Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Schreiben ist Selbstquarantäne“

Raoul Schrott arbeitet an einem Roman und weiterhin am Sternenhimmel-Megaprojekt

Den Corona-Lockdown hat Raoul Schrott genutzt, um an einem neuen Roman zu arbeiten und Erzählungen verschiedenster Kulturen zu ihren Sternenhimmeln zu sammeln.
26. Oktober 2020 | von Daniel Haueis
„Schreiben ist Selbstquarantäne“<br />
Raoul Schrott hat zuletzt coronabedingt mehr geschrieben als gelesen. RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis

Raoul Schrott lebt nicht nur im Wald, sondern mitten im Wald des Bregenzerwaldes. „Corona“ hat an seiner eigentlichen Arbeit zwar wenig geändert: „Schreiben ist ohnehin Selbstquarantäne“, sagt der in Landeck aufgewachsene Poet – die Folgen des Lockdowns haben aber auch ihn erreicht: Die allgemein gedrücktere Stimmung habe sich auch im Bregenzerwald niedergeschlagen, sagt Schrott. Und als Künstler ist ihm aufgrund der Pandemie eine Einnahmequelle abhanden gekommen: „Man lebt von Lesungen.“ Weniger Zeit, sein Einkommen zu erhöhen, hat Schrott sein schriftstellerisches Werk zu erweitern begonnen: „Ein Roman ist in Arbeit“, sagt der Landecker, ohne mehr verraten zu wollen – außer: „Der macht soweit Spaß.“ Und mit seinem Megaprojekt „Sternenhimmel“ wird er wohl wieder internationale Beachtung finden – es ist weiterhin in Arbeit: Die Sternenbilder von 17 Kulturen, von den Navajo über die Maori bis zu den Tuareg, hat er erforscht. „Das sind die ältesten Bilderbücher“, so Schrott. Und zu den Sternbildern seien Geschichten erzählt worden. Allerdings steht Schrott vor demselben Problem wie vergangenes Jahr: Er muss einen Sponsor für die Grafik finden – die Sternenhimmel müssen für die Buchpublikation gezeichnet werden.

BESTSELLER ERSTE ERDE EPOS. Nachdem Schreiben für Schrott die „konzentrierteste Form des Nachdenkens“ ist, war alles, was er geschrieben hat, eine Herausforderung: „Daher hab ich auch Bücher gemacht“, sagt Schrott. Aber Herausforderungen sollen auch Spaß machen, am meisten davon hat bisher „Die Kunst an nichts zu glauben“ (ISBN 3446249656) gemacht, der Lyrikband, in dem Gedichte einer Art atheistischer Bibel denen Schrotts gegenübergestellt sind. „Das mag ich wirklich gern das Buch“, sagt er noch heute, fünf Jahre nach Erscheinen. Die „Sternenhimmel“ werden ein Megaprojekt, das war aber auch bereits „Erste Erde Epos“ (ISBN 3446252827): Sieben Jahre lang hat Schrott an den Entstehungsmythen der Welt geschrieben, die schließlich im Jahr 2016 mit fast biblischem Umfang (850 Seiten) erschienen sind. Bemerkenswerter Weise war „Erste Erde Epos“ einer der bestverkauften „Schrotts“: 70000 Exemplare des mittlerweile auch als Taschenbuch (ISBN 3423146273) erschienenen Werkes wurden verkauft – es gibt also viele Menschen, die von Raoul Schrott an die Anfänge zurückgeführt werden, das Leben von ihm von Beginn an aufgerollt haben möchten. Schrotts Ilias-Übertragung (ISBN 978-3446230460, auch als Taschen- und als Hörbuch) oder „Gilgamesh“ (ISBN 3446200606, ebenfalls als Taschen- und als Hörbuch erhältlich) aus seiner Feder führen ebenfalls zu Anfängen zurück wie „Die Erfindung der Poesie“ (ISBN 3821847700). Und nun schreibt -Raoul Schrott wieder an einem Anfang, jenem der Erzählungen zu den Sternbildern der Kulturen dieser Welt.

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