Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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So war es früher – Ausgabe Landeck (KW 12-21)

22. März 2021 | von Daniel Haueis
So war es früher – Ausgabe Landeck (KW 12-21)
Foto: Collage von Josef Walser, Sept. 2012
Einstiger Hochzeitsbrauch. Einen Brauch, an den sich heute in Ischgl, im Paznaun und im Bezirk Landeck noch kaum jemand erinnern kann, konnte ich 1956 in meinem Geburtsort Versal bei Ischgl persönlich erleben. Es handelt sich um den alten bäuerlichen Brauch des Klausen- und Zaunmachens bei Hochzeiten. In Ischgl wurde der Brauch als „Schpånna“ (= Spannen) bezeichnet. Der Gang oder die Fahrt der Brautpaare wurde auf dem Weg zur kirchlichen Trauung oder nach der Hochzeit auf dem Weg zu ihren Höfen durch Absperrungen gehemmt. Nach dem „Freikaufen“, dem Entrichten des obligaten „Dopplers“ (= zwei Liter Rotwein) konnte das Weitergehen bzw. die Weiterfahrt erfolgen. Es geschah im November 1956 in Versal. Schützenhauptmann Franz Wechner hatte am 10. November 1956 in Rankweil Johanna Falch aus St. Jakob a. A. geheiratet, das frisch vermählte Paar war in einer Kutsche sitzend – auf dem Kutschbock saß Franz Zangerl vom „Angerli“ – von Ischgl kommend nach Vergröss, ihrem Domizil, unterwegs. Ganz spontan spannte mein Vater vor unserem Haus ein Seil über den schmalen Versaler Weg und verhinderte somit die Weiterfahrt der jungen Eheleute. Mein Vater wünschte dem Paar alles Gute zu seinem gemeinsamen Lebensweg. Schützenhauptmann Wechner versprach, am kommenden Sonntag nach dem Amt im Gasthof Adler die zwei Liter Wein zu spendieren. Dieses Versprechen wurde dann auch eingelöst. Der Brauch des Klausen- und Zaunmachens wird heute noch im Vinschgau, im Pustertal und insbesondere in den ladinischen Gebieten Südtirols bei Hochzeiten gepflegt.

Foto: Collage von Josef Walser, Sept. 2012
Text: Josef Walser, Landeck

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