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Himmlisches Werk

Raoul Schrotts „Atlas der Sternenhimmel“ ist fertig

Raoul Schrotts 1.280 Seiten starkes Werk „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen der Menschheit“ erscheint am 18. November im Hanser Verlag. Am Tag davor stellt er es im Oberland vor.
3. September 2024 | von Daniel Haueis
Himmlisches Werk
Raoul Schrott hat 17 Sternenhimmel und die dazugehörigen Sternsagen zusammengetragen. RS-Foto: Hötzel
Es ist lange her, dass Raoul Schrott entdeckte, dass die Ägypter völlig andere Sternbilder hatten als die Europäer. Und seither befasst er sich mit den Sternbildern, die verschiedenste Kulturen in den Lichtpunkten des Nachthimmels sahen. „Es kommt darin derart viel poetische Kraft und Phantasie zum Vorschein, dass einem dies fast wieder den Glauben an das Schöne und Gute im Menschen zurückgibt“, meint der aus landeck stammende Poet im Interview mit seinem, dem Hanser- Verlag. Entstanden sind die Sternbilder vor der Schrift, sie sind quasi ein Bilderbuch der jeweiligen Kultur, in dem Urahnen von Mensch und Tier dargestellt werden, Götter, Helden etc. Die dazu erzählten und von Schrott ebenfalls gesammelten Sternsagen erklären ihre Bedeutung. „Die Schöpfungsmythen sind dabei zentral: sie schildern, wie Himmel und Erde samt den Gestirnen entstanden und wie die ersten Wesen der Welt in den Himmel gelangten, um sich seitdem in den Sternbildern zu zeigen. Die Zusammenschau von Sternbildern, Sternsagen und Schöpfungsmythen bringt so ein großes, aber völlig in Vergessenheit geratenes Stück Menschheitsgeschichte wieder zum Vorschein“, sagt Schrott.

FUNKTION. 17 Sternenhimmel sind in Schrotts Werk dokumentiert, tausende, die der Aborigines wohl zehntausende Jahre alt. Auch wenn nicht jede Kultur einen entworfen hat und sich viele heute gar nicht mehr rekonstruieren lassen, kommt man mit Schrott einmal rund um die Welt und zu den prominentesten Kulturen. Und Schrott schafft es wieder, die Menschheit besser zu verstehen: Die Sternbilder definieren nicht nur eine Kultur und die Rolle jedes einzelnen darin, sondern hatten auch eine eminent praktische Funktion: Sie waren die ersten Kalender, mit dem Jäger und Sammler bestimmen konnten, wann welche Beute gejagt und welche Früchte gesammelt werden konnten. Mit der Sesshaftigkeit nahm diese Bedeutung noch einmal zu, die Aufgänge einzelner Sternbilder markierten die Wochen, in denen ein Feld vorzubereiten, zu pflügen, zu besäen, zu bewässern war. „Ohne sie wäre keine Landwirtschaft möglich gewesen – und ohne sie wiederum gäbe es keine Städte, Tempel, Schrift, Herrschaftsstrukturen, keine Zivilisation. Zudem waren sie immens wichtig für die Navigation und Seefahrt: ohne Sternbilder hätte die Besiedlung des Pazifik nicht erfolgen können. Und nicht zuletzt haben wir den Sternbildern die ersten systematischen Beobachtungen des Himmels und die Astrologie zu verdanken – als dem ersten wissenschaftlichen Ansatz der Menschheitsgeschichte“, sagt Schrott im Interview mit dem Hanser Verlag. Er selbst hatte ebenfalls wieder aufwändige Forschungsarbeit zu leisten: „Die Quellen sind so verstreut, dass es eine eigene Forschungsreise war, sie ausfindig zu machen: in Berichten von Missionaren, Ethnologen oder Reisenden vor zweihundert Jahren, auf uralten Monumenten oder indigenen Texten und Zeichnungen, Felsmalereien. Schon die Suche danach war ein Abenteuer“, sagt der Landecker Poet.

LESUNG. Details zum Buch: „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen der Menschheit“, Erscheinungsdatum: 18.11.2024, 1.280 Seiten, Hanser Verlag, Hardcover, ISBN 978-3-446-28122-6, Österreich: 152,20 Euro. Bereits einen Tag vor Erscheinen liest Raoul Schrott in Telfs aus dem Werk: Am 17. November findet in der Bücherei & Spielothek in Telfs eine Lesung aus dem Werk und ein Gespräch mit Raoul Schrott statt.
Himmlisches Werk
Der „Atlas der Sternenhimmel und Schöpfungsmythen der Menschheit“ hat 1.280 Seiten. Foto: Hanser Verlag

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