Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Rasante Rückkehr des Kultrennens

Fiebern für den Weißen Rausch in St. Anton

Endlich, nach zweijähriger coronabedingter Pause konnte das Kultrennen in der 23. Auflage stattfinden. Pünktlich um 17 Uhr fiel am Samstag auf 2650 Metern der Startschuss. In drei Gruppen stürzten sich über 500 Adrenalinjunkies in den Wettkampf.
26. April 2022 | von Von Christina Hötzel
Rasante Rückkehr des Kultrennens<br />
Fairness siegt: Zweitplatzierter Florian Holzinger (l.) gratulierte Sieger Dieter Bischof RS-Foto: Hötzel
Von Christina Hötzel

Wenn den Teilnehmern nach dem Massenstart vom Vallugagrat das Herz noch nicht in die Hose gerutscht ist, gilt es für sie, sich in der Schusshocke vom Feld abzusetzen. Mut allein bringt die Rennläufer aber noch nicht über den Schmerzensberg. Hier treffen die Vordersten die Entscheidung, 150 Meter hochzuskaten oder die Ski abzuschnallen und zu laufen. Nach dem Valfagehrjoch geht es dann über eine lange Gleitstrecke weiter bis zur Kandahar. Der bis zu dem Punkt Führende bei den Herren, der Ire Jack Gower, bretterte die Buckel zum Erstaunen der Zuschauer, die im Ziel mitfieberten, kerzengrade herunter. Doch eine falsche Entscheidung bestimmt schnell über Sieg und Niederlage. Völlig ausgepowert trifft der Rennläufer vor dem Ziel auf drei letzte, besonders „gemeine“ Hindernisse. Mit abgeschnallten Brettern geht es ans Kraxeln. Hier waren Routine und Besonnenheit ausschlaggebend. Als neuer Sieger kämpfte sich der Vorarlberger Dieter Bischof vor dem deutschen Dreifachsieger Florian Holzinger ins Ziel. Der Streckenrekord von 8:14 Minuten von Paul Schwarzacher blieb zwar unerreicht, aber nur ganz knapp. 8:19 Minuten brauchte Bischof für seinen Höllenritt. „Der Start ist mir sehr gut geglückt und die Kandahar war einfach lässig. Dort konnte ich einige Meter gut machen“, beschrieb der ÖAMTC-Flugretter, der auch Mitglied im Team der staatlichen Skilehrerausbildung ist, seine Siegesfahrt.

AUF DEM BAUCH DURCHS ZIEL. Ob im Renn- oder Trachtenanzug, letztlich ist im Ziel aber jeder der über 500 Teilnehmer ein Sieger, der sich mit Snowboard oder (Telemark-)Ski dem Kultrennen gestellt hat. Die Formel zum Sieg ist einfach: Die hervorragenden Skifahrer müssen topfit und etwas waghalsig sein und ein Quäntchen Glück und Erfahrung auf der Strecke mitbringen. Ihre Routine konnte die Deutsche Petra Zeller ausspielen. Die Zweitplatzierte der letzten Auflage fuhr dieses Mal mit einer Zeit von 11:04 Minuten den Sieg vor Lokalmatadorin Katrin Alber ein. „Das letzte Mal habe ich den ganzen Lauf geführt, dann aber vor den Zielhindernissen die Ski nicht aufbekommen“, dafür hatte Zeller bei der 23. Rennauflage Fortuna an ihrer Seite, als die bis dahin Führende in den Buckeln stürzte. Schwere Unfälle passierten zum Glück nicht.

SELEKTIVE VERHÄLTNISSE. Zwar gab es heuer weniger Buckel auf der unpräparierten Piste, das machte die Fahrt aber schneller bei sehr flacher Sicht. Sonne und Wolken begaben sich mit der Stimmung der Teilnehmer auf Achterbahnfahrt. Beim „Mini Weissen Rausch“ bewiesen die Geschwister Xante und Casper Bartels vom Skiclub Arlberg als Schnellste ihr Können. „St. Anton wäre ohne den Sport nicht so, wie es jetzt dasteht. Schön, dass die Normalität wieder zurückgekehrt ist und wir mit so einem Event die Saison abschließen“, freute sich Josef Chodakowsky, Obmann des Tourismusverbandes und des SCA. Die Veranstaltung zieht seit 1998 Besuchermassen nach St. Anton. Die 555 Startplätze sind heiß begehrt.
 
Rasante Rückkehr des Kultrennens<br />
Das letzte Mal an den Ski gescheitert, riss die Erstplatzierte Petra Zeller die Bretter nun begeistert hoch. RS-Foto: Hötzel
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Auch die verkürzte Strecke beim „Weissen Rausch Mini“ verlangte den Youngstern alles ab. Xante und Casper Bartels stellten ihr skifahrerisches Können unter Beweis. RS-Foto: Hötzel
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Auf dem Bauch rutschend oder rennend ins Ziel: Hauptsache war, dass alle Teilnehmer ohne gröbere Blessuren ankamen. RS-Foto: Hötzel

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