„Majapfeifa“ (Maipfeifen). Der Mai, manchmal auch der Juni, war für uns Hüterbuben (Geißer, Schäfer, Heimweidenhüter) die Zeit zur Herstellung von Maipfeifen. Wir schnitten die schönsten (glattesten, astfreien) Zweige von den im Saft stehenden Bachweiden oder Ebereschen ab. Ein astfreier bzw. glatter Staudenteil wurde nass gemacht – ab und zu sogar mit Speichel – und übers Knie gelegt. Mit dem flachen Rücken eines „Feitels“ (Taschenmesser) klopfte man auf den ausgewählten Zweigteil, bis sich die Rindenröhre leicht lösen ließ. Dabei musste man vorsichtig zu Werke gehen – riss nämlich die Rinde, war das Pfeifchen („Pfeifli“) unbrauchbar. Je nach Länge und Dicke der Pfeife erzielte man hohe oder tiefe Töne. Manchmal wetteiferten wir, wer wohl die längste oder dickste Maipfeife herstellen konnte. Die Rindenröhren, die den Hohl- bzw. den Klangkörper bildeten, waren nur von kurzer Lebensdauer. Sie trockneten rasch ein, bekamen Risse und waren somit nicht mehr bespielbar.
Skizze und Text: Josef Walser, Ldk.
Skizze: Josef Walser, Ldk.