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„Würden alles mit Handkuss nehmen“

Jugendarbeit in Landeck hofft auf positive Veränderungen

Mit unerwünschten Nachwirkungen diverser Covid-19-Maßnahmen kämpft die Jugendarbeit in Landeck. Sowohl beim Jugendtreff L.A. Jump in als auch bei der Anlaufstelle in der Malser Straße haben sich die Schwerpunkte geändert. Bezüglich städtischer Jugendangebote soll sich dafür bald etwas tun. Von einem Novum hinsichtlich des Alten Widums können die Verantwortlichen auch berichten.
25. Oktober 2021 | von Albert Unterpirker
„Würden alles mit Handkuss nehmen“
Norbert Zangerl (l.) und Mario Pircher testen schon mal den neuen Bewegungsraum. RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

Von einem sogenannten Normalzustand in der Jugendarbeit ist man in Landeck derzeit noch weit entfernt. Zuviel veränderten die Corona-Pandemie und die deshalb gesetzten Maßnahmen. Dabei ist man bei den Landecker Verantwortlichen über jede noch so kleine positive Umstellung froh. So ist mit den Zutrittserleichterungen im Jugendtreff L.A. Jump in wieder ein niederschwelliger Besuch möglich, angesichts gröberer Auflagen in den vergangenen (Lockdown-)Monaten eine mehr als willkommene Sache. Dennoch spüre man, „dass nun weniger Leute kommen“, berichtet Norbert Zangerl, Leiter der offenen Jugendarbeit Landeck. Aber nicht nur der Jugendtreff leidet unter Besucherschwund, auch die Anlaufstelle in der Malser Straße sei nun weniger frequentiert. „Da läuten schon die Alarmglocken“, sagt Mario Pircher von der mobilen Jugendarbeit. Ein Grund dafür sei der nun durch die Pandemie verstärkte Individuationsprozess. Allerdings: Während eine Bewusstwerdung des eigenen Selbst im Altersreifungsprozess eines Jugendlichen an und für sich gewünscht ist, spielen die Ausgangspunkte und Vorzeichen aufgrund verschiedener Lockdown- und Distanz-Maßnahmen in diesem Fall eher eine negative Rolle.

RÜCKZUG. „Es fand ein Rückzug statt“, nickt Zangerl, „und wir können nur versuchen, die jungen Menschen mit richtigen Angeboten wieder zurückzuholen.“ Dass sich die Bezirksstadt Landeck bis dato mit bereichernden Maßnahmen bezüglich Jugendangeboten zeitweise eher schwer tat, macht ein Blick zurück auf vergangene Jahre deutlich. So fehlen „sinnvolle Angebote wie u.a. ein Volleyball-, Basketball- oder ein öffentlich zugänglicher Fußballplatz, oder auch andere Basics, wie eine Ausgehszene“, so Zangerl und Pircher unisono. Diesem Manko könnte in absehbarer Zeit teilweise Abhilfe geschafft werden, denn beim Fußballplatz in Perjen soll der hintere Bereich (wo die Kletterwand war, Anm.) ausgebaut werden. Derzeit finden Planungen und Gespräche im Sportausschuss statt. „Wir haben im Jahr 2020 damit begonnen, dann ist uns Corona dazwischen gekommen“, erzählt Peter Vöhl, Obmann des Sportausschusses, „jetzt gibt es die Überlegung, dass man dort ein Angebot für Jugendliche setzt, u.a. mit Basketball, Tischtennis, Bouldern.“ Momentan sei man in der Phase der Grobkostenschätzung, die Finanzierungsfragen seien noch offen.

ANLIEGEN. Wie lange könnte es bis zu einer Umsetzung dauern? „Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wir können dort nicht jederzeit bauen, es liegt ja der Sportplatz davor“, so Vöhl. Das setze voraus, dass dieser u.a. für das Befahren von Baufahrzeugen gefroren sei, oder gar eine andere Zufahrtsvariante gewählt wird (z.B. Innufer). „Diese müsste erst gebaut werden, außerdem ginge das dann nur bei einer Niedrigwasserphase.“ Jedenfalls: „Es ist mir ein Anliegen, das alles zeitnah umzusetzen.“ Apropos: Im Rahmen vom Planungsverband „Spiel- und Bewegungsparadies“ sei man auch an anderen Angeboten dran, wie etwa dem Funpark Lötz (Verhandlung mit der Asfinag, der Funpark soll nächstes Jahr dort wieder angesiedelt werden), einer Talkesselachse (Talkesselrunde) oder einer Umsetzung im Schlosswald. Klar ist für das Jugendarbeit-Team in solchen Fällen: „Wir würden das alles mit Handkuss nehmen“, so Zangerl, wichtig sei: „Es muss was passieren!“ Nachsatz: „Zur Zeit ist nämlich nicht so viel los, was Jugendangebote anbelangt.“

FREQUENTIERT. Und was belastet die Jugend derzeit? „Homeschooling ist ein großes Thema und bereitet Sorgen“, sagt Pircher, „die Jugendlichen verstehen, dass ihre Bildung darunter leidet.“ Bezüglich Impfungen bemerken die Verantwortlichen, „dass die Jugend dafür eher zugänglich“ sei. Indessen bilde sich immer mehr der „Vereinsamungsaspekt“ heraus, auch Chillen in der Anlaufstelle steht nicht mehr so hoch im Kurs wie vor der Pandemie. Anders war es noch im Frühjahr, wo es viele Maßnahmen gab: „Da war die Anlaufstelle stark frequentiert.“ Vorteilhaft sei dabei die zentrale Lage in der Malser Straße. Stark zugenommen haben mittlerweile Beratungen. „Die Anlaufstelle hat sich zu einem verlässlichen Ort entwickelt, die für die Jugendarbeit ein Qualitätsmerkmal darstellt“, freut sich der Leiter der mobilen Jugendarbeit. 

BEWEGUNGSRAUM. Derweil ist man im Jugendtreff beim Fertigstellen eines Bewegungsraumes, angeschafft werden soll auch eine Playstation 5 samt neuem Fernseher. Positiv Neues gibt es für den Standort selbst zu vermelden, soll das Alte Widum doch einen Um- bzw. Zubau erhalten. „Ich bin seit elf Jahren hier, und seitdem kämpfen wir darum, dass wir aus dem Keller rauskommen“, sagt Zangerl. „Ich würde Luftsprünge machen, wenn wir ein zeitgerechtes, modernes Jugendzentrum bekommen!“
„Würden alles mit Handkuss nehmen“
Peter Vöhl: „Wollen Angebote zeitnah umsetzen.“ RS-Foto: Unterpirker

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