So war es früher – Ausgabe Landeck (KW-36-22)

„Seaber“ Ehrenbürgerurkunde für Pfarrer Alois Matt. Alois Matt aus Tobadill war von 1879 bis 1891 Kurat und von 1891 bis 1894 Pfarrer von See. (1891 wurden alle Kuratien der Diözese Brixen zu Pfarren erhoben.) Auf seine Initiative wurde die Pfarrkirche zum hl. Sebastian einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Das Gotteshaus erhielt u. a. einen neuen Hochaltar, den der Haller Franziskanerpater Johannes Maria Reiter dem damaligen Kunsttrend entsprechend im neobarocken, neo-renaissancen Stil entworfen hatte. Bildhauer Johann Grissemann aus Imst, ein ehemaliger „Schüler“ bei Franz Xaver Renn, schuf 1889 das Hochrelief „Abnahme des hl. Sebastian vom Marterbaum“. 1891 war Pfarrer Matt bei der Gründung des Spar- und Darlehenskassenvereins der Pfarrgemeinde See, dem ersten Paznauner Geldinstitut, federführend und Vorsitzender des Aufsichtsrates. Ein Jahr später wurde auf seine Initiative ein „Raiffei-sen-Consum-Verein“ gegründet. Damit verfügte See auch über ein Lebensmittelgeschäft. Zudem bemühte sich Pfarrer Alois Matt, die Schule von Platz nach See zu verlegen und eine Filialschule am Glitterberg zu errichten. Diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Am 16. Mai 1894 ernannte ihn die Gemeinde See „in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um Kirche, Schule und Gemeinde während seiner 15jährigen ersprießlichen Thätigkeit zu ihrem Ehrenbürger“. Die „Tiroler Land-Zeitung“ vom 7. Juli 1894 berichtete: „ … Bei der Überreichung des Ehrenbürger-Diploms hielt der Gemeindevorsteher Johann Mallaun eine Anprache, in welcher er das Wirken des Pfarrers hervorhob und auch dem Bedauern der Gemeinde Ausdruck gab, daß dieselbe ihren bisherigen Seelsorger in nächster Zeit verlieren werde. Herr Pfarrer Alois Matt ist nach Oetz versetzt worden, wo er den neuen Posten im Herbst antreten wird …“ Anschließend brachte die Musikkapelle See unter der Leitung des Lehrers Jakob Mallaun dem neuen „Seaber“ Ehrenbürger eine musikalische Ovation.

Fotos: OSR Paul Koller, Tobadill 1985, und Wilhelm Nigg, Grins; beide aus dem Bildarchiv Josef Walser.
Text: Josef Walser, Landeck, 2022