Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Das war wirklich eine Überraschung“

Christian Moschen erhält 1. Preis bei Biennale in Florenz

Eine große Ehre wurde Christian Moschen zuteil: Der in Grins lebende Künstler wurde bei der Biennale in Florenz für seine Skulptur „Vita Nova“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet. 460 Künstler aus 71 Ländern stellten in der populären Kulturstadt aus.
6. Dezember 2021 | von Von Albert Unterpirker
„Das war wirklich eine Überraschung“<br />
Christian Moschen mit seiner Skulptur bei der Biennale in Florenz. Foto: Maximilian Moschen
Von Albert Unterpirker

Christian Moschen wurde im März eingeladen, sich bei der -Biennale in Florenz zu bewerben. Er schuf ein eigenes Werk mit dem Namen „Vita Nova“, das wie die Werke weiterer 460 internationaler Künstler gezeigt wurde. Moschens Skulptur entstand in Auseinandersetzung mit dem Thema der Biennale: „Ewige Weiblichkeit – ewige Veränderung, Konzepte der Weiblichkeit in der zeitgenössischen Kunst und Design“. Dabei war es ihm in der plastischen Umsetzung nur möglich, „einen Aspekt dieses großen, komplexen Themas herauszulösen und darzustellen“, sagt Moschen. Dem von ihm gewählten Material, Stahl (geschweißt), kam spezielle Bedeutung zu. „Es soll den archaischen Grundton meines Werkes unterstreichen. In der Formensprache wählte ich bewusst eine figurative Darstellung, da ich den Betrachter möglichst direkt ansprechen möchte“, so der Künstler. Der Titel seines Werkes, „Vita Nova“, ist in Anlehnung an den gleichnamigen Titel von Dante Alighieris Jugendwerk (etwa 1293) entstanden. „Der Begriff ‚neu‘ in diesem Buch weist auf die erneuernde Kraft der Liebe hin, die auch in meinem Werk eine wesentliche Bedeutung hat.“

ÜBERRASCHUNG. Die Einladung zur Biennale hat Moschen sehr gern angenommen – allerdings war neben dem künstlerischen Aspekt einiges anderes zu beachten. „Florenz liegt ja nicht grad 20 km entfernt“, schmunzelt Moschen, „da muss man sich für die Logistik und den Transport etwas überlegen“, – und das in einer Pandemie. Mehrere Monate lang arbeitete er dann an seiner Skulptur, eigentlich eine Skulpturengruppe. „Mit dem Thema habe ich mich ziemlich beschäftigt“, erzählt der 61-Jährige. Das fertige Werk sei dabei nie vollendet. „Wenn man es in Stahl herstellt, ist es, so wie ich es mache, immer grob und unfertig. Da gibt es eine Unvollendetheit und Unvollkommenheit.“ Quasi auch ein Querverweis zu Dante. Die Ausstellung selbst ging dann Ende Oktober über die Bühne, mit Preisverleihung am letzten Tag. „Ich habe da bis zur letzten Minute nichts gewusst, das war wirklich eine Überraschung“, schildert der Künstler seine emotionale Befindlichkeit, als fix war, dass er den ersten Preis erhalten hat. Moschen erhielt eine Urkunde und eine Bronzemedaille, auf dem Lorenzo il Magnifico (ein Banker und Politiker aus dem Geschlecht der Medici) abgebildet ist. „Ich habe noch nie einen Preis gewonnen“, freut sich Moschen, „und es war das erste Mal überhaupt, dass ich bei so was mitgemacht habe!“ Die gesamte Zeit während der -Biennale sei zudem „bereichernd und inspirierend“ gewesen. Bis 4. Dezember stellten alle ers-ten Preisträger ihre Werke in einer gesonderten Ausstellung der Accademia di Belle Arti di Firenze aus. Diese Kunstakademie beherbergt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen in Florenz und war die erste Kunstakademie Europas. PS: Moschen wurde für die Biennale vom Land Tirol und der Stadt Landeck (Kulturabteilung) gesponsert. Und was steht als nächstes an? „Es gibt einige Projekte, die in Vorbereitung sind“, so Moschen. Mehr will er aber nicht verraten.


Die Skulpturengruppe
Die Skulpturengruppe „Vita Nova“ ist aus Stahl und von Hand geschmiedet. Sie besteht aus drei Teilen: Teil 1: Skulptur „Das verschlissene Kleid“: Die Skulptur wurde als Kopf-Fragment dargestellt und soll Sinnbild für das verlorene Göttliche sein. Teil 2: Skulptur „Die Belebte“: Dazu abgewandt steht auf einem Podest „Die Belebte“, die nach einer Inspiration der Skulptur „Eva“ von Auguste Rodin erstellt wurde. „Sie drückt durch ihre Haltung Angst und Scham aus und wendet sich vom Göttlichen ab. Diese Trennung gibt ihrem Leben gleichzeitig eine neue Ausrichtung und Identität – aber auch ein nie gekannter Schmerz der Verlorenheit nistet sich in ihr Herz ein“ (Moschen). Teil 3: Grundplatte mit Text: Auf der Grundplatte ist in lateinischer Sprache ein Textauszug der Klagelieder Jeremias niedergeschrieben (Klgl. 1,12; Übers. Luther).
„Das war wirklich eine Überraschung“<br />
Auf Moschens Grundstück, dem „Bang-ART-li“, sind immer wieder Skulpturen ausgestellt. RS-Foto: Unterpirker
„Das war wirklich eine Überraschung“<br />
Bronzemedaille aus Florenz: Christian Moschen erlebte eine Überraschung. RS-Foto: Unterpirker

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