Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Zehn neue Dorfchefs

Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Bezirk Landeck

In der Mehrzahl waren die Bürgermeisterwahlen im Bezirk Landeck schon vor dem Urnengang entschieden. Duelle gab es elf, einige davon mit einem unerwarteten Ausgang. Letztendlich gibt es nun zehn neue Bürgermeister im Bezirk Landeck. Alle Listen haben den Einzug in die Gemeinderäte geschafft.
28. Feber 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher und Daniel Haueis
Zehn neue Dorfchefs<br />
Bgm. Christian Kalsberger (Kaunertal; Foto: Magdalena Landerer), Bgm. Hans Pittl (Ladis; Foto: Michaela Kölle), Bgm. Simon Schwendinger (Fiss; RS-Foto: Archiv), Bgm. Michael Zangerl (See; RS-Foto: Archiv), Bgm. Stefan Köhle (Fendels; Foto: Reini Walch; oben v. l.), Bgm. Daniel Patscheider (Ried; Foto: Türker Erisöz), Bgm. Franz Benedikt (Grins; Foto: Florian Handle), Bgm. Melanie Zerlauth (Pfunds; RS-Foto: Archiv, Bgm. Reinhard Raggl (Schönwies, Foto: Für Schönwies, Team Reinhard Raggl) und Bgm. Benedikt Lentsch (Zams, RS-Foto: Archiv, unten v. l.).
Es ist gewählt, und viele Land-ecker haben dies per Wahlkarte getan: 4500 wurden ausgestellt – 2016 waren es noch 1651. Damit hat etwa jeder Achte der 35581 Wahlberechtigten seine Stimme vorzeitig abgegeben, was teilweise auch der Corona-Pandemie geschuldet ist. In 19 der 30 Gemeinden stand der Bürgermeister bereits vor der Wahl fest – es gab nur einen Kandidaten: Ferdinand Beer in Stanz (Absolute Mehrheit für seine Liste), Martin Auer in Tobadill (Absolute), Alexander Jäger in Fließ (8 von 15 Mandaten), Harald Bonelli in Pians (nur eine Liste), Matthias Schranz in Kauns (nur eine Liste), Peter Moritz in Kaunerberg (nur eine Liste), Christian Kalsberger in Kaunertal (5 von 11 Mandaten), Andreas Förg in Faggen (nur eine Liste), Bernhard Achenrainer in Tösens (6 von 11 Mandaten), Alois Jäger in Spiss (nur eine Liste), Michael Zangerl in See (6 von 13 Mandaten), Werner Kurz in Ischgl (5 von 13 Mandaten; die absolute Mehrheit hat nun die Liste B’sinna), Hermann Huber in Galtür (Absolute), Paul Greiter in Serfaus (nur eine Liste), Simon Schwendinger in Fiss (Absolute), Hans Pittl in Ladis (Absolute), Patrik Wolf in Pettneu (nur eine Liste), Roland Wechner in Flirsch (3 von 11 Mandaten) und Harald Sieß in Strengen (4 von 13 Mandaten). Es hatten also nicht nur arrivierte, sondern auch vier neue Dorfchefs keinen Mitbewerber: Kalsberger, Schwendinger, Pittl und Zangerl. Daraus darf man wohl schließen: Wer keinen Gegenkandidaten auf den Plan ruft (nicht einmal, wenn er erstmals kandidiert), genießt schon ein gewisses Vertrauen in der Bevölkerung.

DUELLE. Duelle um den Bürgermeistersessel gab es im Bezirk elf (Landeck, Zams, Schönwies, Grins, Pfunds und Ried werden in eigenen Artikeln behandelt). In Prutz hat im Wahlkampf das Thema „Gesundheitszentrum Oberes Gericht“ für Spannungen gesorgt. Dominikus Heiß, der sich auf die Seite von Dr. Philipp Plangger geschlagen hat, hatte aber keine Chance gegen den solide amtierenden Dorfchef Heinz Kofler (68,61%). Das ist mehr als 2016, als Kofler 63,04% erhielt (bei Dominikus Heiß und Klaus Aniballi als Mitbewerber). Der alte und neue Bürgermeister von Prutz verfügt auch über eine absolute Mehrheit im Gemeinderat (9 von 13 Mandaten). Helmut Ladner (64,18%), seit Jahren ein verlässlicher Bürgermeister in Kappl, hat Herausforderer Egon Helmut Jäger in Schach gehalten. Mit 5 von 15 Mandaten verfügt er diese Periode über keine Mehrheit mehr (es sind fünf Gruppierungen angetreten). In St. Anton macht Bgm. Helmut Mall (74,48%) weiterhin einen guten Job: Er siegte mit fast drei Viertel der Stimmen gegen Hermann Strolz. Im Gemeinderat verfügt seine Liste über 7 der 15 Mandate. In Fendels standen sich mit Stefan Köhle und Gottlieb Mark zwei „Neue“ gegenüber – gewonnen hat Köhle (63,68%), der mit seiner Liste auch die absolute Mehrheit hält. Bgm. Helmut Spöttl in Nauders hat es wie 2016 schon mit Elmar Monz zu tun bekommen – und wieder gewonnen (59,37% – 5 von 13 Mandaten für seine Liste).
Die Wahlbeteiligung bei den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 im Bezirk Landeck lag zwischen rund 47% (Pettneu – eine Liste) und fast 96 Prozent (Fendels mit zwei neuen Bürgermeisterkandidaten) – im Schnitt waren es 70,77%. Ebenfalls bemerkenswert: Alle antretenden Listen haben’s in den Gemeinderat geschafft.





Besonderes geschafft

Kein Amtsinhaberbonus in Ried und Grins


Auch nach den 2022er-Kommunalwahlen kann gesagt werden: Bürgermeisterwahlen gehen meist für den Amtsinhaber aus. In Ried aber war’s diesmal anders: Bgm. Elmar Handle hatte mit Daniel Patscheider einen Herausforderer, der bei den Wählern gut angekommen ist. Der Gemeindebedienstete bekam 54,92% der Stimmen und mit 7 von 13 Mandaten auch die Mehrheit im Gemeinderat. Der 40-jährige verheiratete Familienvater will u.a. den Wirtschaftsstandort stärken und auch für Familien und ältere Menschen Akzente setzen. Und auch in Grins gibt’s einen neuen statt dem wieder angetretenen Dorfchef: Herausforderer Franz Benedikt siegte gegen Thomas Lutz – er schaffte 60,58% der Stimmen. Und er hält mit 7 von 13 Mandaten auch die Mehrheit im Kommunalparlament.




Die Erste

Pfunds: Melanie Zerlauth ist Bürgermeisterin


In Pfunds stand ebenfalls bereits fest, dass ein neuer Dorfchef ins Gemeindeamt einziehen wird: VBgm. Peter Wille gegen Melanie Zerlauth lautete das Duell – und die ÖVP-Frau hat es für sich entschieden (63,09%). Das bedeutet gleichzeitig: Bei Bürgermeisterkonferenzen im Bezirk wird künftig eine Frau dabei sein – Zerlauth ist überhaupt der erste weibliche Dorfchef im Bezirk Landeck.




Raggl klarer Wahlsieger

Schönwies: SPÖ verliert Bürgermeister und einen Sitz


Die Wahl zum Schönwieser Gemeinderat und die -Bürgermeisterwahl brachten die Liste „Für Schönwies“ und ihren Spitzenkandidaten Reinhard Raggl als Wahlsieger hervor. Man hat der SPÖ Schönwies den Bürgermeister abgenommen und die Mehrheit im Gemeinderat geschafft.

Die Ausgangslage war folgende: Von den 13 Mandaten hielt bisher die SPÖ sechs Mandate, die Liste „Für Schönwies“ fünf Mandate und die Bürgerliste zwei Mandate. Und die Sozialdemokraten stellten den Bürgermeister und das bereits seit 1980 – mit einer dreijährigen Unterbrechung. Die Bürgerliste und Bgm. Wilfried Fink kandidierten nicht mehr. Und der Wahlsonntag ging für die Liste „Für Schönwies“ mit einem Traumergebnis zu Ende: Listenchef Reinhard Raggl setzte sich im Duell gegen den SPÖ-Kandidaten Harald Peham um den Bürgermeistersessel klar (61,46 Prozent) durch. Und im Gemeinderat schaffte man einen Zuwachs von fünf auf acht Mandate, die SPÖ verlor ein Mandat. Somit wird Reinhard Raggl mit seinem Gemeideratsteam in den nächsten sechs Jahren Schönwies führen.

SIEGER. Freudestrahlend präsentierte sich Reinhard Raggl: Er und seine Liste haben mehr erreicht, als man sich vorgestellt hatte. Den Wahlerfolg erklärte Raggl so: „Dies war nur möglich, weil die Bereitschaft des gesamten Teams, zum Erfolg beitragen zu wollen, vorbildlich war. Und davor ziehe ich meinen Hut“, sagte Raggl. Der SPÖ dankte er „für den fairen Wahlkampf“.

VERLIERER. Das Wahlziel eindeutig nicht erreicht hat die SPÖ Schönwies. Man ist angetreten, um die Nummer Eins zu bleiben. Das ist nicht gelungen. Listenführer und Bgm.-Kandidat Harald Peham nimmt die Niederlage auf sich. Die SPÖ Schönwies tritt diese Woche zusammen, um über die Zukunft der Gemeinderatsfraktion nach den Wahlverlusten zu reden. Peham zeigte sich als fairer Verlierer und sprach im RUNDSCHAU-Interview dem neugewählten Bürgermeis-ter Reinhard Raggl seine Glückwünsche aus. „Ich wünsche ihm einen guten Start und viel Erfolg im neuen Amt“, sagte Peham.




In Führungsrolle abgelöst

Zams: Lentsch und seine Liste gehen als Wahlsieger hervor


Schwarzer Tag für die ÖVP in Zams: Sie wurde am Sonntag in ihrer Führungsrolle abgelöst. In den nächsten sechs Jahren haben der SPÖ-Landtagsageordnete Benedikt Lentsch als Bürgermeister und die Mandatare seiner offenen Liste das Sagen in der Heimatgemeinde von LH Günther Platter.

Dabei war die Ausgangslage für Lentsch und seine Mitstreiter nicht allzu rosig. Der bisherige Gemeinderat setzte sich aus 15 Mandataren zusammen, davon 8 ÖVP, 4 FPÖ und 3 SPÖ. Die FPÖ trat zur Wahl nicht mehr an. Es verblieben zwei Namenslisten, die eine kann als ÖVP-nahe bezeichnet werden, die andere als SPÖ-nahe. Im Zuge dieser Neuformierung hat Lentsch das Konzept umgekrempelt und war damit erfolgreich. Er feierte mit seiner offenen Liste beim Urnengang am Sonntag einen Erdrutschsieg und erreichte die Mehrheit der Sitze im Gemeinderat. Zudem sicherte sich Lentsch den Bürgermeistersessel. Lentschs Liste bekam 50,95 Prozent der Stimmen (8 Mandate), das „Team Dominik Traxl“ erreichte 49,05 Prozent der Stimmen (7 Mandate). Hier ist der Stimmenunterschied weniger als zwei Prozent – also sehr gering. Das sind 37 Stimmen. Rein mathematisch betrachtet nahm aber die „Liste Lentsch“ dem „Team Traxl“ ein Mandat ab und holte sich auch alle vier freigewordenen Mandate von der FPÖ. Beim Duell um den Bürgermeistersessel setzte sich Lentsch mit 50,53 Prozent der Stimmen gegen den Amtsinhaber Traxl (49,47 Prozent) durch. Hier trennen die beiden nur 1,06 Prozent. Anders gesagt: Es sind nur 21 Stimmen Unterschied. Lentsch bekam 993 Stimmen, Traxl 972. Die Wahlbeteiligung liegt bei rund 73 Prozent.

REAKTIONEN. Benedikt Lentsch freut sich natürlich über das ausgezeichnete Ergebnis. „Dieses zeigt, dass die Zammerinnen und Zammer unseren engagiert geführten Wahlkampf und unsere Botschaft, einmal frischen Wind in den Gemeinderat hineinzubringen, honoriert haben. Geholfen hat uns auch, dass unsere Mitbewerber in letzter Zeit in Zams viele Fehler gemacht haben“, erklärte Lentsch. Er werde die nächsten sechs Jahre motiviert für das Dorf arbeiten. „Ich werde versuchen unser Wahlprogramm umzusetzen und werde auch in allen anderen Bereichen mein Bestes geben“, sagte der neugewählte Bürgermeister. Bgm. Dominik Traxl und auch VBgm. Josef Reheis waren für eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.



 

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