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Ein gewichtiges Werk

Raoul Schrott präsentierte seinen „Atlas der Sternenhimmel“ im Alten Kino Landeck

Raoul Schrott erklärt in seinem neuen Werk die Sternenhimmel verschiedener Kulturen weltweit.
25. März 2025 | von Alois Pircher
Ein gewichtiges Werk
Raoul Schrott: ein hervorragender Erzähler RS-Foto: Pircher
Es ist wahrlich ein gewichtiges Werk: Über 1.300 Seiten an Text und Illustrationen, vier Kilogramm schwer und eine luxuriöse Aufmachung, das perfekte Geschenk für einen Buchliebhaber zu einem besonderen Anlass. Das Werk kostet schließlich 188,50 Euro, meinte der aus Landeck stammende Autor schmunzelnd in seiner Einleitung. Sechs Jahre Recherchetätigkeit in allen Weltgegenden, viel Herzblut, aber auch viel Freude stecken in diesem Werk. Das Ausmaß der Recherche erkennt man schon an über 25.000 Literaturverweisen. Schrott erklärt mehr als 500 Sternenbilder aus 17 Kulturen, verteilt über den ganzen Globus, die 70.000 Jahre Menschheitsgeschichte erzählen.

PROJEKT DROHTE ZU SCHEITERN. Die deutsche Kulturstiftung unterstützte die Arbeit an diesem epochalen Werk mit 1 Million Euro für das Zeiss Planetarium, um Bilder der Sternenbilder zu generieren. Die Million war verbraucht, das Resultat war null. Nun galt es die Sternenbilder mithilfe eines Grafikers zu erstellen, doch das ist auch teuer. Kos­ten von etwa 250.000 Euro standen im Raum. Nun galt es für den Autor „Klinkenputzen“, um einen Finanzier zu finden. Die Stiftung „Kunst und Kultur-Starnberg“ konnte gewonnen werden und einer erfolgreichen Umsetzung stand nichts mehr im Wege. Die 17 ausgewählten Kulturen stehen stellvertretend für Kulturen auf der ganzen Welt, obwohl, so Schrott, es einige Kulturen gibt, die keine Sternenbilder kennen. Der Grund dafür dürfte in ihrem Lebensumfeld liegen, im dichten Dschungel sieht man eigentlich nur selten den Sternenhimmel, erklärte Schrott.

EUROPÄISCHER STERNENHIMMEL. Unser bekannter Sternenhimmel stammt zum großen Teil aus dem Zweistromland (heute Irak), drei Sternenbilder stammen vom ägyptischen Sternenhimmel. Auf Umwegen und mit vielen Übersetzungsfehlern kamen die Bilder über Griechenland, Syrien, die Araber nach Spanien (El Andalus), wo sie schließlich von jüdischen Gelehrten, vom Arabischen ins Latein übersetzt wurden. Schrott stellt in seinem beeindruckenden Werk die Sternenhimmel von Majas, Inkas, Maoris, Aborigines, Ägyptern, Mesopotamiern, Chinesen, Eskimos, Apachen und noch einigen mehr vor.
Der erfolgreiche Autor ist ein begnadeter Erzähler, dem es gelingt, die Menschen in seinen Bann zu ziehen, sie für das Thema zu interessieren. Die Lesung im Alten Kino Landeck wurde gemeinsam von der Buchhandlung Tyrolia Landeck, der Stadtbibliothek Landeck, dem Verein Altes Kino und dem Kulturreferat Landeck veranstaltet. Kulturstadtrat Peter Vöhl begrüßte Schrott (er ist auch sein Cousin) und die vielen Zuhörer im Namen der Stadt Landeck.
Für all jene Buchliebhaber, die ein besonderes Geschenk suchen oder sich selbst etwas Besonderes gönnen wollen, sind die 188,5 Euro für Raoul Schrotts „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen“ eine gute Anlage.


Vier Funktionen der Sternenbilder
Aber warum waren die Sternenbilder, der Sternenhimmel für fast alle Kulturen von so eminenter Bedeutung?

1. Funktion: Die Menschen versuchten in den Sternen all jenes zu deuten (zu erkennen), was für sie auf der Erde von großer Bedeutung war. Ob Pflanzen, Tiere oder auch soziale Verhältnisse wurden am Sternenhimmel erkannt. Der Sternenhimmel war also ein Abbild der Erde.

2. Funktion: Die Sternenbilder waren die astralen Prototypen von den irdischen Exemplaren. Der große Bär am Firmament war das Vorbild für alle Bären auf Erden.

3. Die vielleicht wichtigste Funktion: Die Sternenbilder dienten als Kalender. Was man mit Sonne und Mond nicht vermag – aus unterschiedlichen Gründen –, anhand der Sternenbilder konnten die Menschen einen Kalender erstellen. Eine möglichst genaue Unterteilung des Jahres war für Jäger und Sammler von elementarer Bedeutung. Man musste wissen, wann, wo, welche Früchte zu ernten waren, und später, als die Menschen sesshaft wurden, wann gesät, wann bewässert werden muss. Das Sesshaftwerden war dann die Initialzündung für das Entstehen von Zahlen, Buchstaben, Schrift, von sozialen Unterschieden sowie in weiterer Folge dem Entstehen von Hochkulturen.

4. Funktion: Sternenbilder halfen bei der Navigation. Ob bei der Besiedelung des Pazifiks oder dem Durchqueren von Wüsten (bei Nacht) – Sternenbilder waren unverzichtbar.
Ein gewichtiges Werk
Ein volles Altes Kino – viele begeisterte Zuhörer RS-Foto: Pircher

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