Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Am Anfang haben sie mich nicht wollen“

Annalena Monz gilt als Oberländer Damenfußball-Juwel

Einen immensen Aufwind hat der Damenfußball in den vergangenen Jahren erlebt. Mit begeisternden Spielen bugsierte sich das österreichische Nationalteam im Jahr 2017 bis ins Halbfinale der Europameisterschaft. Auch heuer konnte die Auswahl in der EM-Qualifikation überzeugen. Top-Talente, vor allem in Tirol bzw. im Tiroler Oberland, sind aber eher rar. Zumindest einem Mädel kann aber getrost nachgesagt werden, dass sie das Zeug zu Höherem hat: Annalena Monz.
18. Jänner 2021 | von Von Albert Unterpirker
„Am Anfang haben sie mich nicht wollen“<br />
Freuten sich über den RUNDSCHAU-Besuch in Tösens: Mathias Niederbacher, Aurelia, Annalena und Hansi Monz sowie Andy Thurner. Die Familie komplettieren Annalenas Schwestern Sandra und Iris und Bruder Johannes. RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

Sie hat super Tricks drauf, zeigt Schnittstellen-Passes zum Zunge-Schnalzen und hat ein sehr gutes Auge. Annalena Monz kann aber noch viel mehr. „Sie ist grundtalentiert und getrieben von enormem Ehrgeiz“, erzählt Mathias Niederbacher, Obmann des SV Landeck. Niederbacher muss es wissen, hatte er die mittlerweile 15-Jährige doch als Nachwuchsleiter unter seinen Fittichen. Es sind jedoch nicht nur die technischen Qualitäten, mit denen Annalena überzeugen kann: „Sie ist eine riesige Kämpferin, bereits in ihrem jungen Alter nimmt sie eine Führungsposition ein und ist schon jetzt eine Stütze in der Landesliga-Kampfmannschaft – sie hebt voll dagegen, geht in jeden Zweikampf rein!“ Wer ist dieses Mädel, von der alle, die sich im Fußball auskennen, so schwärmen? Ursprünglich ist Annalena eine Pfundserin, aber als ihr Vater im Jahr 2005 einen Hof kaufte, übersiedelte die Familie nach Tösens. Mit vier Jahren begann sie mit ihrem Bruder, der zwei Jahre älter ist, am Hof zu spielen. „Da hat das Garagentor geknallt“, schmunzelt Vater Hansi, „sie ist damals noch meistens im Tor gestanden.“ Ihr Vater, selbst ehemaliger Kicker, brachte ihr schon früh das beidfüßige Schießen bei. „Papa und Johannes waren meine ersten Vorbilder“, nickt Annalena. Dann ist sie „spaßhalber“ mal mit Freunden auf den Fußballplatz Tösens gegangen. Immer war sie dort das einzige Mädel. „Am Anfang haben sie mich nicht wollen“, sagt sie. Aber sukzessive lernte sie, sich durchzusetzen. Mit sechs Jahren kam sie in den Verein nach Pfunds und begann dort in der U8 zu spielen. Beim Heimatverein ihres Vaters machte sie bis zur U12 alle Stationen durch. „Sie ist schon immer schnell gewesen“, erinnert sich ihre Mutter Aurelia. Ihrer Tochter war das zu wenig: „Ich wollte besser werden!“

IM GRIFF. Rückblick: Mit zehn Jahren kam sie ins Vor-LAZ in Landeck. Im Jahr 2018 rückte sie dann quasi beim SV Landeck ein, zugleich fand der Sprung ins LAZ Imst statt. Weiter ging’s in der Fußball-Leiter nach oben, denn es folgte die Tiroler Auswahl. „Die Buben in ihrer Altersklasse hat sie großteils im Griff“, so Niederbacher, „über weite Strecken ist sie auch besser.“ Andy Thurner, Trainer der Landesliga-Damenmannschaft des SV Landeck, welche heuer drauf und dran ist, in die Tiroler Liga aufzusteigen, pflichtet bei und berichtet von einer Anekdote, als er früher LAZ-Tormann-Trainer war: „Ich musste aushilfsweise kurz ins Tor, und da hat sie mal gegen mich gespielt. Schon damals haben mich ihre Durchschlagskraft und ihr Spielverständnis beeindruckt – wir sind froh, dass sie in unserer Mannschaft ist.“ Und was gefällt ihr beim SV Landeck so gut? „Mein Bruder hat da auch mal gespielt. Ich habe schon ein paar Leute gekannt, die Stimmung ist gut und ich werde dort auch gefordert“, lächelt Annalena beinahe schüchtern, und ihr Vater fügt an: „Landeck hat schon immer einen super Nachwuchsbereich gehabt, sie machen dort eine gewaltige Arbeit. Ein bisschen reut es mich, dass wir sie nicht schon früher dorthin geschickt haben – danke an die SVL-Trainer, ohne sie wäre das alles nicht möglich!“

PROFI. Derzeit besucht Annalena die Fachoberschule in Mals (FOWI) mit Schwerpunkt Fußball und ist dort im zweiten Jahr. Am Wochenende geht’s immer heim nach Tösens, besser gesagt: gleich durch nach Landeck zum Training. „Fußball ist meine Leidenschaft und ich würde gerne Profi werden“, sagt sie – und das mit Nachdruck. Vor eineinhalb Jahren hat sie sich nach gegnerischer Einwirkung den rechten Arm gebrochen, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als sie in St. Pölten bei der einzigen Damenfußballakademie Österreichs um Aufnahme ansuchte. Nun ist es ihr Plan, im nächsten Jahr nach Deutschland zu gehen, um dort ihr Glück zu suchen. „Wir unterstützen sie diesbezüglich“, sagt ihr Vater, „und ich bin mir sicher: die eine oder andere Überraschung wird passieren!“ Tja, bei so viel familiärem und vereinsmäßigem Engagement – was soll da eigentlich noch schiefgehen …
 
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Annalena Monz: „Ich würde gerne Profi werden!“ RS-Foto: Unterpirker
„Am Anfang haben sie mich nicht wollen“<br />
Annalena ‚päppelt‘ den Ball weit über 200 Mal. RS-Foto: Unterpirker
„Am Anfang haben sie mich nicht wollen“<br />
Annalena (163 cm, 55 kg) betreibt viel Krafttraining – auch im eigenen Trainingsraum daheim. RS-Foto: Unterpirker

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