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75 Frauen auf aussichtsreichen Plätzen

Gemeindewahlen: Auswertung der Daten zum Frauenanteil

Der Frauenanteil bei den aktuellen 71 Wahllisten für die Gemeinderatswahlen im Bezirk Landeck liegt bei 22,3 Prozent – davon sind aber nur 5,3 Prozent der chancenreich wählbaren Stellen mit Frauen besetzt.
14. Feber 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
75 Frauen auf aussichtsreichen Plätzen
Dr. Carina Geiger will die Gemeinde Fiss mit neuen Ideen stärken und voranbringen. Foto: Julian Angerer
Von Herbert Tiefenbacher

Aufgrund der Bestimmungen der Tiroler Gemeinderatswahlordnung wurden die Wahlvorschläge für die Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen vergangene Woche auf dem herkömmlichen Weg (durch Anschlag an der Amtstafel) und durch die elektronische Form (Internet-Portal der Gemeinden) kundgemacht. Die RUNDSCHAU berichtete bereits in der Vorwoche in einem großen Bericht (Eigenrecherche) über die wichtigsten Fakten und hat diese detailliert aufgelistet. Das Wichtigste kurz zusammengefasst: Der Wahl zum Gemeindeoberhaupt stellen sich im Bezirk Landeck eine Bewerberin (Melanie Zerlauth in Pfunds) und 40 Bewerber. Stichwahl gibt es keine. In den 30 Gemeinden rittern am 27. Februar 71 Wahllisten um 376 Mandate.

KANDIDATENLISTEN. Der Fokus dieses Berichts liegt primär auf der Erhebung des Frauenanteils auf den Kandidatenlisten und der Platzierung von Frauen auf aussichtsreichen Listenplätzen. Zu den Gemeinderatswahlen treten im Bezirk insgesamt 1414 Personen zur Wahl an. Davon kommen 318 Kandidaturen von Frauen, was einem Frauenanteil von 22,3 Prozent entspricht. An chancenreich wählbaren Stellen finden sich allerdings nur 5,3 Prozent (in Zahlen: 75 Frauen). In den einzelnen Orten variiert der Anteil der Frauen unter den Listenkandidaten mitunter erheblich. Den höchsten Frauenanteil erreicht Zams mit 36,7 Prozent, gefolgt von Land-eck mit 36,6 Prozent und St. Anton mit 33,3 Prozent. In Landeck und Zams ist dies im Wesentlichen zwei Listen zuzuschreiben, einerseits der „Liste 1 – Bgm. Herbert Mayer“ und andererseits der Liste „Team Bgm. Dominik Traxl“. In St. Anton haben drei von fünf Listen einen hohen Frauenanteil: Bei der Liste „St. Jakob“ liegt dieser bei 34,6 Prozent, bei der Liste „Gleichgewicht“ bei 43,3 Prozent und bei der Liste „Leben in St. Anton“ sogar bei 57 Prozent. Damit weist diese Liste unter den gesamten Bezirksbewerbungen den höchsten Frauenanteil auf. Hierzu ist anzumerken, dass die Liste nur sieben Kandidaten umfasst. Dahinter liegt die „Liste 1 – Bgm. Herbert Mayer“ (Landeck) mit einem Frauenanteil von 50 Prozent, gefolgt von der Liste „Team Bgm. Dominik Traxl“ (Zams) und der Lis-te „Gleichgewicht“ (St. Anton) mit jeweils 43,3 Prozent.

AUSSICHTSREICHE PLÄTZE. Entscheidender ist aber wohl, wie viele Frauen auf den aussichtsreichen Plätzen kandidieren und mit einem Mandat rechnen können. Chancenreiche Listenplätze wurden im Bezirk an 75 Frauen vergeben. Der Anteil liegt mit 17,6 Prozent in Pians am höchsten. Drei der elf zu vergebenden Mandate werden dort mit Frauen besetzt werden. Darauf folgt Fiss mit 10,3 Prozent. Drei Frauen haben die fast sichere Chance, eines der elf Mandate zu erlangen. Den dritthöchsten Anteil an Frauen auf aussichtsreichen Plätzen weist Landeck auf. Zu vergeben sind 19 Mandate. Im neuen Stadtparlament werden voraussichtlich sieben Frauen vertreten sein. Schlusslicht in dieser Auswertung bilden die Orte Kauns und Faggen, in denen keine Frau kandidiert. Aber auch in Strengen wird aller Voraussicht nach keine Frau den Einzug in den Gemeinderat schaffen.

CARINA GEIGER. Unter den zwei Gemeinden, die bei der Besetzung der aussichtsreichen Plätze mit Frauen die Zehn-Prozent-Marke überschritten haben, ist Fiss. Dort kandidiert Dr. Carina Geiger mit einer eigenen Liste mit dem Namen „Unser Fiss – U.F.“. Und die 24-Jährige ist eine von nur vier Frauen im Bezirk, die bei dieser Gemeinderatswahl eine Liste anführen. Des Weiteren führen Sarah Raich (Feichten), Karin Kössler (St. Anton) und Melanie Zerlauth (Pfunds) eine Liste. Zerlauth ist die einzige weibliche Bewerberin auf das Bürgermeisteramt. Auf die Frage, warum Carina Geiger aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung (Absolventin der HLW Landeck und Studium in Wirtschaftsrecht) und Erfahrung (Mitarbeit in der Botschaft in Washington) nicht für das Bürgermeisteramt in Fiss kandidiert, antwortete diese: „Man soll niemals nie sagen. Derzeit möchte ich mich hauptberuflich mit der Juristerei beschäftigen. Aber ich will mich gerne als Gemeinderätin mit vollem Einsatz ans Werk machen, um unsere Gemeinde mit neuen Ideen, neuen Konzepten und einem neuen Leitbild stärken und voranbringen zu können.“


Frauenanteil bei Listenplätzen in den vier Bezirksregionen
Noch einige herausgefilterte Zahlen: Von den Bezirksregionen weist Landeck & Umgebung (mit Landeck, Schönwies, Zams, Stanz, Grins, Pians, Tobadill und Fließ) bei den Bewerbungen um Gemeinderatsmandate mit 28,9 Prozent den höchsten Frauenanteil auf, gefolgt vom Stanzertal mit 22,6 Prozent. Das Obere Gericht liegt mit 21,4 Prozent knapp dahinter. Das Paznauntal weist mit 15,2 Prozent den geringsten Anteil auf. Leicht anders sieht die Reihung bei der Nominierung von Frauen für aussichtsreiche Listenplätze aus: das Obere Gericht kommt auf einen Frauenanteil von 6,6 Prozent; Landeck & Umgebung auf 5,7 Prozent; das Stanzertal auf 4 Prozent und das Paznauntal auf 3,3 Prozent.

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