Komm.-R. Mag. Hannes Parth und anderen Paznaunern wurde der Stromliefervertrag aufgekündigt: Am 18. Oktober vergangenen Jahres wurde ihm mitgeteilt, dass die illwerke vkw AG den Stromliefervertrag mit 31. Dezember kündigt. Und dies aufgrund der „Neuausrichtung unserer Vertriebsstrategie im Kundensegment Haushalte und Gewerbekunden“, um sich auf die „Marktregion Vorarlberg/Westallgäu“ fokussieren zu können. Betroffen sind Haushalte und Kleinunternehmen bis zu einem Verbrauch von 100.000 Kilowattstunden außerhalb Vorarlbergs: „Darüber wurden unsere KundInnen rechtzeitig schriftlich informiert“, teilt die illwerke vkw AG auf RUNDSCHAU-Anfrage hin mit. Der Grund für den Lieferstopp ins Paznaun liegt laut illwerke vkw in der Rechtslage zur Grundversorgung, „welche dazu führen könnte, dass sich Haushaltskunden und Kleinunternehmen in ganz Österreich auf eine Grundversorgung durch illwerke vkw berufen könnten“. Die Frage, weshalb andere Energieversorger darin keine Gefahr sehen und daher auch nicht mit Kündigung von Stromlieferverträgen reagieren, bleibt unbeantwortet, zumindest vom Vorarlberger Landesunternehmen.
UND DAS PAZNAUNER WASSER? Fasst man’s zusammen, könnte man sagen: Paznauner Wasser für Strom für die Vorarlberger und Westallgäuer. Das wollen die Illwerke so nicht gelten lassen: „Das Wasser aus dem Paznaun fließt in die Werksgruppe Obere Ill-Lünersee. Hier wird kein Strom für die Endkundenversorgung produziert.“ Es bleibt aber dabei: Bäche, die ins Paznaun fließen würden, aber nach Vorarlberg umgeleitet wurden, werden zur Stromproduktion genutzt, die letztendlich Vorarlberg und dem Westallgäu zugutekommt. Oder wie es Hannes Parth, mittlerweile Tiwag-Kunde, in einem Schreiben an den Illwerke-Vorstand ausgedrückt hat: „Dabei liefert das Paznaun viele Millionen m3 für die Stromerzeugung der VIW/VKW, eine diesbezügliche Leistung des Allgäus ist mir nicht bekannt. Und dann wollen Sie tatsächlich einer Region, von der Sie dermaßen profitieren, keinen Strom mehr liefern?“ Die VKW AG bzw. die Vorarlberger Illwerke AG habe viele Bäche „aus unserem Tal praktisch trockengelegt … Mit dem Wasser aus dem Paznaun wird vor allem der Speicher Kops mit rd. 233 Mio. m³ Wasser aus dem Paznaun, zusätzlich teilweise auch noch der Speicher auf der Silvretta gespeist“, sagt Hannes Parth. Er hat inzwischen positive Rückmeldungen auf sein Engagement in der Illwerke-Sache aus dem Paznaun und anderen Landesteilen erhalten.
RECHTE VERKAUFT. Hinzu kommt, dass Paznauner Wasser praktisch ohnehin verkauft ist: Die Heimfallsrechte, die Tirol hatte, wurden vor gut 15 Jahren an Vorarlberg abgetreten. Die Illwerke sehen’s so: „Die Tirolerinnen und Tiroler profitieren aber dennoch von den großen Pumpspeicherkraftwerken, die Spitzen und Regelenergie für die europäische Netzstabilität zur Verfügung stellen: die illwerke vkw bezahlt einen Wasserzins ans Land Tirol und darüber hinaus hat das Land ein Genussrecht an der illwerke vkw und erhält 10 Prozent unseres Jahresergebnisses.“ Damals gab’s im Paznaun und in anderen Teilen Tirols teils massiven Widerstand gegen das Vorhaben, die im Jahr 2040 ans Land „heimfallenden“ Wasserüberleitungsanlagen auf Tiroler Gebiet Vorarlberg zu übergeben. Allein schon aufgrund der Vorzeitigkeit dieses Abtausches – mehr als 30 Jahre, ehe das Heimfallsrecht schlagend geworden wäre – war eine Diskussion wert. Nun ist’s zu spät: Das Paznauner Wasser fließt ostwärts, zurück fließt Strom nur mehr für Großkunden und Geld. Dass Wasser wichtiger als Geld sein muss, hört man in Tirol in den letzten Jahren aber öfter – immer wenn’s Widerstand gegen Wasserableitungen für Kraftwerksprojekte gibt. Auch Hannes Parth meint angesichts der Stromvertragskündigung der Illwerke in Bezug auf künftige Kraftwerksprojekte: „Das trägt sicher nicht dazu bei, dass Regionen auf Wasser verzichten.“
Was sagt das Land Tirol dazu?
Die RUNDSCHAU hat auch beim Land Tirol angefragt: „Tirol hat ja mit Philipp Heel einen Aufsichtsrat der illwerke vkw AG, der zudem Büroleiter von LH Anton Mattle ist. Wurde von Tirol versucht, diese Kündigung der Stromlieferverträge abzuwenden? Falls ja: weshalb erfolglos? Falls nein: weshalb wurde dies nicht versucht?“ Das Land Tirol meint daraufhin: „Hierbei handelt es sich um eine Frage des operativen Geschäfts der illwerke vkw AG, welches nicht im Einfluss des Bundeslandes Tirol liegt. Die Illwerke haben sich entschieden, sich insbesondere auf Vorarlberg als Kernmarkt zu fokussieren. Nicht zuletzt wird diese Entscheidung mit der Rechtsunsicherheit des ElWOG (Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz) in Bezug auf die Grundversorgung begründet. Auch der Tiroler Landesenergieversorger TIWAG konzentriert sich auf die Versorgung in Tirol …“ Man könnte auch sagen: Die Tiwag konzentriert sich auf jene Region, wo sie das Wasser zur Stromproduktion hernimmt – im Falle der Illwerke wäre das auch das Paznaun.