Von Alois Pircher
So mag es nicht verwundern, dass sich sowohl der akademische Maler und Kunstvermittler Gerald K. Nitsche wie auch Pfarrer und Künstler Herbert Traxl dieses Themas angenommen haben. Künstlerische Darstellungen des Kreuzweges finden wir vorwiegend in Kirchen, aber sowohl Nitsche wie auch Traxl erarbeiten „ihren“ Kreuzweg in freier Natur. Pfarrer Traxl setzt seinen Kreuzweg am Krahberg (am Zammer Hausberg) um. Nitsche erarbeitete seinen Kreuzweg schon ab 1997 auf der türkischen Insel Burgaz im Marmara-Meer.
15 KUNSTWERKE. Anhand von 15 Kunstwerken zeigt Nitsche seine Interpretation der uralten Darstellung des Leidenswegs auf Burgaz. In weitläufigen Gärten, auf einer der sogenannten Prinzeninseln, schuf der Künstler gemeinsam mit Schülern des St. Georgs-Kollegs und muslimischen Arbeitern eine beeindruckende künstlerische Arbeit. Zwei Jahre dauerte das künstlerisch-religiöse Projekt. Nitsche meint, durch seine Arbeit will er zum Nachdenken anregen, aber auch das Gefühl für die Natur schärfen. Wenn wir unseren Gefühlen vertrauen und das Gute im Menschen sehen, können wir alle erkennen, wie schön das Leben ist, so Nitsche. Traxl schuf seinen von Betonstelen gesäumten Weg der Erlösung am Venet. Durch die künstlerischen Arbeiten am Erlösungsweg soll der Betrachter angeregt werden an „Größeres“ zu denken. Durch die angesprochenen Gefühle sollen sich neue Möglichkeiten für den Betrachter öffnen. Der Wanderer solle eine persönliche Bereicherung aus dem Leiden Jesu für sein eigenes Leben erfahren.
DER PFARRER UND DER KUNSTVERMITTLER. So unterschiedlich die Ausbildung und der Lebensweg beider Künstler erscheinen mag, so eint beide Persönlichkeiten Grundsätzliches. Sowohl Nitsche wie auch Pfarrer Traxl schöpfen Kraft aus der Kunst. Beide lassen in ihren Werken eine unbändige Liebe zur Natur und auch zu den Menschen erkennen. Menschlichkeit sowie Sorge um die Schwachen und Benachteiligten war für beide Triebkraft ihres Handelns. Mit dieser Ausstellung eröffnet die Galerie auf der Kronburg ihr heuriges Ausstellungsjahr. Traxl zeigt Grafiken seiner Stelen, ergänzt mit Texten der Schriftstellerin Margh Malina. Auch eigene Gedanken Traxls finden sich, kombiniert mit stimmungsvollen Fotografien. Höhepunkt der Ausstellung von Pfarrer Traxl sind zwei Bilder der Venet-Kapelle, fotografiert von Dr. Kappacher und Pfarrer Walch, und ein großartiges Gemälde des Künstlers „seiner“ Kapelle.
GEKREUZIGTER CHRISTUS. Beim Betreten der Ausstellung springt einem ein großes Ölgemälde des gekreuzigten Christus von Ge-rald K. Nitsche ins Auge. Dieses Bild steht für die ganze Ausstellung. Einerseits zeigt es uns das Leiden des Herrn – es steht für unser aller Leiden –, anderseits entspringt diesem dramatischen Bild auch wieder große Hoffnung. Ergänzend zu diesem Werk zeigt Nitsche Fotografien und ergänzende Texte seiner Kreuzwegstationen auf Burgaz.
KÜNSTLER UND MUSIKER. Weil die Musiker kurzfristig absagen mussten, übernahm Traxl auch diesen Part und eröffnete die Ausstellung auf seiner Mundharmonika auch musikalisch. LR Toni Mattle ließ es sich nicht nehmen, der Eröffnung beizuwohnen. Die Ausstellung, sowohl Kunstgenuss wie auch Möglichkeit zur inneren Einkehr, ist täglich bis 25. April 2022 geöffnet. Am Sonntag, den 27. März stehen beide Künstler dem interessierten Publikum Rede und Antwort.
Schwester Barbara und Herbert Traxl begrüßen die Gäste RS-Foto: Pircher
Der dornengekrönte Christus von Gerald K. Nitsche RS-Foto: Pircher
Grafik (Herbert Traxl) – Gedanken (Margh Malina) RS-Foto: Pircher