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„Wir ziehen den Hut“

Kletterin Christine Schranz zieht sich aus internationalem Wettkampfsport zurück

Das österreichische Kletterteam bereitet sich derzeit im Kletterzentrum Innsbruck auf die kommende Saison vor. Nicht mehr dabei ist Christine Schranz vom ÖAV Landeck – die Zammerin hat ihre internationale Wettkampfkarriere beendet.
23. Dezember 2020 | von Daniel Haueis
„Wir ziehen den Hut“<br />
Christine Schranz bei der Kletter-WM 2019 in Japan Foto: Moritz Liebhaber
Von Daniel Haueis

Christine Schranz, die am 31. Dezember ihren 32. Geburtstag feiert, informierte die Verantwortlichen bei den Perspektivgesprächen über ihre Entscheidung: „Ich spiele schon länger mit dem Gedanken, es sein zu lassen. Ich war lange im Wettkampfsport tätig und habe es immer ernst genommen. Dabei wurden viel Zeit und Aufwand investiert, ich musste auch auf vieles verzichten. Es ist Zeit für eine Veränderung und andere Prioritäten. Außerdem will ich auch Platz für die jungen Athletinnen machen“, sagte die Zammerin. KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm bedankt sich für viele gemeinsame Jahre: „Chrissi war immer eine Konstante im Lead-Team. Neben ihren herausragenden sportlichen Leistungen war ihre Karriere auch von verletzungsbedingten Rückschlägen geprägt. Mit welcher Konsequenz und Willenskraft sie sich immer wieder zurückgekämpft hat, war für uns alle beeindruckend. Davor kann man nur den Hut ziehen. Wir werden sie im Team vermissen und wünschen ihr nur das Beste für die Zukunft“, so Wilhelm über die Vorstieg-Spezialistin.

ERFOLGE. Einen ihrer größten Erfolge feierte Schranz 2007, als sie sich in Ibarra (Ecuador) zur Junioren-Weltmeis-terin kürte. Mehr als zehn Jahre war sie bei internationalen Wettkämpfen nicht wegzudenken, holte mehrere Top-10-Ergebnisse. Beste Weltcup-Platzierung war ein fünfter Platz in Briançon 2011, zudem holte sie beim prestigeträchtigen Rockmaster in Arco 2012 Rang zwei: „In Arco und Chamonix war ich immer am liebsten. Die Heimbewerbe waren ebenfalls immer ganz speziell, allen voran die Heim-WM in Innsbruck 2018. Ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.“

FREUNDE UND FAMILIE. An den Junioren-Weltmeistertitel erinnert sich Christine Schranz sehr gerne zurück: „Einerseits war die Platzierung großartig, andererseits hat mich Ecuador fasziniert. Rückblickend sind es sowieso eher die Reisen, die Bekanntschaften und Teamkollegen, an die ich mich erinnere. Natürlich waren gute Leistungen vor großer Kulisse auch Highlights, aber die anderen Dinge bleiben mehr hängen.“ Schranz arbeitete bereits neben ihrer sportlichen Karriere 20 Stunden als Physiotherapeutin. Ab sofort will sie sich dieser Laufbahn verstärkt widmen. Vorerst wird sie jedoch die neu gewonnene Freizeit nutzen: „Ich habe doch einiges verpasst. Jetzt freue ich mich auf Zeit in der Natur mit Freunden und Familie. So will ich ihnen für die Unterstützung in all den Jahren etwas zurückgeben.“

WEITER KLETTERN. Neben der Zammerin beendeten in den letzten Monaten Katharina Posch und mit Magdalena Röck eine Landeckerin ihre Wettkampfkarrieren. Um die Zukunft sorgt sich Schranz aber nicht: „Es kommen viele gute Leute nach, sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Es wird gute Arbeit geleistet, in den letzten Jahren hat sich vieles getan.“ Für den Bezirk Landeck sind die Abschiede der beiden natürlich ein herber Verlust (auch Magdalenas Bruder Bernhard Röck hat seine Karriere bereits beendet). Klettern wird Schranz auch weiterhin, nur unter anderen Voraussetzungen: mehr Fels, weniger Hallentraining. Mehr Freiheit, weniger Trainingsplan: „Abstand gewinnt man automatisch, ich will aber gar nicht zu weit weg. Die Leistungen meiner Teamkolleginnen werde ich weiterhin verfolgen und stehe immer zur Verfügung, wenn Rat gebraucht wird.“ Ihr Tipp für die jungen Athletinnen? „Jeder Sportler muss seinen eigenen Weg finden und darf sich nicht beirren lassen.“

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