1.392 Landwirte stellen heuer einen Mehrfachantrag – und die 85 Bewirtschafterwechsel im vergangenen Jahr zeugen davon, dass es auch weitergeht. Hinzu kommen recht gute äußere Umstände, etwa kaum Unwetter im vergangenen Jahr und eine gute Grundfuttersituation. Ein guter Milchpreis (fast 60 Cent) und gute Preise bei den Zuchtviehversteigerungen (Rinder um die 2.400 Euro, Erstlingskühe knapp 3.000 Euro) wirken sich ebenso aus: Im Bezirk gibt’s immerhin 217 Milchlieferanten, die 7 Millionen kg Milch pro Jahr an die Tirol Milch liefern. Auch die Direktvermarktung im Bezirk läuft: Rund 400 Rinder jährlich werden geschlachtet und vielfach an die Seilbahnen verkauft, vor allem am Sonnenplateau und im Paznaun, aber auch ans Krankenhaus St. Vinzenz oder im Rahmen der Initiative „Landeck Premium Rind“ der Firma Grissemann. Eine große Hilfe ist die Indexanpassung der Förderungen, die BM Norbert Totschnig erreicht hat. Monz’ großer Wunsch ist, dass die Abgeltungen auch in der EU-Finanzperiode nach 2027 erhalten bleiben.
PROBLEME. Freilich gibt’s auch genügend kritische Themen – etwa die Teuerung. Was ein Bauer vielleicht beim Milchpreis einholt, hat er für steigende Betriebsmittelpreise wieder auszugeben. Hinzu kommen Unwägbarkeiten wie fehlender Niederschlag, dem man mit umweltschonenden Beregnungsanlagen begegnen will (wenn Braunkehlchen & Co. dies nicht verhindern), auch die Blauzungenkrankheit, die vorerst eher im Unterland aufgetreten ist, oder der Tierärztemangel. Fürs Paznaun und Stanzertal wurde inzwischen eine Lösung gefunden: Von den Bauern und Gemeinden wird eine Kasse gespeist, aus der die Anfahrten finanziert werden. Der Maikäfer ist ebenso eine Herausforderung – hier ist Pilzgerste das Mittel der Wahl, die in die Grünflächen eingebracht wird und die den Pilz so auf die Engerlinge überträgt. Investiert werden muss von so manchem Bauern ins Tierwohl: „Der Aufwand ist enorm, aber es gibt jetzt eine reine Landesförderung bis zu 40 Prozent“, kann Elmar Monz über Laufställe u.ä. berichten. Die Almen stehen ebenso vor Herausforderungen: In Landeck wird viel Unterländer Vieh gealpt, das auch weiterhin hier aufgetrieben werden sollte, um die Almen betreiben zu können. Und auch die Kosten fürs Almpersonal sind herausfordernd, sofern qualifizierte Mitarbeiter überhaupt noch zu finden sind.
KLEINES STANDBEIN. Elmar Monz rät den Bauern zu Photovoltaikanlagen – und zwar auf den Stalldächern und nicht auf den Wiesen. Mittels Energiegemeinschaften könnte es so auch zu einem Zusatzeinkommen ohne zusätzliche tägliche Arbeitsbelastung kommen (was angesichts von fast 100 Prozent Nebenerwerbsbetrieben auch nötig ist): „Das könnte ein zusätzliches kleines Standbein sein“, sagt Elmar Monz. An die Zukunft des Klimas denken natürlich auch die Bauernvertreter: Landeck nimmt daher an der Initiative „Berglandwirtschaft – ein gutes Klima“ teil – Bewusstseinsbildung, aber auch Versuchsflächen mit trockenresistenten Grünlandmischungen oder Beweidungsversuche gegen Naturgefahren sind Thema. Meteorologe Karl Gabl nimmt sich des Themas auch bei einer Veranstaltung der grenzüberschreitenden Kooperation mit Graubünden und dem Vinschgau an.
Nutzflächen
• nahezu alle Betriebe im Nebenerwerb, drei Viertel in den (ehemaligen) Erschwerniszonen 3 und 4
• 7.079 Hektar ohne und 23.139 Hektar mit Almen
• rund 200 Hektar davon Ackerflächen, der allergrößte Teil ist also Grünland
• ca. 40 Hektar Obstbau, davon 25 Hektar Intensivobstanlagen
• 5,5 Hektar pro Betrieb (Durchschnitt)
• 4,5 Kühe pro Betrieb (Durchschnitt)
Almen
• rund 100 Almen im Bezirk
• davon 26 Sennalmen, fünf weitere mit Milchablieferung
• 1.500 Kühe auf den Sennalmen geben 1 Million kg Milch, aus denen
• 90.000 kg Käse und 30.000 kg Butter erzeugt werden
Tierbestand
• Rinder: 9.321; Rinderhalter: 895
• Pferde/Pony/Esel: 1.226; Pferdehalter: 295
• Schafe: 6.437; Schafhalter: 249
• Ziegen: 2.329; Ziegenhalter: 241
• Geflügel: 17.785; Geflügelhalter: 403
• Schweine: 608; Schweinehalter: 205
Tbc erfordert „dramatische Maßnahmen“
Das Vieh im Stall ist mitunter von Tbc bedroht: Vier Höfe sind aktuell gesperrt. Ein runder Tisch hat Anfang Februar stattgefunden, wobei Jägerschaft, Forst, Landwirtschaftskammer, Politiker und Bezirkshauptmannschaft zusammengesessen sind. „Das wird nicht in einem Jahr gelöst werden“, sagt Monz über die Tierseuche, die z.B. vom Wild auf Rinder auf den Almen übertragen wird. Er erwartet „dramatische Maßnahmen“ beim Rotwild, das stark reduziert werden müsse. Die Jägerschaft in der Problemregion hinteres Stanzertal lobt Monz: Die Abschusserfüllung habe dort 100 Prozent betragen. Aber es muss eben noch mehr passieren, denn es werden Betriebe gesperrt, mitunter deren gesamter Bestand geschlachtet, auch die Übertragung auf den Menschen ist grundsätzlich möglich. Monz befürchtet als weitere Tbc-Folge, dass Unterländer Vieh vielleicht nicht mehr auf Landecker Almen aufgetrieben wird. Infoveranstaltungen für Auftreiber und Almverantwortliche im Stanzertal und in Galtür folgen. Da seit 2016 Tbc-Untersuchungen des Rotwildes im Bezirk durchgeführt werden, sagt Monz: „Wir haben es früh genug erkannt … wir sind auf einem guten Weg.“
Elmar Monz: „Ein sehr gutes Jahr 2024“ RS-Fotos: Haueis
Peter Frank: Direktvermarktung im Bezirk funktioniert RS-Fotos: Haueis