Von Albert Unterpirker
Wir sind in dieser Zeit alle nicht zu beneiden, und egal wo man hinschaut und -hört: Der Pandemie-Frust wächst. Eine Stimmungslage, die auch auf die Sportvereine zutrifft. Im speziellen Fall der heimischen Fußballclubs muss betont werden, dass die derzeitige Situation alles andere als rosig erscheint. Bezüglich der Regionalliga und Tirol Liga hat der Tiroler Fußballverband drei Start-Szenarien ausgearbeitet, welche Variante davon zum Einsatz kommt, ist derzeit noch ziemlich offen. Im bizarrsten Fall würden manche Ligen gar nicht komplett gespielt werden. Das restliche Tiroler Unterhaus – von den Landesligen abwärts – hat als normalen Starttermin das Wochenende um den 19. März im Kalender stehen, hier hofft man auch noch auf einen regulären Beginn. Hält man sich aber die Infektionslage bezüglich der Covid-19-Südafrika-Mutation im Bezirk Schwaz vor Augen, könnte es einem Oberländer Fußballverein unter Umständen bald schwarz vor Augen werden. Denn derzeit ist es für manche schwer vorstellbar, dass es in diesem Tiroler Bezirk in rund einem Monat (Nachträge noch früher) mit der Meisterschaft losgehen kann. Sollte dieser ungute Fall eintreten, trifft es wohl auch die gegnerischen Mannschaften (und deren Ligen). Bleiben wir im Bezirk Landeck: In der Tirol Liga würde Zams nach derzeitigem Stand Fügen (Bezirk Schwaz) im Nachtragsspiel bereits am 13. März empfangen. Welche Maßnahmen die Tiroler Gesundheitsbehörden u.a. diesbezüglich setzen, wird sich noch zeigen.
NICHT LUSTIG. In Zams zeigt man sich (noch) relativ gelassen, obwohl: „Das Training läuft seit mehreren Wochen abgespeckt“, sagt Walter Haid, sportlicher Leiter des SV Luzian Bouvier Zams. Das sei zwar nicht ganz lustig, „aber ich glaube, mittlerweile weiß jeder, dass es wichtigere Sachen als Fußball gibt“, so Haid, der anfügt: „Wir hoffen, dass die (Infektions-)Zahlen weiter nach unten gehen und wir dann in die Meis-terschaft starten können.“ Einer von Experten und Virologen sowie Teilen der Bevölkerung befürworteten Abriegelung des Bezirks Schwaz wegen der dort grassierenden südafrikanischen Virusvariante und einer damit möglichen Ausbreitung auch im Oberland steht Haid skeptisch gegenüber: „Dass das, was Experten bzw. selbsternannte Experten da von sich geben, dass jetzt die Zahlen wieder hinaufschnellen – da kann man nur hoffen, dass das nicht eintritt. Wissen tut es keiner.“ Aber: „Es gibt einfach Grundregeln, die gehören bestmöglichst eingehalten!“ Zudem wäre es gut, wenn man endlich das Impfen auf die Reihe bekommen würde. Zielrichtung? „In ers-ter Linie der Klassenerhalt, und wenn wir die vordere Tabellenhälfte erreichen würden, wäre das gut. Über kurz oder lang wird es sicher größere Kaderänderungen geben, und dankenswerter Weise gehen das die arrivierten Spieler auch sehr gut mit. Wie sieht Haid die Zukunft des Vereins? „Es wird großer Anstrengungen bedürfen, auch mit dem Finanziellen wird es schwieriger werden. Man wird jeden Euro öfters umdrehen müssen, und auf Knopfdruck wird man nicht mehr zur normalen Tagesordnung übergehen.“ Bezüglich Kinder erklärt der sportliche Leiter: „Man muss sicher schauen, dass man die Kinder (wieder) vermehrt gewinnt.“
PLANUNGSSORGE. Auch beim SV WinWin Landeck geht die Sorge um, dass man bezüglich Meisterschaft noch nicht wirklich planen kann, und: „Wichtig wäre auch, den Kindern wieder die Möglichkeit zu geben, ihren Sport auszuüben“, erklärt Mathias Niederbacher. „Es ist schwierig: Man kann Eislaufen, man kann Skifahren, auch die LAZ fangen wieder an – und wir im Amateurbereich haben nach wie vor das gleiche Problem, sogar noch größer als im Frühjahr. Es ist ja die komplette Hallensaison ausgefallen. Wir können unseren Leuten wenig Auskunft darüber geben, wie es weitergeht, auch planerisch hängt man in der Luft“, weiß der Obmann. Seit einigen Wochen laufen dafür die Kontakte über Zoom und Telefon. „Individualtraining ist ja möglich, man merkt aber schon, dass die Kinder körperlich sehr abgebaut haben“, so Niederbacher. Bei den Kleinkindern (U7, U8) habe man das Zoom-Training angefangen, „und das kommt sehr gut an“. Beim einen oder anderen Spieler der Kampfmannschaften gäbe es derweil die Überlegung, „ob er sich das alles weiterhin antun möchte“, so der Obmann zu Karriere-Ende-Überlegungen. Apropos: „Man hört es aus verschiedenen Ecken, dass bei vielen Vereinen die kürzliche Öffnung der LAZ (Landesausbildungszentren des Tiroler Verbandes, Anm.) nicht gut ankommt. Es geht da zwar um die Talenteförderung, aber in jedem Verein gibt es Talente, und auch dort stehen die Kinder im Vordergrund“, sieht Niederbacher hier eine Benachteiligung. Nachsatz: „Die Außenwirkung hier ist nicht optimal.“ Finanziell gäbe es derzeit nicht die ganz großen Probleme, aber: „Noch einmal so ein Jahr, das würde uns vor ganz große Herausforderungen stellen.“ Nicht zuletzt deshalb, weil zahlreiche Sponsoren auch mit touristischen Konzepten zusammenhängen würden. PS: Derzeit werde der Umbau der Damen-Kabinen forciert.
MOTIVATIONSFRAGE. „Es ist noch nichts fix“, gibt Dominik Lechleitner, TFV-Bezirksobmann und Tormanntrainer bei der FG Familyhaus Schönwies/Mils hinsichtlich des Meis-terschaftsstarts zu Protokoll. „Wir sind aber permament dabei, dass wir Infos bekommen, die wir an die Vereine weitergeben können.“ Vielleicht könne man im März zumindest mit Kleingruppen-Training starten. Übrigens: Rund 70 bis 80 Spiele seien insgesamt im Unterhaus aus der Herbstrunde noch nachzuholen, „dann erst kann man eine Tabelle machen“. Möglich sei bei einem späteren Beginn der Meisterschaft, dass man diese in den Sommer hineinverlege. Allerdings: Die Motivation für Amateure, während der Urlaubszeit und noch dazu bei womöglich extrem hohen Temperaturen dem runden Leder nachzurennen, könnte mehr als überschaubar sein. „Man weiß dann nicht, wie viele Spieler stehen dem Verein überhaupt zur Verfügung“, nickt Lechleitner. Die Kampfmannschaft habe nun mit dem Training über Video-Chats gestartet. Beim Nachwuchs herrscht ebenfalls Sorge, „dass manche nicht mehr kommen“. Was bleibt, ist die Unsicherheit.