Von Albert Unterpirker
„Was willst du in Zeiten wie diesen groß feiern“, fragt Erich Horvath zurück, darauf angesprochen, wie er seinen Geburtstag verbracht habe. Zu feiern hatte der mittlerweile 65-Jährige Landecker in seinem Leben aber doch einiges, und wenn nicht er es war, so feierte ihn die Kritik. Seine Bilder verdienen kaum wie ein anderes Œuvre das Prädikat „einzigartig“ und sind in der Ausführung mit solch feiner Pinselführung vollbracht, dass sich das Auge des Betrachters bisweilen erst mit beträchtlicher Mühe davon loslösen möchte. „Ich hol’ meine Kraft im Wald“, erzählt Horvath, der in seiner Schulzeit von Landecks Kunstpäpsten Herbert Danler und Gerald Nitsche unterrichtet wurde. Da habe es ihn „erwischt“, und als Nitsche spaßhalber einmal in die Klassenrunde fragte: „Wer will mein Nachfolger werden?“, habe er spontan aufgezeigt. In dieser Zeit habe sich seine künstlerische Ader manifestiert, und für kurze Zeit sei er später dann tatsächlich auch Nitsches Nachfolger gewesen.
DIALOG. In der Kunst interessiere ihn „das Kleine, das Minutiöse, das Spiel der Zusammenhänge, denn zwischen Betrachter und Natur gibt es einen Dialog“, so Horvath. „Im Grunde geht es aber immer darum, authentisch zu sein, nicht Strömungen nachzueifern. Ich versuche, über den Tellerrand hinauszublicken und nicht kleinkariert daherzukommen.“ Funktioniert in der Natur wohl ohnehin kaum, denn: „Wenn man sich damit auseinandersetzt, erkennt man da auch den Schöpfer am besten.“ Tja, wer mag sich schon den Schöpfer kleinkariert vorstellen. Allerdings, es gibt selbst in der Religion, die für Horvath gefühlt so etwas wie der heilige Gral ist, Kanten, an denen sich anecken lässt. Bischof Glettler habe er mal darauf angesprochen, dass die Frau in der Kirche nicht gut wegkommt. Überhaupt sei ihm die Kirche „zu wenig menschennah“, und vor allem beim Vatikan gehe es hauptsächlich um das Dogma. Auch staatliche Migrations- und Asylpolitik sei ihm zu unmenschlich.
TIEFE. Horvath thematisiert in manchen Werken zudem den Antisemitismus bzw. „den rechten Rand“. Zwar habe er mit den derzeitigen Vertretern des Allgemeinwesens nicht viel am Hut, nur: „Was von Kreisky bis heute passiert ist: Die Sprache ist bei vielen Politikern verroht und flätig geworden – eigentlich sollten sie Vorbilder sein.“ Hoffnung mache ihm derweil, dass die Coronakrise den Menschen wieder zu dem besinnt, was ihn ausmacht, und dass es nicht um Profit und Gier geht. Alles Dinge, die Horvath zuwider sind. Wie würde er sich selbst charakterisieren? „Als familienfreundlichen, friedliebenden und unkomplizierten Menschen.“ Nachsatz: „Der manchmal vielleicht ein bisschen ungeduldig ist.“ Täglich arbeite er rund fünf Stunden, aber Ölbilder sind nun passé. Das Terpentin habe ihm auf die Gesundheit geschlagen. Jetzt male er viel mit Eitempera, mischt die Farben selbst oder widmet sich der Grafik (Bleistift, Federzeichnungen). Motto? „So Gott will, weiterarbeiten! Und weiter vertiefen – ohne das bleibt das künstlerische Schaffen stehen.“
DRANG. Apropos verspüre er immer noch ein Drängen in sich. „Aufzuzeigen, was auf diesem Planeten nicht in Ordnung ist.“ Rund 300 gemalte Bilder und ebenso viele Grafiken zeugen von einer intensiven Schaffenszeit – und das ist nicht alles. „Man könnte leicht das ganze Schloss Landeck mit Bildern von mir füllen – die ich übermalt oder zerstört habe.“
Erich Horvath
Erich Horvath hat mit seiner Frau Elisabeth drei Kinder: Thomas (40), Iris (38) und Heidemarie (36). Mit Thomas, der am selben Tag geboren ist wie er, feierte er gemeinsam seinen 65. Geburtstag. Zudem hat er zwei Enkel (12, 4). Nächste Projekte: Ausstellung im Schloss Landeck (kuratiert von Sylvia Mader) am 24. Juli 2021, zusammen mit Peter Assmann (Ferdinandeum-Direktor). Im Schloss stellt er nur ein Bild aus, Titel: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Geplant ist nächs-tens auch eine Einzelausstellung im Winklhaus in Prutz (20. August). Zwischen 1991 und 2010 unterrichtete Horvath am Gymnasium Zams bildnerische Erziehung. Er absolvierte 1978–1982 die Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Meisterklasse bei Prof. Wolfgang Hutter).
Horvaths Sammlung von Werken anderer Künstler RS-Foto: Unterpirker
Ölbilder sind passé – Horvath malt nun mit Eitempera. RS-Foto: Unterpirker