Die ÖVP holt sich im Bezirk die „Absolute“ zurück
Einen sehr deutlichen und zwei weitere Sieger sowie zwei deutliche Verlierer gab’s bei der Nationalratswahl im Bezirk Landeck. Wirklich herausragend war die ÖVP, die die absolute Mehrheit zurückgeholt und im Wahlkreis natürlich auch das Direktmandat (Elisabeth Pfurtscheller) geschafft hat.
Von Daniel Haueis
Mit einem Minus von 9,83 Prozentpunkten verzeichnen die Freiheitlichen im Bezirk Landeck die mit Abstand größten Stimmenverluste. 11,09 Prozent sind geblieben – „katastrophal“ nennt Fabian Walch dieses Ergebnis. Die Blauen waren die einzige Partei, die in allen 30 Gemeinden ein Minus eingefahren hat. Der Außerferner hatte die sicherlich nicht leichte Aufgabe, die nach dem Rücktritt Mathias Veniers verwaiste Bezirkspartei in den Nationalratswahlkampf zu führen. Walch will die Partei konsolidieren, glaubt auch, demnächst neue Ortsgruppen im Paznaun und im Ober-gricht gründen zu können. Eine neue Bezirksparteiführung könnte noch etwas auf sich warten lassen. Walch will aber, wiewohl „niedergeschmettert“ nach der Nationalratswahl, weiterkämpfen. In Spiss und See hat’s bei der Wahl am Sonntag aber immerhin für rund 18 Prozent gereicht.
Fabian Walch: „Niedergeschmettert, aber wir werden weiterkämpfen“ Foto: FPÖ/Helmut Sonnweber
VERLIERER SPÖ. Ebenfalls ein Verlierer war am Wahlabend Benedikt Lentsch: Der Bezirksparteiobmann der SPÖ musste „ein sehr schlechtes Ergebnis“ kommentieren: 12,16 (–6,92%). Lichtblicke wollte er angesichts des Bezirksergebnisses keine erkennen – auch wenn die SPÖ nun wieder Zweiter im Bezirk ist (und die FPÖ Dritter). Es erging den Sozialdemokraten auch nicht viel besser als der FPÖ: Ein Plus gab’s nur einmal (in Spiss). Lentsch glaubt zwar auf die richtigen Themen gesetzt, diese aber zu wenig kommuniziert zu haben. In der Bezirksparteivorstandssitzung diese Woche werden die Gemeindergebnisse analysiert.
Benedikt Lentsch: „Fast in jeder Gemeinde ein großes Minus“ RS-Foto: Archiv
NEOS WOLLEN DEN SCHWUNG MITNEHMEN. Waren Wandl (0,27%), KPÖ (0,29%), Gilt (0,14%) und Jetzt (1,35%) nur Randerscheinungen bei dieser Nationalratswahl, die zudem Verluste hinnehmen mussten (soweit sie bereits 2017 angetreten sind), so legten die Neos zu: 7,89% sind ein Plus von 1,68 Prozentpunkten. Bezirkskoordinator Johannes Tilg ist „sehr zufrieden“, vor allem da es nun einen Tiroler Neos-Abgeordneten gibt (Johannes Margreiter). Zweistellig sind die Liberalen nicht nur in Tilgs Heimat Landeck, sondern auch in Zams oder St. Anton; das beste Ergebnis gab’s mit 12,95% übrigens in Kauns. Johannes Tilg ist erfreut – das Ergebnis sei die Basis für weitere Wahlen, etwa die Kommunalwahlen, kündigt er an.
Johannes Tilg: Basis für weitere Wahlen, etwa die Gemeinderatswahlen RS-Foto: Archiv
GRÜNE IM AUFWIND. Ein noch klarerer Gewinner als die Neos sind die Grünen: 8,66% sind ein Plus von 5,78 Prozentpunkten. Regionalsprecher Wolfgang Egg war am Sonntagabend „sehr überrascht … es sind wirklich neue Zeiten“. Zweistellige Ergebnisse gab’s auch in den zwei größten Gemeinden im Bezirk, Landeck oder Zams; das bes-te in Stanz (14,66%). Egg ist besonders darüber erfreut, dass Hermann Weratschnig in den Nationalrat einzieht: „Das ist wegen des Transitverkehrs wichtig“, sagt Egg. Auch im Bezirk gebe es „einige Dinge zu regeln“, so Egg – die Grünen möchten z.B. die Seilbahn übers Malfontal verhindern.
Wolfgang Egg: „Wirklich neue Zeiten“ RS-Foto: Archiv
STRAHLENDER SIEGER. Und der große Gewinner ist die ÖVP: 58,14 Prozent bedeuten ein Plus von 11,29 Prozentpunkten – die Partei hat in jeder der 30 Gemeinden ein Plus vorne stehen. Selbst in großen Kommunen wurden unglaubliche Ergebnisse erzielt – etwa 78,97% in Kappl (das bezirksweit beste Ergebnis). Nur in vier Kommunen haben die Schwarzen bzw. Türkisen nicht die absolute Mehrheit geholt: Landeck, Schönwies, Zams und Stanz. Aber auch hier wurden jeweils mehr als 40 Prozent erreicht – mit anderen Worten: Die am wenigsten „schwarze“ Gemeinde im Bezirk ist immer noch „schwärzer“ als das durchschnittliche Österreich. Bezirksobmann Toni Mattle kann an einem Wahlabend wie diesem also nur ein „beeindruckendes Ergebnis“ feststellen. Zurückzuführen sei es auch auf die Funktionäre der Partei, die „tagtäglich, nicht nur in Wahlzeiten, der Bevölkerung zur Verfügung stehen“. Und mit NR Liesi Pfurtscheller (Direktmandat) gebe es „eine ganz große Chance fürs Oberland und Außerfern“. Für die Außerfernerin ist das Plus von gut 10 Prozentpunkten im Wahlkreis „eine Sensation. Damit habe ich nicht gerechnet“. Mit klaren Vorstellungen zieht Pfurtscheller wieder in den Nationalrat ein: Der Tschirganttunnel ist ein Thema, den sie in einer Regierungsvereinbarung stehen haben möchte. Pensionssplitting und Aufwertung der häuslichen Pflege sind ebenso Thema wie ein Frauenhaus bzw. Übergangswohnungen im Oberland. Die Sicherung der medizinischen Versorgung in den Regionen und in diesem Zusammenhang die Hausapotheken-Frage sind Pfurtscheller ein besonderes Anliegen. Insgesamt will sie „eine gute Infrastruktur im Bezirk, damit die Menschen, besonders die Familien, in den Dörfern bleiben“.