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Mehrzweck-Projekt wurde nun eingereicht

In Prutz soll „Beregnungskraftwerk“ errichtet werden

Die Beregnungsgenossenschaft Prutz reichte im Mai 2024 das innovative Mehrzweck-Projekt „Beregnungsanlage in Kombination mit Kleinkraftwerk“ bei der Wasserrechtsbehörde (BH Landeck) ein. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 2,6 Mio. Euro.
9. Juli 2024 | von Herbert Tiefenbacher
Mehrzweck-Projekt wurde nun eingereicht
Mit der neuen Beregnungsanlage sollen in Prutz ca. 115 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen bewässert werden. In Kombination mit dem Bau dieser Anlage soll ein Kleinkraftwerk errichtet werden. RS-Foto: Tiefenbacher
Die Ärmel hochkrempeln und es anpacken, denn es lassen sich immer Mittel und Wege finden, um Probleme zu lösen, dachten sich wohl die Mitglieder des Ortsbauernausschusses in Prutz und gingen das Problem mit der Abdeckung des Wasserbedarfs auf Kulturflächen in Prutz an. Zu schaffen macht hier insbesondere die Trockenheit. Prutz kommt in einem extremen Trockenjahr nur auf 440 Liter oder Millimeter pro Quadratmeter Niederschlag. Das ist wenig, zum Vergleich: Mallorca hat 450 Millimeter bzw. Liter. Für die Landwirtschaft in Prutz bedeutet dies vor allem eines: zu geringe Bodenfeuchtigkeit. Und was die Situation zusätzlich verschärft, sind die Trockenperioden. Ein bis drei Mal pro Jahr müssen in Prutz Trockenperioden über jeweils zwei Wochen während der Vegetationszeit einkalkuliert werden. Es gibt zwar eine Bewässerungsanlage, aber diese ist bereits in die Jahre gekommen und mit dieser kann auch nicht das ganze Gebiet abgedeckt werden. Natürlich spielt bei diesem Projekt auch die Finanzierungsfrage eine bedeutende Rolle, da auch hier das Geld knapp ist.

MASSGESCHNEIDERTE IDEE. Die maßgeschneiderte Idee, in Kombination mit einer neuen Beregnungsanlage auch ein Kleinwasserkraftwerk zu bauen, wurde in der Ausschussdiskussion generiert. Auf diese Weise können alle Probleme (Überbrückung der Trockenperioden, Modernisierung und Kapazitätserweiterung der Beregnungsanlage und Finanzierung für das gesamte Vorhaben) gelöst werden. Zur Umsetzung und den Betrieb der kombinierten Anlagen wurde die Beregnungsgenossenschaft Prutz (85 Mitglieder) gegründet. Es ist ein echter Glücksfall, dass der pensionierte Tiwag-Abteilungsleiter für Wasserkraftplanung und auch Bauer aus Leidenschaft Bernhard Hofer und der Ortsbauernobmann von Prutz Armin Kofler das Vorhaben in die Hand nahmen. Die beiden brachten jetzt einmal die Idee zur Einreichungsreife. Äußerst zeitaufwendig war das Einholen der Zustimmung von den Wasserberechtigten. Das dauerte ein gutes Jahr.

EINGEREICHT. Am 6. Mai 2024 wurde das Projekt bei der Wasserrechtsbehörde (BH Landeck) eingereicht. Gerechnet wird mit einer Verfahrensdauer von etwa einem Jahr und einer Bauzeit von zwei Jahren. Es ist ein zweiteiliges Projekt. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Grobkostenschätzung im Jahr 2022 auf ca. 2,6 Mio. Euro, davon entfallen 2,3 Mio. Euro auf die Errichtungskos­ten für die Beregnungsanlage und 300.000 Euro auf die Investitionskos­ten für das Kraftwerk. Das Vorhaben wird mit einem Darlehen und dem Verkaufserlös aus der Stromproduktion finanziert. Natürlich wird, wie es üblich ist bei derartigen Projekten, um Gewährung von Förderungsmitteln angesucht. Bernhard Hofer betonte im Gespräch mit der RUNDSCHAU, dass dieses Vorhaben aber nur durch das vorgesehene Kleinkraftwerk finanzierbar ist. „Wir hoffen deshalb, dass unser Projekt nun so, wie es eingereicht wurde, genehmigt wird und die Bescheidauflagen auch tragbar sind“, sagte Hofer.

BESONDERES PROJEKT. Was dieses Projekt besonders macht, ist die Kombination der Beregnungsanlage mit dem Kleinkraftwerk. Beim ehemaligen Gasthaus Alpenrose im Kaunertal werden pro Sekunde 100 Liter – bei Frostgefahr 180 Liter – Wasser aus dem Faggenbach ausgeleitet und fließen über die vier Kilometer lange Hauptleitung zum Krafthaus, das beim Bauhof der Gemeinde Prutz situiert ist. Dort treibt das Wasser eine eindüsige Pelton-Turbine (Freistrahlturbine) an. Wenn beregnet wird, wird das Wasser in das Beregnungssystem (11,6 km Rohrleitungen) eingespeist. Damit kann derzeit die Bewässerung für zirka 115 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen sichergestellt werden. Diese bestehen überwiegend aus Grünland. Etwas wird als Ackerland genutzt. Auf der restlichen Fläche wachsen Obst und Gemüse.

TECHNISCHES. Bei der Beregnungsanlage werden die physikalischen Erkenntnisse genutzt. Diese funktioniert ohne Strom und ohne Wasserpumpen. Es wird die natürliche Schwerkraft genutzt. Der für die Beregnung notwendige Wasserdruck wird durch den Höhenunterschied zwischen dem Bauhof und den Flächen am Talboden gewonnen. Die Beregnungsanlage ist so ausgelegt, dass noch ausreichend Reserven für eine Gebietserweiterung vorhanden sind. Von seinem Konzept her handelt es sich beim Kraftwerk um ein Laufkraftwerk. Es soll jährlich rund 650.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Diese Strommenge entspricht dem Verbrauch von 180 Haushalten. Bernhard Hofer machte abschließend noch eine wichtige Anmerkung zur Wasserentnahme: „Es verbleibt im Faggenbach auch bei Mindestwas­serführung aus gewässer- und fisch­ökologischer Sicht eine ausreichende Wassermenge.“

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