Stadt Landeck streicht Ehrung für NS-Dichter
Straßenbezeichnung „Fritz-Zelle-Weg“ wurde aufgehoben
10. Juni 2025 | von
Herbert Tiefenbacher

Der Landecker Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, den „Fritz-Zelle-Weg“ in Perjen umzubenennen. RS-Foto: Tiefenbacher
Dem Beschluss war eine öffentliche Debatte vorausgegangen, die im Frühjahr 2025 aufgekommen war. Unter anderem forderte die Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg die Umbenennung und der Historiker Roman Spiss bezeichnete dies als „gute Idee“. Der Grund: Fritz Zelle, langjähriger Leiter des Kulturbauamts und als Dichter bekannt, hatte Adolf Hitler in seinen Gedichten als „Heiligen“ und „Helden“ verherrlicht. Diese Vergangenheit blieb jahrzehntelang unerwähnt – selbst als 1981 der nach ihm benannte Weg vom damaligen Bürgermeister Anton Braun feierlich eingeweiht wurde.
UMBENENNUNG FIX. In der laufenden Diskussion trat der amtierende Gemeinderat zunächst zurückhaltend auf – ebenso Bgm. Herbert Mayer. Er sah keinen Grund zur Eile und verwies auf die noch ausstehenden Beratungen in den zuständigen Gemeindegremien. Offenbar verfolgte man das Ziel, Raum für eine sachliche Auseinandersetzung zu schaffen und emotionale Debatten zu vermeiden. Hinter den Kulissen wurde an einer Lösung gearbeitet, die nun umgesetzt wurde: Der Fritz-Zelle-Weg ist Geschichte. Die betroffenen Adressen wurden neu zugeordnet – ein Gebäude gehört künftig zur Kirchenstraße, die übrigen zur Adamhofgasse. Damit wird die offizielle Ehrung eines Mannes beendet, dessen politische Gesinnung mit den heutigen demokratischen und ethischen Grundwerten unvereinbar ist. Am 30. April wurden die Anwohner in einem Informationsgespräch über die Änderungen informiert.
SPISS BEGRÜSST BESCHLUSS. Der Historiker Roman Spiss begrüßt die Entscheidung des Gemeinderats ausdrücklich. Seiner Ansicht nach sollte in Österreich keine Straße nach einem Dichter benannt sein, der Hitler als „Heiligen, ein Mann, ein Held, nur Gott im Herzen untertan“ bezeichnet hat. Zugleich warnt Spiss, der Beschluss dürfe nicht das Ende der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit sein. Er regt an, künftig sichtbarer an die Opfer der NS-Zeit in Landeck zu erinnern – im Sinne des englischen Begriffs „re-member“, also das Wieder-zum-Mitglied-Machen. Als Beispiel nennt er den jüdischen Textilhändler Edmund Gansl, dem durch die Nationalsozialisten Heimat und Existenz genommen wurden. Besonders junge Menschen sollten in diesen Prozess eingebunden werden: „Es wäre sehr sinnvoll, wenn sich Schülerinnen und Schüler in Landeck Gedanken machen und Projekte entwickeln würden, wie ein solches Gedenken konkret gestaltet werden könnte.“
DEMOKRATIE VERTEIDIGEN. Mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen zeigt sich Spiss besorgt: „Ich hätte vor wenigen Jahren selbst nicht geglaubt, wie fragil unsere liberale Demokratie letztlich ist. In vielen Ländern gewinnen autoritäre Strömungen massiv an Einfluss – und auch Österreich ist davon alles andere als gefeit. Die Geschichte zeigt uns: Demokratien sterben, wenn sie nicht von Demokraten entschieden verteidigt werden.“ Die Israelitische Kultusgemeinde wurde vor Redaktionsschluss um ein Statement ersucht, eine Antwort lag jedoch bis dahin nicht vor.
GEGEN DAS VERGESSEN. Die Entscheidung der Stadt Landeck ist weit mehr als eine formale Umbenennung. Sie ist ein sichtbares Zeichen für historisches Verantwortungsbewusstsein – und dafür, dass Demokratie aktive Auseinandersetzung braucht. Denn Erinnern ist kein bloßer Rückblick – es ist ein Auftrag für die Gegenwart. Gerade deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn mehr Mandatsträger diesen Schritt auch mit öffentlichen Wortmeldungen persönlich unterstrichen hätten – und so ihre Haltung für die Gesellschaft sichtbar und nachvollziehbar gemacht hätten.
UMBENENNUNG FIX. In der laufenden Diskussion trat der amtierende Gemeinderat zunächst zurückhaltend auf – ebenso Bgm. Herbert Mayer. Er sah keinen Grund zur Eile und verwies auf die noch ausstehenden Beratungen in den zuständigen Gemeindegremien. Offenbar verfolgte man das Ziel, Raum für eine sachliche Auseinandersetzung zu schaffen und emotionale Debatten zu vermeiden. Hinter den Kulissen wurde an einer Lösung gearbeitet, die nun umgesetzt wurde: Der Fritz-Zelle-Weg ist Geschichte. Die betroffenen Adressen wurden neu zugeordnet – ein Gebäude gehört künftig zur Kirchenstraße, die übrigen zur Adamhofgasse. Damit wird die offizielle Ehrung eines Mannes beendet, dessen politische Gesinnung mit den heutigen demokratischen und ethischen Grundwerten unvereinbar ist. Am 30. April wurden die Anwohner in einem Informationsgespräch über die Änderungen informiert.
SPISS BEGRÜSST BESCHLUSS. Der Historiker Roman Spiss begrüßt die Entscheidung des Gemeinderats ausdrücklich. Seiner Ansicht nach sollte in Österreich keine Straße nach einem Dichter benannt sein, der Hitler als „Heiligen, ein Mann, ein Held, nur Gott im Herzen untertan“ bezeichnet hat. Zugleich warnt Spiss, der Beschluss dürfe nicht das Ende der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit sein. Er regt an, künftig sichtbarer an die Opfer der NS-Zeit in Landeck zu erinnern – im Sinne des englischen Begriffs „re-member“, also das Wieder-zum-Mitglied-Machen. Als Beispiel nennt er den jüdischen Textilhändler Edmund Gansl, dem durch die Nationalsozialisten Heimat und Existenz genommen wurden. Besonders junge Menschen sollten in diesen Prozess eingebunden werden: „Es wäre sehr sinnvoll, wenn sich Schülerinnen und Schüler in Landeck Gedanken machen und Projekte entwickeln würden, wie ein solches Gedenken konkret gestaltet werden könnte.“
DEMOKRATIE VERTEIDIGEN. Mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen zeigt sich Spiss besorgt: „Ich hätte vor wenigen Jahren selbst nicht geglaubt, wie fragil unsere liberale Demokratie letztlich ist. In vielen Ländern gewinnen autoritäre Strömungen massiv an Einfluss – und auch Österreich ist davon alles andere als gefeit. Die Geschichte zeigt uns: Demokratien sterben, wenn sie nicht von Demokraten entschieden verteidigt werden.“ Die Israelitische Kultusgemeinde wurde vor Redaktionsschluss um ein Statement ersucht, eine Antwort lag jedoch bis dahin nicht vor.
GEGEN DAS VERGESSEN. Die Entscheidung der Stadt Landeck ist weit mehr als eine formale Umbenennung. Sie ist ein sichtbares Zeichen für historisches Verantwortungsbewusstsein – und dafür, dass Demokratie aktive Auseinandersetzung braucht. Denn Erinnern ist kein bloßer Rückblick – es ist ein Auftrag für die Gegenwart. Gerade deshalb wäre es wünschenswert gewesen, wenn mehr Mandatsträger diesen Schritt auch mit öffentlichen Wortmeldungen persönlich unterstrichen hätten – und so ihre Haltung für die Gesellschaft sichtbar und nachvollziehbar gemacht hätten.