Die wohnortnahe Versorgung weist in Österreich gravierende Lücken auf. Es gibt akuten Mangel an Kassenärzten. Das ist in vielen Regionen ein ernsthaftes Problem. Auch der Bezirk Landeck ist davon nicht verschont. Hier lassen sich trotz vielseitiger Bemühungen und häufiger Ausschreibungen, die im Auftrag der ÖGK (Österreichische Gesundheitskasse) über die Tiroler Ärztekammer erfolgen, offene Stellen nur schwer (ein Beispiel ist die Augenarztstelle) oder nicht besetzen. Derzeit gibt es im Bezirk Landeck fünf offene Kassenstellen, davon vier in der Allgemeinmedizin (Hausarzt, praktischer Arzt).
FÜNF OFFENE STELLEN. Die Hausarztstelle von Dr. Stefan Tiefenbrunn für Landeck scheint ein Ladenhüter zu sein. Diese ist bereits seit 30. Juni 2020 vakant und wurde bereits 26 Mal (!) ohne Erfolg ausgeschrieben. Die Hausarzt-Ordination in Galtür befand sich bereits über zehn Mal unter den offenen Stellen. Dr. Benjamin Lechner verließ Ende März 2022 Galtür. Es gelang bisher nicht Ärzte für die Nachfolge zu finden. Dabei ist die Gemeinde Galtür sehr rührig bei der Nachfolgesuche. Ein weiteres Sorgenkind ist die Hausarztstelle in Pians. Dr. Richard Antwi ist im März 2022 nach Oberösterreich übersiedelt und hat die Ordination in Pians aufgelassen. Die Planstelle in Pians war nun auch schon über zehn Mal ausgeschrieben, aber es ist noch kein Ersatz in Sicht. Die Hausarztstelle von Dr. Markus Sprenger in St. Anton war zum sechsten Mal auf der Ausschreibungsliste. Auf die erste Ausschreibung meldeten sich, wie berichtet, ein Arzt und eine Ärztin. Beide haben sich aber letztlich entschieden, die Stelle nicht anzutreten. Bei allen weiteren Ausschreibungen gab es keine einzige Bewerbung. Es ist dies nicht das einzige Fach, in dem es an Bewerberinnen und Bewerbern fehlt. Die Kassenarztstelle für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin für Landeck und Zams von Dr. Sonja Maria Rapperstorfer wurde bisher ab Vakanz der Stelle (30. September 2021) 14 Mal erfolglos ausgeschrieben.
PROBLEM BEHEBEN. Die Politik versucht dieses Problem zu beheben. Bundeskanzler Karl Nehammer will nun mit „Goodies“ die Ärztinnen und Ärzte anlocken. Das heißt: Der Bund unterstützt mit einem Startbonus von je bis zu 100.000 Euro die Anschaffung der Erstausstattung für die neuen Ordinationen. Voraussetzung dafür ist der Abschluss von kurativen Einzelverträgen mit allen drei Krankenversicherungsträgern ÖGK, BVAEB und SVS bis spätestens 31. Dezember 2024 sowie ein Kündigungsverzicht für fünf Jahre ab Vertragsabschluss. Ärztinnen und Ärzte, die sich bereits in einem kurativen Einzelvertragsverhältnis mit einem Krankenversicherungsträger befinden, kann kein Startbonus gewährt werden.
SONDERAUSSCHREIBUNG GESTARTET. Die Tiroler Ärztekammer startete am 7. November 2024 nun eine „Sonderausschreibung von Kassenplanstellen mit Startbonus“. Ausgeschrieben sind 23 Kassenarztstellen in den Bereichen Allgemeinmedizin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendheilkunde, die schon länger nicht besetzt sind. Darunter befinden sich die vier vakanten Kassenstellen für Allgemeinmediziner im Bezirk Landeck (Landeck, Pians, Galtür und St. Anton). Die Bewerber haben ihre Gesuche bis spätestens 28. November 2024 bei der Ärztekammer Tirol einzureichen. Laut Kammeramtsdirektor Dr. Günter Atzl werden diese Kassenstellen noch heuer – wenn möglich – vergeben. Es ist zu hoffen, dass nun dieser Anlockungsversuch den gewünschten Erfolg bringt.