Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher - Ausgabe Landeck (KW42/2020)

9. November 2020 | von Josef Walser
So war es früher - Ausgabe Landeck (KW42/2020)
Fotos: Sterbebilder aus dem Archiv Josef Walser
Lawinentragödien zu Weihnachten 1919 im Oberpaznaun. Aufgrund heftiger Schneefälle, „ar Guxa“, und stürmischer Winde drohte kurz vor Weihnachten 1919 im Oberpaznaun extreme Lawinengefahr. Im Ischgler Weiler Vergröß verschüttete am 23. Dezember um 17.30 Uhr eine Lawine das Wirtschaftsgebäude des Bergbauern Gottfried Walser. Der Bauer war beim Melken im Stall, seine 30-jährige Frau Maria, die sich mit der sechs Monate alten Tochter Theresia ebenfalls dort aufhielt, wurde von einem herabsurrenden Balken getötet, das Kleinkind, von der darüber geneigten Mutter geschützt, kam mit dem Leben davon. Punkt 12 Uhr nachts vom 23. auf den 24. Dezember ging nordwestlich von Galtür (Dorf) über die sogenannte „Innar Wåsserlatara“ (Innere Wassserleiter) eine gewaltige, einige hundert Meter breite Lawine ab und zerstörte im Talgrund den Einzelhof des Benjamin Walter in der „Kinga“. Im Morgengrauen des Heiligen Abend gewahrte man, dass die „Kinga verlahnt“ sei. Durch Sturmläuten wurde schnellstmöglich eine Hilfsmannschaft aufgeboten, denn man wusste eine zehnköpfige Familie unter der Lawine. Die Bergungsaktion wurde unter ständiger Lebensgefahr von Bürgermeister Albert Lorenz, einem erfahrenen Alpinisten, mit großer Umsicht und Sachkenntnis geleitet. Die Lawinenkatastrophe in der „Kinga“ forderte fünf Todesopfer: die drei Töchter Maria Anna (24 Jahre), Johanna (19) und Agnes (17) und die zwei Söhne Josef (10) und Gottlieb (9). Fünf Familienmitglieder konnten lebend geborgen werden: Mutter Josefa (50), Vater Benjamin (62) und die drei Söhne Mathias (13), Edelbert (12) und Heinrich (7). Schrecken und Trauer lagen über Galtür.
Fotos: Sterbebilder aus dem Archiv Josef Walser
Text: Josef Walser

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