Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Am meisten mit mir selbst gekämpft“

Marco Jordan absolvierte beim „Race Around Austria“ 1500 Kilometer

„Race Around Austria“ heißt eine Extremradsportveranstaltung, bei der aus drei Streckenvarianten gewählt werden kann. Der Pettneuer Marco Jordan wagte heuer die 1500-Kilometer-Distanz. Sieben Betreuer waren mit von der Partie, als er 17000 Höhenmeter, u.a. über die Großglockner Hochalpenstraße, bewältigte. Trotz eines physischen Einbruchs erreichte er nach 81,5 Stunden das Ziel.
7. September 2020 | von Von Elisabeth Zangerl
„Am meisten mit mir selbst gekämpft“<br />
Marco Jordan auf der Großglockner Hochalpenstraße Foto: Patrick Zangerle
Von Elisabeth Zangerl

Knapp 82 Stunden oder drei Tage, neun Stunden und 43 Minuten brauchte Marco Jordan für sein Abenteuer „Race Around Austria“, das für ihn am 12. August um 14.52 Uhr in St. Georgen im Attergau startete und der Grenze Österreichs entlang (außer Tirol und Vorarlberg) führte. „Es war einfach ein Reiz da, das zu probieren“, sagt der Pettneuer Radsportler – der Preis kann’s nicht gewesen sein: Finisher erhielten kein Preisgeld, sondern einen Holzblock. Nachdem sich der Pettneuer im Vorjahr noch für die einfachere Variante, das 560 Kilometer lange 24-Stunden-Rennen, entschieden hat, war’s heuer mit 1500 Kilometern um einiges härter (es gibt auch eine 2200 Kilometer-Variante): „Das war schon eine andere Hausnummer in diesem Jahr“, erklärt der Pettneuer. Es gehe dabei „einfach darum zu finishen und um die Frage, ob man das schaffen kann?“

„ÜBER 13000 KILOMETER GEFAHREN“. „Seit Oktober 2019 bin ich über 13000 Kilometer gefahren, den Großteil am Heimtrainer (coronabedingt), einen Teil auf dem Rennrad und auch auf dem Mountainbike“, verrät Jordan, wie er sich vorbereitet hat. Im Juni ist er dann die Strecke mit zwei Freunden abgefahren, allerdings in Tages-etappen von „nur“ ca. 150 Kilometern. Beim Bewerb selbst wurde der Pettneuer von einem siebenköpfigen Betreuerteam begleitet: seine Geschwis-ter Mirjam und Manuel Jordan, Peter Falch, Fritz Falch, Manuela Baumann, Patrick Zangerle und allen voran Teamleiter Johannes Scalet. Er erzählt: „Beim Race Around Austria gibt’s ein genaues Regelwerk, wie alles ablaufen muss – alles muss genauestens ge-plant sein.“ Verpflegung, Service und Co. mussten auf den Athleten abgestimmt werden. Mirjam Jordan und Johannes Scalet erzählen: „In den drei Tagen hatte Marco einen Kalorienverbrauch von 33000 Kalorien.“ Reis, Nudeln, Kaiserschmarren und Co. standen am Speiseplan, zwischendurch auch Riegel und Eiweißshakes. „Das Essen lieferte ziemlich genau drei Stunden Energie“, erinnert sich Teamleiter Scalet. Ein Betreuerteam sowie ein Teamleiter sind bei solch einer Teilnahme von enormer Wichtigkeit: „Es braucht einen, der das Kommando hat – als Radfahrer ist man selbst nicht fähig, Entscheidungen zu treffen“, erklärt Jordan. Mirjam Jordan erzählt: „Jeder hat seine Aufgabe – z.B. einer fährt, einer navigiert, der andere schaut auf die Verpflegung – auch gewaschen haben wir im Wohnwagen, ebenso auf der Strecke frisches Brot besorgt etc. Alles musste organisiert werden.“

„SO WENIG WIE MÖGLICH SCHLAFEN“. Die Zeiteinteilung beim Bewerb ist jedem Athleten selbst überlassen, Marco Jordan gesteht: „Mein Plan vorher war, so weit wie möglich fahren, so wenig wie möglich schlafen – unsere Taktik war es, nach 300 bis 400 Kilometern eine halbe Stunde zu schlafen.“ Doch es kam anders: „Als ich Richtung Niederösterreich/Burgenland unterwegs war, herrschte eine extreme Hitze, auch viel Gegenwind mit Windböen – viele Favoriten haben deswegen abgebrochen. Nachdem ca. 750 Kilometer absolviert waren, hatte ich einen kompletten Einbruch, vielleicht einen Hitzeschlag“, erzählt Marco Jordan, der sich an diese Situation nicht mehr genau erinnert. Johannes Scalet hat dann entschieden, dass der Athlet sechs Stunden schlafen soll, Marco Jordan ist dann „morgens aufgewacht und es ist mir wieder gut gegangen“. Es gelang, auf andere Teilnehmer wieder aufzuschließen. „Am meisten habe ich mit mir selbst gekämpft, ich dachte immer, ich bin zu langsam. Man verliert einfach das Gefühl dabei“, sagt Jordan. Interessierte konnten mittels GPS-Tracking die Teilnehmer verfolgen, weswegen auch viele Fans entlang der Straßen waren: „In Oberösterreich gab’s eigene Fanzonen, die Zuseher feuerten uns an – das war überwältigend“, so Marco Jordan, dem am 16. August um 0.35 Uhr der Zieleinlauf gelang.
„Am meisten mit mir selbst gekämpft“<br />
„Anfangs war ich super am Weg, durch den Einbruch haben wir sechs Stunden verloren – am Ende gelang es wieder, andere Teilnehmer zu überholen.“ RS-Foto: Zangerl
„Am meisten mit mir selbst gekämpft“<br />
Gruppenfoto beim Zieleinlauf, im Bild zu sehen: Marco Jordan mit seinen beiden Neffen und seinem Betreuerteam Foto: Elisa Haumesser

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