Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Land Tirol hilft finanziell

Landeck sagt „Ja“ zum Erhalt der Venetbahn

Die angekündigte Weichenstellung für die Zukunft der Venet Bergbahnen AG ist am Donnerstagabend erfolgt: Die Pletzer Bergbahnen Beteiligungs-GmbH aus Hopfgarten übernimmt ab 1. Mai 2024 die Mehrheitsanteile (80 Prozent) am 57 Jahre alten lokalen Bergbahnunternehmen, der Rest bleibt bei den bisherigen Eigentümern.
30. April 2024 | von Von Herbert Tiefenbacher/Alois Pircher/Daniel Haueis
Land Tirol hilft finanziell
Anton Pletzer (M.) mit Freund Alt-LH Günther Platter (l.) und seinem langjährigen Vertrauten und Seilbahnprofi Friedl Eberl, mit dem er die Geschäfte führen wird (das Venet-Team vor Ort samt Betriebsleiter bleibt). Foto: platzermedia
Das Wichtigste vorab: Fast gleichzeitig entschieden die bisherigen Eigentümer der Venet Bergbahnen AG (Gemeinden Landeck und Zams sowie der TVB TirolWest) über die Zukunft ihres Hausberges. Das Ergebnis dieser Abstimmungen ist ein klares Votum für den Einstieg der Pletzer Bergbahnen Beteiligungs-GmbH. Damit setzen die drei Eigentümer ihr Vertrauen in die Fähigkeiten der Pletzer Gruppe, die es braucht, um den „Venet“ als Erholungs-, Freizeit- und Sportinfrastruktur ohne die Geldspritzen, die die beiden Gemeindehaushalte in besonderem Maße belasten, zu betreiben und dauerhaft zu erhalten. Das schafften die bisherigen Eigentümer zugegebener Maßen in der Vergangenheit nicht. Als Alternative hätte die Venetbahn geschlossen werden müssen. Eine Schließung würde mehrere Millionen Euro kos­ten.

INVESTITION. Die nach langen Verhandlugen getroffenen Vereinbarungen wurden in einer Absichtserklärung (LoI) festgelegt. Zugesichert wird darin der Pletzer Gruppe, dass sich die derzeitigen Eigentümer an einer Investition von 15 Mio. Euro in die Modernisierung und Sanierung der Infrastruktur am Venet (Pendelbahn, Beschneiungsanlage, Weinbergbahn und Fuhrpark) beteiligen. 10,5 Mio. Euro davon haben die Gemeinden Landeck und Zams (je 4 Mio. Euro) sowie der TVB TirolWest (2,5 Mio. Euro) gemeinsam aufzubringen. Die restliche Finanzierung übernimmt die Pletzer Gruppe. Vor allem die Liste „Zukunft Landeck“ meldete im Vorfeld in Anbetracht der finanziellen Situation der Stadt einige Bedenken im Hinblick auf die vereinbarte Finanzierung des angedachten Investitionsprojektes an. Man befürchtete, dass dadurch andere wichtige Projekte in Landeck nicht umgesetzt werden können.

DEBATTE VOM TISCH. Die Debatte um die Leistbarkeit der Neuausrichtung des „Venets“ und die damit verbundene Neuinvestition für die Stadt ist inzwischen vom Tisch. Das bewog einige Gemeindemandatare sich kurzfristig umzuentscheiden. „Mit der Zusage des Landes Tirol für eine Liquiditätsunterstützung von drei Millionen Euro ist die Rechnung diesbezüglich jetzt eine andere, ansonsten müssten wir zur Weiterführung der Venetbahn nein sagen“, erklärte der Obmann der Liste „Zukunft Landeck“ Mathias Niederbacher. Er wies auch kritisch auf die mangelnde Transparenz bei der Finanzierung hin. Auch Fraktionskollege Finanz-StR Jakob Egg meinte, dass für die Stadt die Neuinvestition ohne Unterstützung des Landes nicht stemmbar wäre. Diese Liquiditätsunterstützung des Landes ist kein spezieller Zuschuss für die geplanten Investitionen am Venet, sondern ist zur Unterstützung für die Realisierung anderer Infrastrukturprojekte in Landeck und besteht aus jährlichen Zahlungen von 300.000 Euro über die Dauer von zehn Jahren. Dasselbe gilt natürlich auch für Zams.

ERFREUT. Bgm. Herbert Mayer betonte, dass die Zeit gedrängt habe und die Verhandlungen sich gezogen hätten. „Mein Ansatz bei den Verhandlungen war immer, dass der Venet wichtig für den Talkessel ist, aber für die Stadt Landeck muss es leistbar sein“, sagte Mayer. Venet-Aufsichtsratvorsitzender und VBgm. Thomas Hittler zeigte sich erfreut, dass es gelungen ist, diese Lösung mit der Pletzer Gruppe zusammenzubringen. Bei der Abstimmung im Landecker Gemeinderat stimmten 15 Mandatare für den „Pletzer“-Einstieg und vier Mandatare der Liste „Zukunft Land­eck“ stimmten dagegen.




Große Mehrheit im TVB

Gespannte Erwartung herrschte bei der Vollversammlung des TVB TirolWest vor der Abstimmung zu dem Deal mit der Pletzer Holding.

Obmann Conny Geiger appellierte in seiner Begrüßung die Chance zu nützen, die der Einstieg des Seilbahnprofis Pletzer der Region bringt. Notar Oskar Platter – er ist auch Aufsichtsrat der Venet AG – präsentierte dann in Auszügen den Letter of Indent (Absichtserklärung), welchen die Venet AG mit der Pletzer Holding vereinbart hat. Vereinzelt wurden kritische Stimmen laut, die monierten, dass dieser LoI den Mitgliedern nicht präsentiert wurde. Einige weitere Einwände wurden vom Notar und Obmann Geiger zurückgewiesen. Nachdem sich die beiden Unternehmer Erwin Bouvier jun. und Markus Müller für den Geschäftsmann Toni Pletzer verbürgten und auf die große Chance hinwiesen, die das Investment von Pletzer für die Region bedeutet, war der Ausgang der Abstimmung nur mehr Formsache: Für die Umwandlung der Venet AG in eine Venet GmbH (80% Pletzer, je 8% Gemeinden Landeck und Zams, 4% TVB) stimmten 110 Personen (728 Stimmen). 22 Stimmberechtigte (60 Stimmen) waren dagegen. Zur Finanzierung des Anteils für den TVB (2,5 Mio. Euro) ist eine Erhöhung der Aufenthaltsabgabe und des Promillesatzes notwendig. Auch hier stimmte die Vollversammlung mit großer Mehrheit zu: Für die Erhöhung der Aufenthaltsabgabe stimmten 103 Stimmberechtigte (740 Stimmen), 25 Personen (44 Stimmen) waren dagegen. Ebenso deutlich war die Zustimmung zur Erhöhung des Promillesatzes: 90 Stimmberechtigte (708 Stimmen) stimmten zu, 37 Stimmberechtigte (75 Stimmen) waren dagegen. Obmann Geiger dankte der Vollversammlung und versprach, dass die Firma Pletzer ihre Pläne für den Venet im Juni vorstellen werde.




Einstimmig für „Pletzer“

Zams: 15:0. Für die Lösung mit dem Unternehmen Pletzer sprachen sich alle 15 Zammer Gemeinderäte aus.

Nachdem die Gemeinde in den letzten zehn Jahren 7 Millionen für den „Venet“ bezahlen musste, ist man mit den nunmehrigen 4 Millionen Euro (plus 0,5 Millionen Abgangsdeckung minus Landeshilfen) für eine 20-jährige Betriebspflicht offensichtlich zufrieden. Zudem bleibt das Vermögen des Riefenlifts (Ratrac u.ä.) beim Lift – ob die beliebte und mit viel ehrenamtlichem Engagement betriebene kurze Aufstiegshilfe Teil der Gesellschaft bleibt oder herausgelöst wird, ist noch offen. Und in puncto wertvolle Flächen (z.B. Venetbahn-Parkplatz) hat die Gemeinde via Widmung jederzeit Einflussmöglichkeiten, merkte Bgm. Benedikt Lentsch an. An Alt-LH Günther Platter hat der Dorfchef in der Sitzung das Wort erteilt. Und dieser betonte, dass man sich auf das Unternehmen Pletzer verlassen könne und Komm.-R. Anton Pletzer einen besonderen Ehrgeiz habe zu zeigen, dass die Venetbahn sanierbar ist. Es war ihm – der schon vor zwei Jahren mit Pletzer Kontakt aufgenommen hat – eine Ehre mitzuhelfen, und er würde sich schämen, wenn er (wie Gerüchte besagten) für sein Engagement Geld genommen hätte. Ein Abbau der Venetbahn (Schätzung: 7,5 Millionen) wäre jedenfalls „ein Irrsinn“ gewesen, so Platter: Kosten, aber keine Wertschöpfung und keine Arbeitsplätze. Fazit: Alle SP- und VP-Mandatare stimmten für die Lösung mit der Pletzer Bergbahnen Beteiligungs-GmbH.



„Wir glauben an eine Zukunft“

Vier Fragen an Komm.-R. Anton Pletzer

RUNDSCHAU: Sie werden heuer 80 Jahre alt. Weshalb tun Sie sich den „Venet“ an?
Komm.-R. Anton Pletzer:
Ich bin seit über 60 Jahren unternehmerisch tätig und noch lange nicht müde. Über die Vermittlung meines Freundes Alt-LH Günther Platter wurde der Kontakt zu den Verantwortlichen der Venetbahn hergestellt. Wir haben den Betrieb in den letzten Monaten sehr genau durchleuchtet und glauben an eine Zukunft für die Bahn.

RUNDSCHAU: Sie haben laut Alt-LH Günther Platter einen besonderen Ehrgeiz zu zeigen, dass das Unternehmen sanierbar ist. Weshalb dieser Ehrgeiz?
Komm.-R. Anton Pletzer: Ich habe in meiner unternehmerischen Laufbahn viele totgeglaubte Betriebe wieder auf Vordermann gebracht. Das geht aber nicht alleine. Man braucht ein gutes Team und den Rückhalt vor Ort. Deshalb freut mich auch die klare Entscheidungsfindung in den Gemeinderäten und im TVB.

RUNDSCHAU: Wird dieser Ehrgeiz auch von Ihren möglichen Nachfolgern geteilt?
Komm.-R. Anton Pletzer:
Ich entscheide in der Pletzer Gruppe nicht alleine. Meine Söhne und die nächste Generation sind bereits eng eingebunden. Zusätzlich habe ich beim Venet mit Friedl Eberl einen langjährigen Vertrauten und erfahrenen Seilbahnprofi mit an Bord.

RUNDSCHAU: Was sollen die Landecker und Zammer über ihren Hausberg in einem oder zwei Jahren sagen, was in zehn Jahren?
Komm.-R. Anton Pletzer:
Wir wollen hier am Venet und für die Region etwas bewegen. So wie es zuletzt gelaufen ist, kann es jedenfalls nicht weitergehen. Das wäre ein Tod auf Raten. Der Venet soll wieder ein Aushängeschild werden, auf den die Einheimischen stolz sind und dort gerne ihre Freizeit verbringen.
Land Tirol hilft finanziell
Im Landecker Gemeinderat stimmten 15 Mandatare für den „Pletzer“-Einstieg und vier Mandatare stimmten dagegen. RS-Foto: Tiefenbacher
Land Tirol hilft finanziell
Erleichterung nach dem Beschluss in Zams: VBgm. Simon Zangerl, GR Christo Hammerl und Bgm. Benedikt Lentsch (v. l.). RS-Foto: Haueis
Land Tirol hilft finanziell
Selten war das Interesse an einer TVB-Vollversammlung so groß wie beim Venet-Entscheid. RS-Foto: Pircher

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.