist laut Dr. Plangger aber noch viel mehr: „Im Prinzip, wenn es geht, alle Fachrichtungen zumindest einen Tag pro Woche zu uns aufs Land zu bringen.“ Konkrete Gespräche führt er derzeit mit einem Psychiater, einem Psychotherapeuten und einem Physiotherapeuten. Das kostet natürlich auch einiges, und Finanzmittel bedeuten Risiko. Und das will Dr. Plangger für sich und seine Familie minimieren, indem die Gesundheitszentrum Obergricht GZO GmbH gegründet wurde: „Schutz meiner Familie – und das ist das ganz große Thema für mich! Ich habe schon sehr viel Geld in dieses Projekt investiert, und es muss noch viel mehr inves-tiert werden. Und sollte mir was passieren, dann ist meine Familie mit einer GmbH am besten abgesichert.“ Ein Nachteil entsteht dabei aber für die Gemeinde, die das Haus besitzt – in Form von Mehrkosten. „Die Investition ist steuerlich nicht abschreibbar“, bedauert Bgm. Kofler. 1,4 Millionen Euro gibt die Gemeinde für die Erweiterung des Hauses aus. Bgm. Heinz Kofler geht daher von rund 300.000 Euro an Mehrkosten aus, wenn nicht der bestehende Vertrag mit Dr. Plangger abgeändert, sondern ein neuer mit der Gesundheitszentrum Obergricht GZO GmbH abgeschlossen wird (Dr. Plangger hingegen beziffert die Abschreibemöglichkeit mit 50.000 bis 100.000 Euro). Kofler betont, dass bei einem 5-Millionen-Budget bereits die 1,4-Millionen-Investition ein großer Brocken ist – daher will man schon gar nicht Geld ausgeben, das nicht ausgegeben werden muss.
DR. PLANGGERS PLÄNE. Dr. Philipp Plangger scheint entschlossen, Konsequenzen zu ziehen, wenn die Gemeinde der Vermietung an die GmbH nicht zustimmt – auf die Frage nach den Nachteilen für die Gemeinde in diesem Fall, sagt er: „Die Gemeinde verliert ihren Kassenarzt, mit all dem, was schon geschaffen wurde, und allen zum Teil für die Bevölkerung kostenlosen Angeboten!“ Die Gemeinde verliere auch einen sehr, sehr günstigen Sprengelarzt. Die Möglichkeit, Ärzte an einem Unternehmen beteiligen zu können, binde diese auch an Prutz zu. Wenn nicht an die GmbH vermietet wird, sieht Plangger mittlerweile „keinen persönlichen Nachteil mehr“: Ich wollte zwar immer in Prutz in Pension gehen und einen Mega-Versorgungsapparat hinterlassen. Wenn das aber nicht gewünscht ist, ist das mittlerweile auch okay für mich … und außerdem weiß ich, dass ich das, was ich in Prutz gemacht habe, auf der ganzen Welt machen kann. Mein Wissen kann mir keiner nehmen.“ Nachsatz: „Meine Patienten würden mir natürlich schon sehr abgehen – sie sind mir sehr ans Herz gewachsen. Hart würde es sein, sich von meinen Angestellten zu trennen, aber …“
VOLKSBEFRAGUNG FOLGT. Inzwischen wurde eine Volksbefragung zum Thema initiiert. Nachdem es, so Bgm. Kofler, früher einstimmige Gemeinderatsbeschlüsse gegeben habe, wurden nun Unterschriften gesammelt. Dominikus Heiss von der Liste „Miteinander für Prutz“ hat sie am 14. Jänner samt Antrag auf eine Volksbefragung an die Gemeindeführung übergeben. „Wenn wir in Prutz unseren Arzt weiterhin halten wollen und unsere Gemeinde zukünftig auch für weitere Ärztinnen und Ärzte attraktiv gestalten wollen, müssen wir Gemeindebürger jetzt selbst das Heft in die Hand nehmen und die entsprechenden Weichen dazu stellen“, sagen Bürgermeisterkandidat Heiss und Gemeindevorstand Claus Aniballi. Dr. Philipp Plangger freut sich auf seiner Homepage über Unterstützung für sein Vorhaben, distanziert sich aber von jeglicher denkbaren politischen Vereinnahmung: „Ich will und werde nie eine politische Seite beziehen, speziell nicht in der Dorfpolitik, da ich immer für ALLE Menschen in ALLEN menschlichen Belangen da sein möchte. Hier haben weder politische Anschauungen noch Herkunft oder Glauben etwas verloren!“ Dass die Volksbefragung, wie gefordert, gemeinsam mit der Gemeinderatswahl stattfindet, ist auszuschließen: „Mit der Gemeinderatswahl ginge sich das nie aus“, sagt der Dorfchef, da der Befragungstext vom Land zu prüfen ist, Fristen einzuhalten sind etc. Die Befragung begrüßt er: „Die Volksbefragung ist gut, da die Menschen aufgeklärt werden. Wir machen davor eine Bürgerversammlung“, kündigt Kofler an. Und die Gemeinde werde sich an das Ergebnis der Befragung halten.
Bürgermeisterkandidat Dominikus Heiss mit Gemeindevorstand Claus Aniballi bei der Einbringung der Volksbefragung. Foto: Aniballi