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Oberländer Wanderpreise in Schweden

Martin Falch ist wieder Tiroler Behindertensportler des Jahres

Es ist eine Trophäensammlung, die sich sehen lassen kann. Bereits zum neunten Mal wurde Martin Falch als Tiroler Behindertensportler des Jahres ausgezeichnet. Es ist für den Mann aus St. Anton nichts Neues, den „Viktor“ bei sich zu Hause aufzustellen. Dabei sind es bei Weitem nicht alle Auszeichnungen, die Falch jemals errungen hat.
17. Mai 2021 | von Daniel Haueis
Oberländer Wanderpreise in Schweden<br />
Martin Falch und seine neun Tiroler Sportlerwahl-Trophäen plus Österreichs Sieges-trophäe (2011) RS-Foto: Unterpirker
Von Albert Unterpirker

„Das ist immer wieder eine neue, tolle Erfahrung“, sagt Martin Falch beim RUNDSCHAU-Gespräch über seine bereits neunte Auszeichnung als Tiroler Behindertensportler des Jahres. Dabei bestreitet der 53-Jährige seit vielen Jahren nicht nur Bewerbe im Behinderten-Bereich, sondern auch solche von Nicht-Behinderten. Auch bei letzteren ist der stählerne Mann aus St. Anton oft ganz weit vorne in den Platzierungen zu finden. Tja, was bleibt ihm vom Corona-Jahr 2020 eigentlich in Erinnerung? „Sportlich waren es auf jeden Fall die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Para-Triathlon“, so Falch, holte der für das Raika Tri Telfs-Team Startende sich im Sport-Zentrum Niederösterreich doch den Staatsmeistertitel. Nicht mit dabei war Falch im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Andorra und bei den Europameisterschaften in Rumänien. „Ich bin normal einer, der alles mit dem Flugzeug geflogen ist. Aber inzwischen ist es bei mir so, dass ich die Fliegerei nicht mehr mag – du musst ja die ganze Ausrüstung mitnehmen. Am liebsten setze ich mich ins Auto, und dann weiß ich, dass ich alles hab!“ Nach Spanien oder Rumänien wollte er aber dann doch nicht mit dem Auto diese weiten Fahrten antreten. Heuer soll es in manchen Fällen wieder etwas einfacher werden. Vor allem hinsichtlich der Triathlon-Europameisterschaft über die Mitteldistanz (Straße), denn die geht in Walchsee über die Bühne und ist für Juni geplant. „Aber es schaut derzeit eher so aus, als ob das nach hinten verschoben wird, weil Juni noch sehr früh ist.“ Bei der EM hat er u.a. den Aquathlon ins Visier gefasst.

STOCKERL. „Mein Plan waren die Langdistanzen (z.B. Ironman, Anm.), aber ich habe gemerkt, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist mit meiner Prothese“, erklärt der Tiroler. Schon nach den Mitteldistanzen sei sein Fuß so „beleidigt“, dass es mit dem anschließenden Laufen sehr problematisch sei. „Da muss ich dann immer wieder stehen bleiben. Wenn ich dann statt 90 km nun 180 km Rad fahre, wie beim Ironman – dann wäre fertig! Irgendwann magst du dann nicht mehr, wenn der Fuß schon blutig ist.“ Früher wäre es noch was anderes gewesen, heute würde er sich solche Dinge nicht mehr antun. Etwas Positives haben indessen die diversen Corona-Maßnahmen bei den Bewerben im letzten Jahr gebracht, denn beim Schwimmen habe es alles Einzelstarts gegeben. „Alle zehn Sekunden ist jemand rein, da hat es im Wasser keine Streiterei mehr gegeben“, schmunzelt Falch. Neben der EM in Walchsee sei auch die Cross-Triathlon-WM in Almere (Niederlande) ein Ziel. Dort plant er einen Start im Cross-Duathlon. Was rechnet er sich aus? „Bei der Mitteldistanz kann ich gar nicht sagen, ob ich es schaffe. Radfahren und Schwimmen wird passen, aber ob das beim Laufen mit dem Fuß alles hinhaut, weiß ich nicht.“ Beim Cross sei er schon immer vorne dabei gewesen – da soll es schon ein Stockerlplatz werden. Sein Training spult Falch übrigens auch am Rieder Baggersee ab, vor allem abends. „Da ist kein Mensch, das ist dann bärig!“

TÜFTELN. Jungen angehenden Behindertensportlern könne er nur eines mitgeben: „Aufgeben gibt es sowieso nicht. Du musst immer das Unmögliche probieren, um das Mögliche zu erreichen. Nach meiner Amputation (Berufsunfall) habe ich anfangs auch erst ein paar Meter mit der Prothese gehen können – und irgendwann funktioniert es halt.“ Außerdem müsse man tüfteln und immer schauen, dass man etwas verfeinern kann. „Wenn du selber gleich zufrieden bist, dann kommst du nicht weit“, weiß der Oberländer. Den Prothesen-Herstellern sei er teilweise schon „auf den Wecker gegangen“, aber dennoch sei man manchmal immer wieder auf Verbesserungen draufgekommen. Das Wichtigste sei ihm aber die Gesundheit. „Gesund alt werden – und das mit wenigen körperlichen Einschränkungen!“ Falch hat eine junge Familie. Seine erste Frau, eine Schwedin, ist 2009 gestorben, sein erster Sohn ist nun 22 Jahre alt. „Den jetzigen Nachwuchs aufwachsen sehen – das ist etwas Einzigartiges. Wenn dich der Sohnemann anstrahlt, das ist schön!“

PREISE. Schön ist zudem seine Trophäensammlung, auch ohne die „Viktors“, die ist ein richtiger Hammer. Vor seiner Amputation habe er bereits um die 500 Pokale und Medaillen ge-habt. „Das war lange davor, die habe ich als Kind erreicht – ich war ja Skirennfahrer.“ Aber auch danach habe er noch viele Preise abgesahnt. Etliche davon habe er im Keller verstaut, manche davon sogar verschenkt. Auch nach Schweden. „Dort gibt es ja nicht viel anderes als Fischen und Jagen“, lacht er. Der Opa in Schweden habe immer ein Preisschießen ge-habt. „Ich hab mir gedacht: Bevor ich da Pokale und Medaillen wegwerfe, gebe ich das denen dort oben“, so Falch. Für jede Altersklasse habe er gesponsert. „Ein Jahr drauf frage ich: Braucht ihr noch welche? Sie: Nein, die haben wir weitergegeben – als Wanderpreise!“ Nachsatz: „Das hätten sie nicht machen müssen – ich hab’ genug davon!“
 
Oberländer Wanderpreise in Schweden<br />
Hunderte Medaillen und Auszeichnungen ohne Ende – auch hier nur ein Bruchteil, die Martin abgeräumt hat. RS-Foto: Unterpirker

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