Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Einige Wahl-Schmankerln

35 Kandidaten aus sicheren Mandatsplätzen verdrängt

Des einen Freud ist des anderen Leid: Bei den Gemeinderatswahlen schafften im Bezirk Landeck mittels Vorzugsstimmen 35 auf einem wenig bis nicht aussichtsreichen Listenplatz aufgestellte Kandidaten den Einzug in den Gemeinderat und verdrängten damit 35 andere von einem sicheren Mandatsplatz. Insgesamt bewirkten die Vorzugsstimmen 226 Umreihungen. Dabei machten Kandidaten gewaltige Sprünge nach vorne.
14. März 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
Einige Wahl-Schmankerln<br />
Alt-Bgm. Anton Mallaun schaffte den größten Sprung – vom 26. auf den siebten Listenplatz – nach vorne. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Die Tiroler Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen sind geschlagen. Die Wahlbehördenarbeit im Bezirk Landeck ist soweit erledigt. Den Wunsch der RUNDSCHAU auf Zurverfügungstellung der Vorzugsstimmen-Ergebnisse lehnte das Land Tirol ab. Aber das war Anstoß und Motivation für neue Bemühungen – mit interessanterem Ergebnis. Nach der Kundmachung der Wahlergebnisse in der Vorwoche nahm die RUNDSCHAU diese unter die Lupe. Und diese Auswertung förderte höchst interessante (ansons-ten kaum beachtete) Ergebnisse und statistische Schmankerln zutage. Durchzuarbeiten waren 71 Listen mit insgesamt 1414 kandidierenden Personen. Zu vergeben waren in den 30 Kommunen 376 Mandate. Die Vorzugsstimmen bewirkten 226 Umreihungen. Bei der Gemeinderatswahl können laut Tiroler Gemeindewahlordnung zwei Vorzugsstimmen vergeben werden und damit wurden Wunschkandidaten bis ins Gemeindeparlament gebracht.

GRÖSSTER SPRUNG. Den gewaltigsten Sprung nach vorne machte Alt-Bgm. Anton Mallaun: um 19 Positionen von Platz 26 (letzter Listenplatz) auf Platz sieben. Für einen Sitz im Gemeinderat reichte das aber nicht ganz. Mallaun ist somit erster Ersatzgemeinderat der Liste „Für See“. Noch bedeutendere Akzente setzten die Wähler in Pfunds. Sie schoben Daniel Thöni (kandidierte auf Platz 19) und Chris-tine Stadelwieser (kandidierte auf Platz 20) um 14 Positionen nach vorne. Mit den erreichten Platzierungen fünf und sechs erhalten diese ein sicheres Gemeinderatsmandat. Ebenso um 14 Plätze nach oben katapultierten die Wähler in Serfaus Heinrich Waldner. Er trat als 24. an und landete auf dem zehnten Platz. Und als Zehnter auf der dortigen Einheitsliste kann er in den Gemeinderat einziehen. Eine außerordentlich hohe Zustimmung erzielte auch Ernst Gapp in Pettneu. Er schnitt durch die Vorzugsstimmen zehn Plätze besser ab als seine Position auf der Kandidatenliste war. Der 55-jährige Schnanner kletterte vom 13. auf den dritten Platz. Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Gemeinderates hat dies keine. Gapp war mit Platz dreizehn bereits in den Mandatsrängen.

BEDEUTENDSTER SPRUNG. Den bedeutendsten Sprung nach oben machte in Schönwies Stefan Rundl. Seine Aktivitäten hinsichtlich Vorzugsstimmen zahlten sich offenbar aus. Er hatte auf Platz sieben der SPÖ-Liste (kein Mandatsrang) kandidiert. Der 45-Jährige wurde ganz nach oben – erster Listenplatz – gewählt. „Meine Freunde und Bekannten haben mich nicht im Stich gelassen und haben mich mit ihrer Vorzugsstimme unterstützt“, sagte Rundl. Die Listenführung bleibe, so Rundl, dieselbe – das sei kein Thema, sie bleibe bei Harald Peham. Rundl meinte auf die Zukunft blickend, dass sich die SPÖ-Mandatare trotz des Verlustes der Führungsrolle in Schönwies entsprechend ihrer Verantwortung als gewählte Bürgervertreter weiterhin aktiv im Gemeinderat einbringen werden. Es wurden noch in weiteren vier Orten bisherige Listenführer überflügelt: Peter Schlatter (Platz 2 der ÖVP-Liste in Fließ) überholte Günter Knabl und dasselbe gelang Thomas Greiter, der auf Platz 2 der „Rieder Dorfliste“ ins Rennen ging. Nur der bisherige Listenerste und Bgm. Elmar Handle rutscht auf Platz 3 ab. Peter Strolz kletterte vom vierten auf den ersten Platz der Bürgerliste Strengen. Manfred Zangerl fiel dadurch auf Platz zwei zurück. Patrick Huber trat als Dritter der Allgemeinen Kappler Liste an und landete ganz oben. Thomas Jäger wurde aufgrund dessen vom ersten auf den zweiten Platz zurückgereiht.



226 Umreihungen

Insgesamt kandidierten bei den Gemeinderatswahlen 2022 im Bezirk Landeck 71 Listen. In sieben Orten (Pians, Pettneu, Kauns, Kaunerberg, Faggen, Spiss und Serfaus) gab es eine Einheitsliste. Insgesamt waren durch die Auszählung der Vorzugsstimmen 226 Änderungen bei den Listenreihungen durchzuführen. Bei 57,8 Prozent der Listen – das sind 41 Listen – gab es keine Änderungen. Auffallend ist, dass bei den sieben Einheitslisten durchschnittlich deutlich mehr Umreihungen vorzunehmen waren als bei den nach Wählergruppen getrennten Listen. Die Einheitslisten machen rund zehn Prozent aus. Bei diesem Zehntel erfolgte aber ein Drittel der Umreihungen. Anders gesagt: Bei einer Einheitsliste waren durchschnittlich 11 Umreihungen durchzuführen und bei den nach Wählergruppen getrennten Listen waren es 2,4 Umreihungen. Die meisten Positionsverschiebungen – nämlich 22 bei 26 Kandidaten – gab es bei der Einheitsliste in Serfaus.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben