Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Wir werden sehr gebraucht“

Aus den Therapiezentren „Die Eule“ wurde „forKIDS“

Dank Übernahme durch das Diakoniewerk war die Weiterführung der Therapiezentren „Die Eule“ gesichert. Die nunmehrigen „forKIDS“-Zentren bieten Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichsten Problemen in allen Bezirken ganzheitliche Unterstützung.
28. März 2023 | von Daniel Haueis
„Wir werden sehr gebraucht“
Sabrina Steiner und Physiotherapeutin Carina File, Elisabeth Walch (v. l.) verstärkt das Team ab März. RS-Foto: Pfurtscheller
Von Irmgard Pfurtscheller

Vor einiger Zeit war es um die Weiterführung der Therapiezentren „Die Eule“ nicht gut bestellt – die Übernahme durch das Diakoniewerk war aber für Therapeuten, Eltern und Kinder eine Win-win-Situation. Für die Eltern fiel der Selbstbehalt für die Therapie weg, bis auf den Namen blieb ansonsten alles gleich. Die unterschiedlichen therapeutischen Behandlungen unter einem Dach erleichtern also weiterhin vielen Eltern den Zugang zu Therapien. Das Angebot umfasst Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Klinisch-psychologische Behandlung sowie Psychotherapie. In Zams kommt zudem Hippotherapie zum Einsatz, die für betroffene Kinder ein Highlight darstellt. Die Weiterführung durch die Diakonie sieht Sabrina Steiner, zuständig für die Zentren Zams, Imst und Reutte, sehr positiv: Die Zusammenarbeit funktioniere bestens, und es wurden von dem neuen Träger auch keine Stellen abgebaut. Im Gegenteil: In Zams, Imst und Reutte würden dringend Logopäden sowie Therapeuten für alle anderen Angebote gesucht. „Es gibt uns noch. Wir sind noch da und werden nach wie vor sehr gebraucht“, sagt Steiner, mit Blick auf eine steigende Nachfrage.

VIELE MÄDCHEN MIT VIELEN ÄNGSTEN. In den „forKIDS“-Zentren werden Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren mit Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und sozio-emotionalen Problemen unterstützt. Auffällig sei aktuell eine Vielzahl an Schulverweigerern, darunter vor allem Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren, berichtet Steiner. „Die Mädchen trauen sich nicht in die Schule, haben Ängs­te und entwickeln psychosomatische Erkrankungen.“ Eine Ursache dafür sieht Steiner als Klinische Psychologin in den Nachwirkungen von Corona. In diesen Zeiten hätten Kinder nicht die Möglichkeit gehabt in neuen Klassen zusammenzufinden, wie es normalerweise funktioniert. Jetzt, ein bis zwei Jahre später, würden diese Defizite mit Ängsten und Panikattacken zutage treten. Oftmals seien auch die Eltern damit überfordert, doch durch die hervorragende Vernetzung mit Systempartnern, u.a. Schulpsychologen, Lehrern, Ärzten oder Kinderpsychiatern, finden Eltern mit ihren Kindern auch den Weg zu den Therapiezentren.

UNTERSCHIEDLICHE ZUGÄNGE. Beim Erstgespräch wird je nach Alter des Kindes versucht in Beziehung zu treten. Bei der Testung, je nach Alter mit dem Kind allein, wird versucht herauszufinden, worum es geht. „Wo steht das Kind, der Jugendliche entwicklungsmäßig?“ Mit viel Empathie wird das Problem angesprochen und werden gemeinsam mit den Eltern Ziele formuliert. In einem Fall löst z.B. ein vor Kurzem überstandener Autounfall auf dem Schulweg Panikattacken aus – das Kind weigert sich in die Schule zu gehen. Bei diesem Fall können die Therapeuten bei der Behandlung das aktuelle Ereignis in Bezug setzen. Doch jedes Kind und jede Angst ist individuell und kann nur durch individuelle Zugänge, Gespräche und weitere therapeutische Maßnahmen aufgearbeitet werden. Zwischen 150 und 170 Kinder werden in den Therapiezentren Zams und Imst pro Jahr therapeutisch betreut. „Kinder sind das Wichtigste. Nur aus glücklichen Kindern werden glückliche Erwachsene“, so das Resümee der klinisch-psychologischen Leiterin Sabrina Steiner.
„Wir werden sehr gebraucht“
Die Klinische Psychologin Sabrina Steiner leitet die Zentren in Zams, Imst und Reutte. RS-Foto: Pfurtscheller

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