Die Gnadenmuttergottes in Giggl, Gemeinde Tobadill. In exponierter Lage hoch über dem Eingang des Paznauns errichteten die Bauern von Vordergiggl 1845/46 die heutige Kapelle. Über die Herkunft des Altarbildes mit der Darstellung einer Madonna mit Jesuskind wusste man bis 1993 nichts. Als 1993 das Ischgler Frühmesswidum generalsaniert wurde, konnte ich beim vorangehenden „Entrümpeln“ des Hauses in einem für die Mülldeponie bestimmten „Bücherhaufen“ rein zufällig zwei Blätter entdecken, die die Entstehung und den Weg des „Giggler Gnadenbildes“ beschrieben. (Diese wertvolle Dokumentation übergab ich dem Tobadiller Gemeindechronisten OSR Paul Koller.)
Alois Huter, Martin und Chris-tian Juen aus Tobadill arbeiteten mehrere Sommer als Maurer in der Schweiz. 1866 lernte Alois Huter den bekannten Schweizer Maler Melchior Paul von Deschwanden (1811–1881) aus Stans (Kanton Niderwalden), dessen künstlerisches Schaffen fast ausschließlich der christlichen Malerei (Nazarenermalerei) galt, kennen und bat ihn, er möge ihm für die Bergkapelle seiner Heimat ein Madonnenbild malen. Melchior Paul von -Deschwanden forderte für das Bild nur einen bescheidenen Betrag, der lediglich die Kosten für Leinwand und Farbe deckte. Im Herbst 1866 brachte Huter das Altargemälde in die Vordergiggler Kapelle. Die „Giggler Muttergottes“, wie sie fortan genannt wurde, erfreute sich bald großer Verehrung. „Not lehrt beten“, heißt ein Spruch im Volksmund. Besonders während der beiden Weltkriege und in den Nachkriegsjahren wurde die kleine Kapelle zu Unserer Lieben Frau in Vordergiggl zu einer beliebten Wallfahrt. Noch ein Hinweis: Drei Deschwanden-Altarblätter birgt die Samnauner Pfarrkirche zum hl. Jakob. Einfache Kompositionen, klare Umrisslinien und bilderbogenhafte Buntheit kennzeichnen Deschwandens Malstil.
Foto: Rudolf Mathis, Landeck; Text: Josef Walser, Landeck, 1998/2021
Foto: Rudolf Mathis, Landeck
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