Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Bruder Tourismus, Schwester Landwirtschaft

Prominent besetzter „Almengipfel“ auf der Falkaunsalpe im Kaunertal

Regionen lebendig halten kann man in Tirol durch das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Tourismus – und das soll auch „im ersten Stock“ gelingen: auf den Almen. Bundesratspräsident Peter Raggl hat daher einen „Almengipfel“ im Kaunertal organisiert.
30. August 2021 | von Daniel Haueis
Bruder Tourismus, Schwester Landwirtschaft<br />
Simon Wolf, Andreas Grünauer, Josef Geisler, Günther Platter, Sennerin Elisabeth Huber, Peter Raggl, Armin Falkner, Johannes Fankhauser und Seppl Haueis (v. l.) vor der Falkaunsalpe Foto: Haueis
Von Daniel Haueis

„Starke Regionen – starke Republik“ ist das Motto von Dr. Peter Raggl für seine Bundesrats-Präsidentschaft. Demgemäß setzt er sich für die Chancengleichheit der „Peripherie“ im Verhältnis zu den Zentralräumen ein, etwa in puncto Öffi-Verkehr, Nahversorgung, Breitbandinternet u.v.a.m. Die in Tirol durchaus noch vitalen ländlichen Räume können so gehalten werden, indem Landwirtschaft und Tourismus zusammenarbeiten – und dies auch auf den Almen, wie Raggl beim „Almengipfel“ auf der Falkaunsalm erklärte. Tirolweit kümmern sich auf mehr als 2000 Almen rund 3000 Hirten um mehr als 100000 Rinder (davon 30000 Milchkühe), 65000 Schafe, 6000 Ziegen und 3000 Pferde. „Tourismus und Landwirtschaft sind Geschwister, Zwillinge“, stellte Tourismusreferent LH Günther Platter fest – deren Zusammenarbeit biete den Tälern eine Zukunfts-chance. LH-Stv. Josef Geisler glaubt ebenfalls an eine funktionierende Almwirtschaft auch in Zukunft, Hauptproblem dürfte wohl werden, geschultes Personal zu finden. Wolf und Bär sind ebenfalls eines, Geislers Ziel ist es daher, Wölfe, die sich ständig an Haustieren vergreifen, entnehmen zu können. DI Johannes Fankhauser vom Landwirtschaftsministerium glaubt, dass die Tiroler Landwirtschaft zumindest in finanzieller Hinsicht „sehr positiv in die Zukunft blicken“ kann: Es stehe in der neuen siebenjährigen Periode ab 2023 etwas mehr Geld als in der letzten zur Verfügung, und es werde der Fokus mehr auf kleinere und mittlere Betriebe gelegt.

TOURISMUS. Aus touristischer Sicht fügte TVB-Tiroler-Oberland-Obmann Dr. Armin Falkner an: „In den Seitentälern ist immer nachhaltig gewirtschaftet worden.“ Und: Bei der Inszenierung der Natur sei ein Weniger oft besser als ein Mehr. Seppl Haueis, Postgasthof-Gemse-Wirt in Zams und Vordenker in Sachen Regionalität, stimmte zu: „Wenig ist mehr, und dieses Mehr müssen wir gut machen.“ Er ist ein Verfechter kleiner Betriebe, deren Bedeutung gerade in Coronazeiten sichtbar wurde. Simon Wolf, Obmann der Genossenschaft BioAlpin („Bio vom Berg“) plädierte dafür, dass die Tiroler Spezialitäten nicht nur auf den Tellern in den Privathaushalten landen: Auch in Altersheim- oder Krankenhaus-Küchen kann Tiroler Qualität geboten werden. Das Sortiment sei inzwischen gut, die Nachfrage hinke aber noch ein wenig hinterher. „Almengipfel“-Organisator Peter Raggl stimmte zu: Es sei noch Bewusstseinsbildung nötig – was in Landeck etwa auch in Form des Schlachthofes in Fließ gelingt. Weitere drei bis vier Projekte sind noch in der „Pipeline“ der „Modellregion Landeck“. Für die beste Bewusstseinsbildung sorgt natürlich das Produkt selbst – etwa der mit Gold ausgezeichnete Almkäse der „Falkauns“. Auf der Alm von Obmann Andreas Grünauer weiden 70 Stück Vieh unter den Augen von Hirt und Beihirt. Die knapp 60000 Liter Milch verwandeln eine Sennerin und eine Praktikantin in 4200 kg Käse und 800 kg Butter.



 
Bruder Tourismus, Schwester Landwirtschaft<br />
Bundesratspräsident Peter Raggl: „Das Zusammenspiel Landwirtschaft und Tourismus muss auch auf den Almen funktionieren.“ Foto: Haueis

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