Artikel teilen
Artikel teilen >

Tanzende Sterne, aus dem Chaos geboren

Künstler Reinhold Traxl lebt bereits sein halbes Leben in Italien

Seit vier Jahrzehnten lebt Reinhold Traxl in Mittelitalien, sozusagen inmitten der Kunstgeschichte und inmitten seiner größten Lehrmeister. Und auch der aus Landeck stammende Künstler kann mit 80 Jahren noch einen „tanzenden Stern“ gebären.
22. April 2025 | von Daniel Haueis
Tanzende Sterne, aus dem Chaos geboren
Reinhold Traxl in der Gießerei Strada in Chianti mit einem Bronzeguss-Modell, 120x120x120cm Foto: Astrid Meert
Reinhold Traxl lebt seit 40 Jahren in der Nähe von Siena, also in dem Land, das seine größten Lehrmeister hervorgebracht hat. Und da der Lebenssinn des Absolventen der Akademie der bildenden Künste Wien (u.a. bei Wotruba) auch mit 80 Jahren die Arbeit im Sinne der Gestaltung ist, ist „das Leben in Italien, mitten in dieser hohen Kultur, mein größter Lehrmeister“, wie er selbst sagt. Wenn man ihn kurz vor dem 81. Geburtstag (am 18. Mai) fragt, wo er heute zu stehen glaubt, überrascht er mit Katsushika Hokusai (bekannt wegen das fast 200 Jahre alten Werkes „Die große Welle vor Kanagawa“): „Er sagte, erst ab dem 70. Lebensjahr begreift man die Dinge.“ Und Traxl fügt an: „Es stimmt. In den letzten zehn Jahren bekamen meine Bilder und Skulpturen Festigkeit und Substanz. Skulptur und Malerei ist endlich ein Duktus.“ Zu sehen wird dies auch in Hokusais Heimat sein: Reinhold Traxl stellt heuer eine große Bronzeskulptur für Japan fertig, weshalb er derzeit oft in einer Gießerei nahe Florenz arbeitet – also noch einmal näher an der italienischen Kunstgeschichte.

KUNST ALS LIEBE. Östliches stellt auch Kunsthistorikerin Ruth Haas-Triendl an Traxl fest: „Je älter er wird, umso mehr sieht Traxl sein künstlerisches Tun als eine Form der Liebe und entdeckt Übereinstimmungen in der asiatischen Kunstphilosophie: Der Künstler, die Künstlerin tritt in einem zen-buddhistischen Sinn an, die Welt zu verschönern. Das bindet die Schönheit an Werte, die wir im westlichen Diskurs nicht (mehr!) haben“, schreibt sie in ihrem Text zu einer Ausstellung, die Traxl nun nach Tirol führt: Die Stadt Hall hat ihn eingeladen, in der Burg ­Hasegg seine bislang letzten Werke zu zeigen. Und diese künstlerische Rückkehr Traxls in die Heimat begleitet die ebenfalls aus Landeck stammende ­Haas-Triendl, die seine Arbeit am besten kennt und auch seine Kuratorin ist. Sie erinnert in ihrem Text zur Ausstellung an Friedrich Nietzsches Zarathustra: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Dieses Chaos, im Sinne einer äußeren Ordnung, aber inneren Bewegtheit, sei Ausgangspunkt freien Denkens und Handelns und damit Grundvoraussetzung, um künstlerisch arbeiten zu können. Und die Konstanten in Traxls Werk seien eben: Einbruch des Gewohnten, Ausbruch aus der Routine und Aufbruch zu Neuem. Seine Arbeiten in Tempera auf Holz oder Leinen gehorchen denselben Prinzipien wie seine plastischen Werke, sagt Haas-Triendl: Einfachheit und Klarheit. Und auch Schönheit, die aber erst zum Tragen kommt, wenn der Künstler – und so auch Traxl – „zulässt, dass aus dem Chaos, das er in sich trägt, ein tanzender Stern geboren wird!“ Tipp: Einen guten Überblick über Traxls Schaffen kann man sich auf traxl.info verschaffen – ihn persönlich kennenlernen kann man demnächst in Hall (siehe Kästchen: „Traxl in Hall“).


Reinhold Traxl in Hall
Reinhold Traxl zeigt „von außen nach innen“ in der Burg Hasegg/Münzerturm in Hall. Er stellt Malerei und Plastik aus. Bei der Vernissage am 25. April um 19 Uhr spricht Kunsthis­torikerin Mag. Ruth Haas-Triendl. Zu sehen sind Traxls Werke bis 11. Mai Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Wer’s nicht nach Hall schafft, kann Traxls Werke im Katalog genießen – herunterzuladen auf www.altstadtgaleriehall.com/aktuelle-ausstellung oder gedruckt käuflich zu erwerben.
Tanzende Sterne, aus dem Chaos geboren
Traxls Malerei „Renaissance“, Tempera auf Leinen Maß 150x120cm Foto: Reinhold Traxl
Tanzende Sterne, aus dem Chaos geboren
Reinhold Traxl in der Gießerei Strada in Chianti mit einem Bronzeguss-Modell, 120x120x120cm Foto: Astrid Meert

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.