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Landeck | So war es früher | 31. Jänner 2023 | Attila Haidegger

So war es früher... Ausgabe Landeck (05-23)

So war es früher... Ausgabe Landeck (05-23)<br />
​​​​​​​Fotos: Bildarchiv Josef Walser
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BLOCHZIEHEN Ischgl Miasmånn
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BLOCHZIEHEN IN ISCHGL. Der uralte Fasnachtsbrauch des Bloch- bzw. Blockziehens wurde einst auch in Ischgl gepflogen. Dieser Brauch kam jedoch selten zur Durchführung. In der „Zangerl-Chronik“ und Ischgler Pfarrchronik werden Blochziehen in den Jahren 1719, 1791, 1809, 1814, 1834, 1892, 1909, 1930 und 1957 erwähnt. Sie durften nur stattfinden, wenn während des ganzen vorangegangenen Jahres kein einziger Junggeselle geheiratet hatte.
Einige Tage vor dem Faschingsumzug suchten die ledigen Burschen im Wald den schönsten „Blochbåm“ (ursprünglich) einen großen Lärchenstamm, fällten und verzierten ihn mit Buschen, Kränzen, bunten Rüschen und Bändern. An einem der letzten Faschingstage setzte sich am frühen Nachmittag der Zug der Blochzieher von Westen her in Richtung Dorfmitte in Bewegung. Begleitet von Musik und Böllerknall wurde der Bloch von den Burschen, die als Bär, Bärentreiber, „Miasmånn“ (Moosmann) und Mohrelen verkleidet waren, auf einem „Bockschlitten“, einem robusten Schlitten, durchs Dorf gezogen. Auf dem „Blochbåm“ thronte der „Abgott“, der älteste Junggeselle des Dorfes. Im Gefolge fand man Scheller, Hexen, Baijatzl, „Kårner“, „Hånteler“, „Dörcher“, „Kraxamandla“ (Krämersleute), Orientalen, Märchengestalten etc. In der Dorfmitte, auf dem sogenannten „Plåtz“, endete der Zug. Dort entwickelte sich ein reges, lustiges Treiben der verkleideten Darsteller. Besondere Begeisterung fand beim Publikum die Gerichtsszene, die an das jahrhundertealte Niedergericht Ischgl erinnern sollte. Das „Gerichtsgebäude“ war eine eingehauste Postkutsche, mit der der Richter die Dorfstraße auf und ab fuhr und dabei seines Amtes waltete. Die Gerichtsdiener, verkleidete Gendarmen, führten willkürlich Leute aus dem Publikum ab, um sie beim Richter anzuklagen. Der Richter fällte spontane Urteile und vollstreckte sie mit Geldbußen. Nach diesen vielfältigen Belustigungen erfolgte die spannende Versteigerung des Blochs. Meistens kam der Erlös dem Gemeinwohl zugute, wie zum Beispiel 1930 der Renovierung der Pfarrkirche. Mit dem abendlichen Betläuten schloss die Veranstaltung, dann durfte sich kein „Maschgerer“ (Verkleideter) mehr im Dorf blicken lassen.

Fotos: Bildarchiv Josef Walser
Text: Josef Walser, Blickpunkt – Sonderbeilage vom 31. Jänner 1991, und 2023
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