Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Landeck (19-23)

9. Mai 2023 | von Attila Haidegger
So war es früher – Ausgabe Landeck (19-23)
Foto: Symbolbild, Collage von Josef Walser, 2008
Vor 350 Jahren zerstörte eine infernalische Feuersbrunst das Dorf Ischgl. Am 30. August 1673 brach nachts im Innerdorf, im Haus des Dorfrichters Thomas Pfeifer jun., beim Fleischselchen ein Feuer aus, das sich zu einem verheerenden Großbrand ausbreitete und nahezu das ganze Dorf (bis auf drei Häuser) einäscherte. Die Kirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, das Kirchen- und Turmdach sowie sämtliche Paramente (Liturgiegewänder und Insignien für die Gottesdienste) verbrannten. Auch die in der Kirche, im Widum und in Häusern verwahrten Schriften, Dokumente und Urkunden wurden vom Feuer vernichtet und dabei ging viel historisches Wissen unwiederbringlich verloren. Wirksame Löschmaßnahmen gab es damals keine, denn die arbeitsfähigen Männer/Bauern schliefen zur Zeit des Feuerausbruches im Heu ihrer „Beargpilla“ im weit entfernten Fimba, wo sie beim Wildheuen tätig waren. Durch diese Brandkatastrophe gerieten die Ischgler in unvorstellbare Not: Sie hatten nur wenige Monate vor Winterbeginn keine Wohnungen, keine Wirtschaftsgebäude, es fehlte an Heu für die Fütterung des Viehs, an bäuerlichen Fuhrwerken und Geräten …, es mangelte an allem Lebensnotwendigen. Hilfe von auswärts gab es keine. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von großer Armut und der Wiederaufbau des Dorfes nahm viele Jahre in Anspruch.
Bis zum 1. Weltkrieg war der 30. August für die Ischgler ein trauriger Gedenktag, der sie 230 Jahre lang an die furchtbare Brandkatastrophe im Jahre 1673 und ihre Folgen erinnerte.

Foto: Symbolbild, Collage von Josef Walser, 2008
Text: Josef Walser, Landeck, 2023
 

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