Berichte deuten darauf hin, dass rund um 1900 in Landeck eine große Wohnungsnot herrschte. Die größten Arbeitgeber : Eisenbahn, Textilfabrik und Donau Chemie behalfen sich damals mit Eigeninitiative: Sie errichteten Wohnhäuser und organisierten Wohnungen für ihre Mitarbeiter. Ein Beispiel ist Schloss Landeck, das die Donau Chemie 1906 zu Betriebswohnungen (ohne fließendes Wasser sowie ohne Heizung) adaptierte. 1942 kam das Schloss in den Besitz der Stadt. Die Burg wurde bis Ende der 60er-Jahre weiterhin bewohnt. Bis zu zwölf Familien mit bis zu 60 Kindern waren dort untergebracht. Das Angebot an Wohnungen in der Stadt wurde durch die Errichtung der Südtiroler-Wohnanlagen in Perjen in den Jahren 1940/1941 durch die Nationalsozialisten etwas vergrößert: Es entstanden 24 Häuser mit insgesamt 138 Wohnungen. Trotzdem mangelte es auch in den Nachkriegsjahren in Landeck an Wohnraum. Die Stadt besaß einige Wohnobjekte, allerdings waren die allermeisten davon Substandardwohnungen: mit WC am Gang und ohne Bad. Zu diesen Wohnobjekten gehörten neben dem Schloss das Gemeindehaus in Perjen, das Marienheim, das Klösterle, acht Häuser der Südtiroler-Siedlungen in Perjen, das Mayreder-Haus und die Kreuzbühel-Baracke. Auch Teile der ehemaligen Baracken der Gefangenenlager (auf der Öd, in Perjen und in der Perfuchsberger Au) wurden mit wohnungssuchenden Landecker Familien belegt. Bei diesen hatte die Stadt das Vergaberecht.
STARKES WACHSTUM. Landeck verzeichnete beim Wohnraum in den 1950er- und 1960er-Jahren ein sehr starkes Wachstum. Diese Steigerung wird maßgeblich durch die gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften erreicht. Diese errichteten vor allem auf der äußeren Öd zahlreiche große Wohnanlagen. Im Zuge dieser Wohnbauaktivitäten wurden u. a. die Bewohner von Schloss Landeck und der Baracken der Gefangenenlager umgesiedelt. Mit der Umsiedlung der Bewohner dieser Lagerbaracken wurde auch ein unwürdiges Kapitel der Landecker Stadtgeschichte abgeschlossen. Den Startschuss für die angeführten Wohnbauaktivitäten gab die Stadt Landeck mit dem Bau der 40 Wohnungen zwischen 1956 und 1958 in der Salurnerstraße (Näheres dazu im Kästchen „Stadt zieht sich nun als Wohnungsgeberin ganz zurück“).
TRENNUNG. Zwischenzeitlich besitzt die Stadt Landeck außer der Wohnanlage in der Salurnerstraße kein Wohnobjekt mehr. Bei dieser Trennung gab es zwei Varianten: Entweder ließ die Stadt ein Objekt abreißen und führte das Grundstück einer anderen Nutzung zu oder sie verkaufte bzw. tauschte Objekte und diese wurden durch größere zeitgemäße Neubauten ersetzt, womit sich das Wohnungsangebot wesentlich verbesserte – qualitativ und quantitativ. Die Kreuzbühel-Baracke, in der von 1920 bis 1928 die Bürgerschule betrieben wurde, wurde danach einer Adaption zur Wohnnutzung (etwa 10 Wohnungen) unterzogen. Die Baracke wurde 1967 abgerissen und durch einen Neubau mit 16 Eigentumswohnungen ersetzt. Das Marienheim (5 Wohnungen) wurde Mitte der 70er-Jahre abgetragen und an dessen Stelle wurde das Altenheim errichtet. Das Gemeindehaus in der Perjener Schrofensteinstraße (12 Wohnungen) wich 1997 einem von der Alpenländischen Gemeinnützigen Wohnbau GmbH errichteten Neubau mit 25 Wohnungen.
SÜDTIROLER SIEDLUNG. Wie erwähnt war die Stadt Landeck im Besitz von acht Häusern der Südtiroler Siedlungen in Perjen. Die fünf Häuser mit 30 Wohnungen am Lötzweg wurden Ende der 1990er-Jahre an die Neue Heimat Titol verkauft. Diese trug die Häuser ab und errichtete Neubauten mit 49 Wohnungen. Die Mieter sind 2002 eingezogen. In der ersten Hälfte der 2000er-Jahre entschied sich die Stadt Landeck, das sanierungsbedürftige und denkmalgeschützte Klösterle (zwei Wohnungen) als Teil der neu zu errichtenden Landesmusikschule umzuwandeln. 2008 wurde das Mayreder-Haus (11 Wohnungen) in der Kaifenau abgerissen, und das Areal wurde 2015 an das Bauunternehmen Fröschl verkauft.
RÖMERSTRASSE. Die Neue Heimat Tirol führte in den ersten 2010er-Jahren auch die Neugestaltung der drei Südtiroler-Siedlungshäuser in der Römerstraße mit 18 Wohnungen durch und zwar nach Abschluss eines Tauschdeals zwischen der Neuen Heimat und der Stadt Landeck. Die Neue Heimat entschied sich, die Siedlungshäuser in der Römerstraße in zwei Baustufen zu schleifen und durch Neubauten mit insgesamt 27 Wohnungen zu ersetzen. Der zweite Bauabschnitt wurde Mitte 2012 abgeschlossen.
Stadt zieht sich nun als Wohnungsgeberin ganz zurück
Die Stadt Landeck trennt sich nun auch von den letzten noch in ihrem Besitz verbliebenen Wohnobjekten in der Salurner-Straße. Es gibt zwei Gründe, die die Stadt dazu bewogen haben: Zum einen hat das aktuelle Wohnungsangebot inzwischen ein gutes Niveau erreicht. Zum anderen soll die Gemeinde den Wohnungsbau sowie die Verwaltung den Spezialisten überlassen, denn diese haben Erfahrung, fundiertes Fachwissen und kennen die Besonderheiten dieses Marktes. „Die Gemeinde kann das nicht und es ist auch nicht ihre Aufgabe“, meinte Bgm. Herbert Mayer.
WEICHENSTELLUNG. Die Stadt Landeck hat deshalb 2018 die Weichen in diese Richtung gestellt. Es wurde die „Wohnungseigentum“ gegründet und man hat dann die ersten Verkäufe getätigt. Markus Köck ist mit im Boot. Der Landecker Immobilienverwalter und -makler übernahm die Verwaltung. Ziel ist es, die 40 Mietwohnungen als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Die Wohnungen werden nur verkauft, wenn sie frei geworden sind. Vorrangig besteht natürlich für die bestehenden Mieter die Möglichkeit, die gemietete Wohnung zu kaufen. Bisher wurden 13 der 40 Wohnungen verkauft. Alt-VBgm. Hans Holzer weist darauf hin, dass die Wohnungen in der Salurner-Straße auch nach der großen Bautätigkeit in den 1950er- und 1960er-Jahren als Regulativ eine wichtige Rolle gespielt haben. Wohnungsbesitzerin bleibt die Stadtgemeinde aber dennoch in einem Fall: Nicht verkauft wird die 2008 errichtete Notfallwohnung. Dabei zeigten der damalige Bürgermeister Bertl Stenico und der damalige Wohnungsreferent Hubert Niederbacher besonderes Engagement.