Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Beim Zielsprung jubelte das Stadion“

Rene Eckhart und seine unvergesslichen Erlebnisse in Peking

Eine spannende Zeit verbrachte Rene Eckhart bei den Paralympics in Peking. Sowohl im Bordercross als auch im Banked Slalom erreichte der Kaunertaler Rang 12. In einem Rückblick erzählt Eckhart von unvergesslichen Erlebnissen – wie emotionellen Starts in seinen Bewerben und Zeremonien.
19. April 2022 | von Daniel Haueis
„Beim Zielsprung jubelte das Stadion“<br />
Rene Eckhart freute sich u. a. über die Gratulationen von Klaus Mair (Geschäftsführer Geschützte Werkstatt Tirol) und Markus Wehinger (Leiter der Werkstatt Imst und sein Chef) und bedankt sich bei ihnen sowie bei Kaunertal Tourismus, den Kaunertaler Gletscherbahnen und der Gemeinde Kaunertal für die große Unterstützung. RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

„Sehr cool“ sei schon die Verabschiedung in Wien gewesen, bei der es nach einer Pressekonferenz in die Hofburg zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen ging. „Ich habe ihm einen Braunelle-Bienenhonig aus dem Kaunertal mitgebracht, er freute sich sehr – und wir plauderten ein bisschen im Kaunertaler Dialekt“, erzählt Rene Eckhart. Am 25. Februar begann dann die eigentliche Flugreise über Salzburg und Frankfurt nach Peking. „Da realisierte ich zum ers-ten Mal richtig: Jetzt wird mein Kindheitstraum wahr“, blickt der Kaunertaler zurück. Anstrengend wurde es erstmals bei der Ankunft in China. „Eine Covid-Kontrolle nach der anderen, das war schon sehr speziell.“ Einquartiert wurde man im Olympischen Dorf zusammen mit den Langläufern und Biathleten. „Die Zimmer waren wirklich sehr in Ordnung und auch schön geräumig, die Betten sogar elektrisch verstellbar“, so Eckhart. Eigen war dafür etwa die Situation beim Essen: „Wie bei einem Zeltfest, in der Mitte war jeder einzelne Tisch und Sitzplatz mit Plexiglas abgetrennt.“ Dafür habe das Buffet sehr viel Auswahl geboten – nur das Tiroler Brot habe ihm gefehlt.

GÄNSEHAUT. Am nächsten Tag ging es dann schon auf die Piste. „Alles Kunstschnee, aber ähnlich wie im Herbst bei uns auf unseren Gletschern.“ Was natürlich auch cool war: Mal die Rennstrecken der Nicht-Behinderten runterzufahren. Wie den Rennhang von Olympiasieger Benjamin Karl oder den Slope Style Park (Anna Gasser). Und natürlich die fette Super-Pipe, wo der Paznauner Marco Ladner runterballerte – das war schon ein Wahnsinnserlebnis am ersten Schneetag! Am 4. März ging es mit einem High-Speed-Zug (350 km/h) nach Peking ins „Vogelnest“ (Nationalstadion) zur Eröffnungszeremonie. „Das war echt Gänsehaut pur für mich“, so Eckhart. Einen Tag später folgte das erste Training für den Bordercross. Auf der anspruchsvollen Strecke sei das „ganz gut verlaufen“, wobei sich der Oberländer in zwei Qualiläufen für die Finals qualifizierte. Leider sollte im Viertelfinale Endstation für den Kaunertaler sein. „Trotzdem bin ich megastolz auf mich. Jeder Run wurde besser, das lässt mich positiv in die Zukunft blicken. Am Start war ich richtig nervös, obwohl ich schon lange Weltcups und WM fahre. Aber Paralympics ist was anderes. Medien und Kameras sind voll auf dich fixiert und die ganze Welt schaut zu. Es war so geil: Beim Zielsprung jubelte das ganze Stadion – ich saugte jeden Moment auf!“

HIGHLIGHT. Wenige Tage später gab es ein weiteres Highlight für den Tiroler. „Wir waren auf der Medal Plaza eingeladen, weil unsere blinde Langläuferin und Biathletin Carina Edlinger Gold im Sprint holte. Die Bundeshymne wurde gespielt, wir feuerten sie an – das war richtig cool!“ Gleich am nächs-ten Morgen startete Eckhart in seiner zweiten Disziplin, dem Banked Slalom. „Mein erster Durchgang war eher verhalten, im zweiten konnte ich mich über zwei Sekunden verbessern – am Ende stand Rang 12 zu Buche.“ Mit diesem Bewerb hieß es langsam Abschied nehmen von China, denn nach der Closing Ceremony ging es am 14. März gen Heimat. „Am Abend landeten wir in Wien, wo mich der ORF interviewte“, erzählt Eckhart, der in seinem Berufsleben in der geschützten Werkstätte in Imst als Schlosser arbeitet. Sein Paralympics-Resümee? „Ein Megaerlebnis, ich bin stolz darauf, als erster Kaunertaler überhaupt bei den Paralympics dabei gewesen zu sein. Ich glaube, ich habe mich gut verkauft und für Österreich und das Kaunertal das Beste gegeben. Nach 18 Tagen mit tollen Eindrücken war ich aber wieder froh, gesund in meiner geliebten Heimat zu sein. Ich schätze das Leben in unserem Paradies nun wieder mehr. Alleine das Wasser vom Hahn zu trinken oder das Essen, die saubere Luft und keinen Krieg. Wir haben das mit den ukrainischen Athleten erlebt – das ist alles andere als einfach. Man muss schätzen, was wir in Tirol haben.“ Nach den Paralympics heißt für Eckhart vor den Paralympics. „Mein großes Ziel sind die Paralympics 2026 in Cortina d’Ampezzo, das wäre für mich wie Heimspiele, das ist ein Traum von mir. Jetzt geht’s noch auf meinen geliebten Hausberg, den Kaunertaler Gletscher, wo ich das neue Material für die kommende Saison teste. Dann beginnt eh schon wieder das harte Sommertraining im Olympiazentrum Innsbruck.“
„Beim Zielsprung jubelte das Stadion“<br />
Eckhart überreicht Van der Bellen ein Glas Honig. Foto: Gepa Pictures

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