Der Besucherandrang im Stadtsaal zur Buchvorstellung von Manfred Jenewein war sehr groß, und um allen einen Sitzplatz anbieten zu können, brauchte es etliche Stühle mehr. Was nicht verwunderte, denn Jenewein ließ zahlreiche Besucher bei der Präsentation seines Buches in liebevollen Erinnerungen schwelgen. Das Buch „Vom Meisterjodler zu Heavy Metal“ ist das grandiose Werk einer unglaublichen und arbeitsintensiven Recherche des Autors. Angefangen hat Jenewein seine Recherche, die mehr als ein Jahr in Anspruch nahm, mit den Bands, die er selber aus seiner Jugendzeit kannte. Das Besondere diesmal wäre es gewesen, dass viele Musiker und ehemalige Musiker mitgeholfen hätten. Sie haben ihre Keller und Dachböden auf der Suche nach Fotos durchsucht und wurden auch durchaus fündig. Diese Recherche hätte sich immer mehr verzweigt und wäre gewachsen. „Es hat sich ein richtiges Netzwerk an Informationen gebildet“, so Jenewein, der den vielen Helfern sehr dankbar ist. In seinem Buch gibt es rund 400 Abbildungen (Fotos und Zeitungsausschnitte), doch gesammelt hätte er an die 1.000 Fotos. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und auch davor wäre es natürlich schwierig gewesen, je weiter man zurückblickt, Bildmaterial zu bekommen.
EINE MUSIKALISCHE ZEITREISE. Was sich in Landeck und Zams in den vergangenen Jahrzehnten kulturell abgespielt hat, ist, gemessen an der heutigen Zeit, fast unglaublich. Eine Veranstaltung, ein Fest jagte das andere. Besonders in den Sechzigern und Siebzigern beeindruckte der Landecker Talkessel als Hotspot an Veranstaltungen. Für lokale Bands waren es „Goldene Zeiten“. Tanzveranstaltungen, Wiesenfeste, Bälle und Konzerte standen fast täglich am Programm. Im Laufe der Zeit änderten sich der Musikgeschmack und die Lokalitäten. Diskotheken ersetzten die früheren Tanzlokale. Junge Bands und regionale Heroes eroberten die Bühnen in den regionalen Locations. Besonders das Alte Kino Landeck machte sich als kultureller Nahversorger einen Namen und engagiert sich seit 25 Jahren für die regionale Musikszene. Jenewein fungierte bei der Präsentation seines Buches als charmanter und humorvoller Reiseleiter durch ein Jahrhundert Musikgeschichte.
EINE BAND MIT KULTFAKTOR. Die Zammer Band „Klockwerk Orange“ hatte 1974, also genau vor 50 Jahren, ihr erstes Rockkonzert. Und sie jetzt bei seiner Buchpräsentation live auftreten zu sehen, berührte Jenewein besonders. Mit einer Ouvertüre, so Hermann Delago, der mit Guntram Burtscher, Markus Weiler und Wolfgang Böck (aus Gesundheitsgründen nicht dabei) die Originalbesetzung der Band darstellt. Es sei dies heute der dritte Auftritt von Klockwerk Orange, und die Begeisterung der Bandmitglieder war nach wie vor unüberhörbar. Die Schallplatte „Klockwerk Orange“ hätte es mittlerweile zu Weltruhm gebracht mit stolzen Liebhaberpreisen, freute sich Delago. Aufgemischt mit der Jugend – Peter Dapoz am Schlagzeug und Christoph Kuntner an der Trompete –, passte dieser denkwürdige Auftritt perfekt zu dieser besonderen musikalischen Zeitreise.
246 Bands aus dem Talkessel sind im neuesten Buch Manfred Jeneweins versammelt. Cover: Manfred Jenewein
Originalbesetzung mit jugendlicher Verstärkung: Christoph Kuntner, Peter Dapoz, Guntram Burtscher, Markus Weiler und Hermann Delago (v. l.) RS-Foto: Pfurtscheller
Eine Band – ein Kult: „Klockwerk Orange“ live auf der Bühne RS-Foto: Pfurtscheller