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Selbst definieren!

EU-Kommissionsvertreter auf der Gogles Alm

Hoher Besuch auf der Gogles Alm: Dr. Martin Selmayr, der ehemalige Generalsekretär der Europäischen Kommission und seit November 2019 Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, schaute bei seiner Bundesländertour vorbei.
28. Juni 2021 | von Daniel Haueis
Selbst definieren!<br />
BR Peter Raggl, Martin Selmayr, dessen Pressesprecherin Sabine Berger, Paul Schmid und Bgm. Alexander Jäger (v. l.) vor der Gogles Alm. RS-Foto: Haueis
Von Daniel Haueis

50 und recht fit: Mit dem E-Bike strampelte Martin Selmayr vom Naturparkhaus am Gachenblick auf die Gogles Alm, und zwar flott. Dort ließ er sich von Senner Ewald Jäger aufklären, was dank EU-Förderungen möglich ist, etwa der Auftrieb von 86 Kühen, deren Milch täglich zu 130 kg Käse verarbeitet werden wird (in einem Almsommer sind‘s 5,5 Tonnen Käse und 1,5 Tonnen Almbutter). Bgm. Alexander Jäger und Alt-Bgm. Hans-Peter Bock freuten sich über den Besuch und zeigten dem sympathischen EU-Vertreter, dass auch Glasfaseranschluss auf der Alm, Naturparkhaus, Schlachthof u. a. m. von „Brüssel“ mitfinanziert wurden. RegioL-GF Mag. Gerlad Jochum fasste zusammen: An die 300 Projekte im Bezirk wurden im letzten Jahrzehnt direkt von der Europäischen Union gefördert. Mag. Paul Schmid, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ein parteipolitisch unabhängiger Verein auf sozialpartnerschaftlicher Basis) war beeindruckt, wie vernünftig die EU-Gelder im Bezirk eingesetzt werden: Nachhaltigkeit, auch grenzüberschreitende Vorhaben (Interreg), Barrierefreiheit u. a. m. sind in LandeckThema. Martin Selmayr machte den Wert der EU an einem Beispiel fest: Die Corona-Pandemie, die inzwischen mehr als ein Jahr andauert, hat in der EU zu keiner Finanzkrise geführt – monatelang geschlossene Betriebe u. a. m. wurden mit Hilfen überbrückt, Arbeitnehmer konnten mit Kurzarbeit in den Unternehmen gehalten (und mussten nicht gekündigt) werden etc. Selmayr: „Wir sind gar nicht so schlecht.“

WOLF. Bauernbund-Direktor BR Dr. Peter Raggl, wie auch DI Christian Stampfer (Abteilung Landesentwicklung) einer der Gesprächspartner Martin Selmayrs auf der Gogles Alm, hob die Bedeutung der EU für die Landwirtschaft hervor: „Vieles würde es ohne EU nicht mehr geben“ – etwa die Berglandwirtschaft wie im Bezirk Landeck. Und Raggl musste natürlich das Thema Wolf ansprechen. Und da überraschte der EU-Mann: „Es gibt extrem viel Spielraum, das in Tirol zu regeln.“ Der Wolf sei von der EU geschützt, aber es gebe Möglichkeiten, ihn zu entnehmen. „Tirol kann selbst definieren, was ein Problemwolf ist und entnommen werden muss“, sagt Selmayr. Tirol könne dies per Gesetz oder Leitlinie regeln, präzisierte Martin Selmayr. Das freute auch Hans-Peter Bock: „Es ist gut, wenn es in Tirol geklärt werden kann.“ Selmayr – inzwischen auch mit Gogles-Alm-Kuh bildlich festgehalten – haben bei seiner Tour durch Tirol gerade die Kontakte zu den Menschen in den Regionen gefallen. Impulse für die Zukunft will auch Paul Schmid mitnehmen. Bgm. Alexander Jäger dankte für den Besuch – Selmayr wie Schmid seien „immer wieder gerne willkommen“, lud er sie erneut zu einem Fließ-Besuch ein.
Am Abend traf Martin Selmayr übrigens einen, den er sehr gut kennt: LH Günther Platter. Im Postgashof Gemse von Seppl Haueis in Zams speisten sie u. a. mit Tobias Moretti. Woher er ihn kennt? EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, dessen Kabinettschef Selmayr war, habe alle drei Wochen Angela Merkel oder Emmanuel Macron oder Donald Trump oder einen anderen Staatschef empfangen. Aber jedes zweite Mal, wenn er einem Besucher die Tür geöffnet habe, sei Günther Platter vor dieser gestanden.

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