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Gutes Futter – gutes Essen

Der Almsommer im Bezirk war sehr gut

Die Witterung war für das Futter der Tiere auf den Land­ecker Almen günstig. Das freut auch den Menschen, der nun besten Almbutter und -käse genießen kann.
8. Oktober 2024 | von Daniel Haueis
Gutes Futter – gutes Essen
Das Team der Bauernkammer Landeck informiert sich über aktuelle Projekte, u. a. bei der Almfortbildung auf der Projektalm von Urban Lentsch im Verpeil. Im Bild: Stefanie Siehs, Johannes Reinalter, Larissa Wachter-Maaß, Almexperte Dr. Michael Machatschek, Johann Thurner und Dietmar Obertimpfler (v. l.). Foto: Frank
„Die Bilanz zum Almsommer 2024 ist sehr positiv“, lautet das Fazit von Landwirtschaftskammerchef Ing. Mag. (FH) Peter Frank. Ausreichende Niederschläge haben zu einer sehr guten Futtersituation geführt, was sich positiv auf Ernährungszustand, Milchmenge und Milchqualität ausgewirkt hat. „Die weltbeste Almbutter und der weltbeste Almkäse kommen von unseren Sennalmen. Diese Lebensmittel überzeugen mit höchsten Gehaltswerten an gesundmachenden Inhaltsstoffen“, sagt Frank und hebt etwa die Omega-3-Fettsäure, die konjungierten Linolsäuren sowie Vitamin A und D hervor. Auf den 26 Sennalmen im Bezirk befinden sich ca. 1.500 Kühe, von denen ca. 1 Million kg Milch gemolken werden. Das ergibt rund 90.000 kg Käse und 30.000 kg Butter bester Qualität. Das Angebot an Almkäse ist heuer ausreichend – die Bauern verkaufen ihn ab Hof oder bei Märkten wie dem Frischemarkt in Landeck.

SONDERFALL SENNALM. Auf den 26 Sennalmen im Bezirk findet die Almwirtschaft in einzigartiger und ursprünglichster Form statt: Die Almmilch wird auf der Alm von qualifiziertem und motiviertem Personal zu hochwertigsten Produkten ver­edelt. „In keiner anderen Region in Tirol oder in Österreich gibt es so viele Sennalmen wie im Bezirk Land­eck. Da haben wir tatsächlich ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal, denn über die Hälfte der Senn­almen von Tirol befinden sich im Bezirk“, berichtet Peter Frank über diese höchste Stufe der Almwirtschaft mit jahrtausendelanger Tradition.

NUTZEN. Generell reduziert die Beweidung der obersten Stockwerke die Naturgefahren: In Hochlagen, wo keine Beweidung stattfindet, friert der Schnee an der langen Vegetation an. Geht er dann als Schneebrett oder Lawine ab, reißt der gefrorene Schnee die Pflanzen samt Wurzeln mit dem Boden heraus. Dieser ungeschützte Boden ist bei Niederschlägen besonders verletzbar und wird bei starken Niederschlägen mitunter zur Mure. „Tritt und Verbiss sind Hochwasserschutz und Lawinenverbauung im Kleinen, aufgrund der großflächigen Nutzung durch die Beweidung jedoch sehr wirksam“, sagt Peter Frank. Von Nutzen sind die Almen aber auch als Sehnsuchtsort und Rückzugsort für Einheimische und Gäste. Das Ursprüngliche und Traditionelle wird sehr gesucht und geschätzt, dementsprechend ist die Besucherfrequenz auch heuer durchwegs sehr gut gewesen, berichten die Almbewirtschafter.



Wermutstropfen

In puncto Wolf ist der heurige Almsommer sehr ruhig verlaufen: Es gab keine Meldungen von Rissen oder beunruhigten Herden. Getrübt ist die Bilanz jedoch durch den Bären, der auf der Alpe Stalanz in Ried Schafe gerissen hat. Er konnte mittels DNA „eindeutig als todbringendes Raubtier nachgewiesen werden. Dieser Bär wurde auch mehrfach am helllichten Tag gesichtet. Was die Anwesenheit eines Raubtieres im Almgebiet für das Hirtenpersonal bedeutet, ist unvorstellbar“, muss Peter Frank feststellen. Wermutstropfen gibt’s aber auch bei den Herdenschutzprojekten im Bezirk: Nicht am Lader Heuberg, aber bei den anderen beiden Almen wurden nur mehr gut halb so viele aufgetriebene Tiere wie vor Projektbeginn verzeichnet: „Die Bauern sind auf andere Almen ausgewichen oder haben ihre Schafe am Heimbetrieb belassen“, kann Frank nicht von uneingeschränkter Zustimmung berichten. Gestiegen sind die Aufwendungen für das Hirtenpersonal, Frank erwartet bei den Projektalmen z.B. eine deutliche Steigerung der Kosten pro gealptem Schaf: Die Vollkosten werden laut Frank mehr als 300 Euro pro Schaf ausmachen, insbesondere wenn die Kosten für die Beratung und Betreuung durch das Land Tirol mit eingerechnet werden. Herdenschutzmaßnahmen ließen sich zudem auch nicht mit den Grundsätzen der ordnungsgemäßen Almwirtschaft vereinbaren, deren Kernelemente bei den Schafen der sehr frühzeitige Auftrieb und das großflächige Beweiden von sehr exponierten Flächen sei. Das Herdenschutz-Fazit Franks lautet daher: „Die Projektalmen zeigen, dass derartige Herdenschutzmaßnahmen nicht im gesamten Land umsetzbar sind und schlichtweg unverhältnismäßig sind.“ Auf Grundlage der Projektalmen sei es dem Land Tirol aber weiterhin möglich Abschuss-Verordnungen für Schad- und Risikowölfe zu erlassen.

UNWETTER. Es hat zwar erst Mitte September heruntergeschneit. Teilweise zu beklagen waren heuer aber Unwetter und Starkniederschläge, die zu Problemen bei den Zufahrtswegen und zu Vermurungen und Verwüstungen von Almfutterflächen geführt haben; besonders im Arlberggebiet. Hier stehen noch umfangreiche Aufräumungsarbeiten bei den Weideflächen an. Und die werden sicherlich auch durchgeführt, denn das Interesse der Landecker Bauern an der Almwirtschaft ist groß. Knapp 200 Bauern informierten sich vergangenen Sommer bei Fachveranstaltungen auf der Alpe Rendl in St. Anton oder beim grenzüberscheitenden Austausch im Unterengadin über aktuelle Themen. Und auch beim Team der Bauernkammer Landeck hat die Almwirtschaft einen besonderen Stellenwert in der Beratung und der Weiterbildung, „damit alle Betriebe im Bezirk bestmögliche Unterstützung erhalten“, verspricht der Kammerchef.

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