Von Kathrin Gruber
Inspiration findet der in Graf lebende und schaffende Künstler Erich Horvath besonders in der Natur. Dabei steht nicht die Schönheit dieser im Vordergrund, sondern ihre Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und Ausbeutung durch den Menschen. Diese Eindrücke verarbeitet der Künstler naturalistisch. Mit Vorliebe fertigt er mit Bleistift Winterbilder auf handgeschöpftem, rauen Papier, das Weiß bleibt dabei ausgespart. Neben Tusche und Bleistift arbeitet er gerne mit Eitempera, wobei die Farbe aus gleichen Teilen Leinöl, Ei und Wasser mit Pigmenten gemischt wird und für das wundersame Leuchten in seinen Bildern sorgt.
„KUNST WAR DAS EINZIGE, DAS ICH TUN KONNTE.“ Die Schule war für den Künstler nicht sonderlich interessant, lieber hat er Skizzen in seine Hefte gezeichnet. Schon mit zehn Jahren habe er gewusst, was er machen wollte und dieses Ziel eisern verfolgt. Er besuchte die Hochschule für angewandte Kunst in Wien und arbeitete als freischaffender Künstler, bevor er in Gymnasien in Stams, Telfs, Landeck und Zams sowie der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Zams als Professor tätig wurde. „Es war eine schöne Zeit, ich habe noch mit einigen Schülern und Schülerinnen sowie Kollegen Kontakt“, freut er sich. Die Kunst sei schon immer sein Leben gewesen: „Ein Leben ohne Kunst ist für mich unvorstellbar.“
WÜRDE. Neben etlichen Naturschöpfungen sind es gesellschaftskritische Themen, welchen er mit seinen Werken Bedeutung verleiht. Der immer präsentere Rechtsruck und die verrohte Sprache in Politik und Gesellschaft bewegen ihn zur künstlerischen Aufarbeitung und erweitern seine Werke um die Themen Frauen, Gesellschaft und Kirche. „Es entgleist immer mehr“, kritisiert er die kalte Sprache und den rauen Umgang der heutigen Zeit. Die Würde solle wieder mehr Bedeutung in der Gesellschaft finden. In seinen Bildern finden sich oft Botschaften zu diesen Themen, welche nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und einen weiteren, tieferen Blick benötigen. „Diese Bilder sind keine Bilder, die man sich im Wohnzimmer aufhängt“, erzählt Horvath über seine kritischen Werke und ergänzt, „aber es ist die Aufgabe des Künstlers Stellung zu beziehen.“
BESONDERE PROJEKTE. Gerne erinnert sich der Künstler an verschiedene Werke und Projekte im Laufe seines umfangreichen Schaffens. Neben einzelnen Grafiken und Malereien sind dies die Gestaltung der Glasfenster in der Nepomukkapelle mit Gerald Nitsche oder das Projekt „No hate“ vom Rostbaron Bernhard Witsch, welcher Werke von rund 70 Künstlern plastisch umsetzte und miteinander verband. Ganz besonders seien für ihn auch die „Albigen“ in Grins, für die seine Entwürfe von Christian Moschen ausgeführt wurden und die somit einen Kompromiss der beiden Künstler darstellen. „Das Projekt wird uns wahrscheinlich beide überleben“, stellt Horvath fest.
FARBENFROHE ZUKUNFT. Für die Zukunft ist einiges geplant, u. a. eine Ausstellung im Juni in der Stadtbibliothek in Landeck, welche zehn bis 15 Arbeiten umfassen soll und vermutlich bis Anfang Herbst besichtigt werden kann. Für 2026 ist eine Ausstellung in Schloss Landeck bereits fixiert – anlässlich seines 70. Geburtstages. Dies soll seine fünfte Ausstellung zu einem runden Geburtstag werden, seit seinem 30. feiert er jeden Runden in Schloss Landeck. Ein weiteres bedeutungsvolles Projekt wird sein im Herbst erscheinendes Buch sein. Umfassen soll es die Bereiche „Frühes Arbeiten“, „Natur und Schöpfung“ und „Gesellschaftskritische Arbeiten“. „Wenn man das liest, weiß man, wie ich ticke“, resümiert er sein Werk.
Kritische Bilder finden sich immer mehr in Horvaths Schaffen, wie das Porträt der Bettlerin mit der großen, bittenden Hand, sowie „Die verschwundene Bettlerin“, welche die Verscheuchung einer Bettlerin in der Malser Straße kritisieren soll. RS-Foto: Gruber
Das Werk „Weiße Rose“ mit den verstreuten Blättern gilt als Hommage an Sophie Scholl und ihren bemerkenswerten Mut. Mit feinen Bleistiftlinien wurde das Bild auf handgeschöpftem Papier geschaffen. RS-Foto: Gruber
„Zu sehr am rechten Rand“ ist nicht nur der Titel des Werkes, sondern auch dessen Darstellung. Die Botschaft dahinter wird erst bei genauerem Hinsehen und Überlegen ersichtlich. Der zarte Farbverlauf in Braun sowie versteckte Stiefel und die Platzierung kritisieren den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. RS-Foto: Gruber