Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Landeck (01-22)

3. Jänner 2022 | von Daniel Haueis
So war es früher – Ausgabe Landeck (01-22)
Foto: OSR Josef Parth, 1971
„Wintersport“ der Ischgler anno 1908. Den damaligen Wintersport der Ischgler schildern die „Neuen Tiroler Stimmen“ vom 15. Jänner 1908: „Innerpaznaun, 12. Jänner. Während viele Städter jetzt allem möglichen Sport, wie Ski-, Rodel- und Eissport huldigen und dann noch vom langen Fasching abstrapaziert werden, haben unsere Leute – vorab das Männervolk – einen anderen Lebenssport – wenn man so sagen darf – es ist die harte Arbeit auch in dieser Winterszeit. Durch Wochen hindurch – früh morgens – beim Schein einer Laterne müssen die Leute auf die Berge steigen, um von den steilen Berglehnen aus den „Pillen“ [paznaunerisch Pilla“], die wie Schwalbennester an geschützten Stellen hinkleben, das Heu zu Tal liefern; an manchen Tagen oft von Furcht begleitet, daß eine Lawine Mann und Schlitten mitnimmt. In die Tausende „Büschel“ (ischglerisch „Bischla“) kommen so von der Höhe und heraus aus dem Fimber- und Madleintal. Heuer ging diese beschwerliche und mitunter lebensgefährliche Heuarbeit [„d’s Haziacha“] ziemlich rasch und ohne Unfälle vor sich. Jetzt ist noch im vollen Gang die Holzlieferung aus den Wäldern und die Düngerlieferung auf die Felder hinaus.“ Erklärung der Bezeichnung „Pilla“ und „Bischla“: „Pilla“ (Ein- und Mehrzahl) kommt vom keltischen Wort „pilia“ und bedeutet Baumstamm. Die Pilla werden mit Rundholz/Rundlingen errichtet. Das im Sommer mühsam gewonnene Berg- bzw. Wildheu wurde mit Seilen in ca. 120 bis 150 kg schwere, quaderförmige Bündel geschnürt und auf einem „Haries“ ins Tal gezogen. Ein solches Heubündel nennen/nannten nur die -Ischgler „Bischla“, die Unterpaznauner „Zocha“, die Stanzertaler „Burd“. Die vom Schreiber des obigen Artikels genannte Bezeichnung „Büschel“ war den Ischglern in dieser Bedeutung unbekannt. Als „Bischl“ bezeichneten sie Blumen. Auch kannte die Ischgler Mundart früher kein Umlaut Ü!
Das Foto zeigt die Brüder Hans und Franz Kurz („Persurer“) „bam Haziacha“ vom Fider Höllboda, 1971; Foto: OSR Josef Parth, 1971
Text: Josef Walser, 2021. Den Zeitungsartikel hat er am 15. Dez. 2009 in der Bibliothek Ferdinandeum aufgestöbert und abgeschrieben.

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