Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Aufwertung

In Landeck wird „Au:Kultur“ geboten

Das Jugendhaus Sophie-Scholl in Perjen wurde vor 32 Jahren von Pfadfindern mit viel Einsatz errichtet. Nun ist die Aktionsgemeinschaft alternatives Jugend- und Bildungshaus Sophie-Scholl (AGS) daraus gewachsen. Sie bietet künftig noch mehr an diesem besonderen Platz.
26. April 2022 | von Daniel Haueis
Aufwertung<br />
Die Pfadi-Au – auch ein Ort der Kultur, der Erinnerungskultur ohnehin Foto: Sophie-Scholl-Haus
Von Daniel Haueis

Kinder und Jugendliche haben in der „Pfadi-Au“ an der Sanna gespielt und Abenteuer erlebt, aber auch den respektvollen Umgang miteinander geübt. Gewaltfreies Lösen von Problemen war genauso wichtig wie der sparsame Verbrauch von Ressourcen und das spielerische Erlernen des guten Umgangs mit der Natur. Das alles im Sinne der Leitidee der Pfadfinder: „Die Welt ein wenig besser zu verlassen, als man sie angetroffen hat.“ Aus der Pfadfindergruppe heraus ist die Aktionsgemeinschaft alternatives Jugend- und Bildungshaus Sophie-Scholl (AGS) gewachsen. Sie will mit dem alternativen Bildungs- und Jugendhaus einen wunderbaren Kulturplatz mitten in Landeck anbieten.

MÖGLICHKEITEN. Es wurde eine Plattform gegründet, bei der Organisationen für Kinder-, Jugend- und Familienarbeit sowie Kindergärten und Schulen Mitglied werden können. Ihnen steht die Infrastruktur mit Haus und gro-ßem Grund zur Verfügung, um dort kreativ zu arbeiten oder Spaß in der freien Natur zu haben. Heuer wird in Kooperation mit dem Tiroler Dramatikerfestival „Der Igel Bernhard“ von Madeleine Weiler im Jugendhaus Sophie Scholl aufgeführt (21. Juni 9 Uhr und 11 Uhr). Auch eines Zieles der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung nimmt sich die Aktionsgemeinschaft an – Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion. „Das Ziel 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen – wäre momentan wohl das wichtigste Ziel. Das Jugendhaus Sophie-Scholl ist offen für Menschen aus der Ukraine, wenn diese bei uns einen Platz fürs Ausrasten brauchen – wir wollen helfen“, sagt Eva Lunger von der Aktionsgemeinschaft. Und es soll Literatur in der Au geben: eine Schreibwerkstatt, Vorträge und Lesungen für junge Menschen und Geschichtsinteressierte. „Wir suchen Autoren, welche vor allem junge Menschen motivieren und sich mit den Themen von heute auseinandersetzen“, sagt Lunger.

LESUNG. Und auch Erinnerungskultur ist der Aktionsgemeinschaft wichtig, was schon das Leitbild um Sophie Scholl ausdrückt. Ein erster Vortrag in diesem Zusammenhang ist die Lesung „Ein Engel in der Hölle von Auschwitz“ von Harald Walser am 6. Mai um 19 Uhr. Er ist Historiker und Germanist, Jahrgang 1953. Seine Dissertation widmete sich der „Illegalen NSDAP in Tirol und Vorarlberg“, von 2008 bis 2017 war Walser zudem Nationalratsabgeordneter. Sein Werk widmet sich der österreichischen Krankenschwes-ter Maria Stromberger. Sie befand sich in einem Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten, wie sie schreibt „mitten unter Nazis, SS, Gestapo“. Das traf sie doppelt, hatte die erbitterte Gegnerin des NS-Staates doch in Auschwitz aktiv Widerstand geleistet, viele Häftlinge gerettet, Kurierdienste erledigt, Waffen und Sprengstoff geschmuggelt. Die in der Geschichte des österreichischen Widerstands wohl einzigartige Frau war zu Lebzeiten zwar in Polen hoch angesehen, wurde in ihrer Heimat aber kaum gewürdigt. Dank vieler neuer Quellen legt der Autor hier eine umfassende Biografie Maria Strombergers vor.


 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben