Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Die Lage ist also prekär“

AMS-Landeck-Chef Gerhard Kubin über den Personalmangel

Gerade im Bezirk Landeck herrscht im Tourismus ein Mitarbeitermangel. Rund 350 Küchen- und fast 500 Servicemitarbeiter werden allein via Arbeitsmarktservice gesucht – eine prekäre Lage, sagt AMS-Chef Gerhard Kubin.
8. November 2021 | von Daniel Haueis
„Die Lage ist also prekär“<br />
AMS-Leiter Gerhard Kubin: Derzeit werden von Landecker Tourismusbetrieben gut 1100 Mitarbeiter allein für Küche, Service und Zimmerreinigung gesucht. RS-Foto: Archiv
Von Daniel Haueis

Bei der AMS-Businesstour im Oktober, bei der Betriebe beraten werden, hat AMS-Leiter Gerhard Kubin ein gutes Stimmungsbild erhalten: Vielfach wurde ein drastischer Personalmangel gemeldet, hinzu kommen in letzter Zeit vermehrt Anfragen zur Beschäftigung von Drittstaatsangehörigen. „Und es kommt uns auch immer wieder mal zu Ohren, dass Personal direkt von anderen Betrieben abgeworben wird. Die Lage ist also prekär“, fasst Kubin zusammen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Derzeit sind in Land-eck allein im Bereich Küche 338 und im Bereich Service 488 offene Stellen für Facharbeiter gemeldet. Im Hilfsbereich ist die Lage ebenso prekär – es sind z.B. 296 offene Stellen für die Zimmerreinigung ausgeschrieben. Der Tourismusbezirk Landeck ist also auf Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland angewiesen, speziell in der Wintersaison. Im Dezember 2019 z.B. haben allein 1500 Slowaken und Ungarn im Bezirk in der Sparte Beherbergung und Gastgewerbe gearbeitet.

SAISONNIERS. Auf Saisonniers (Mitarbeiter aus Drittstaaten) darf nicht mehr wie früher gehofft werden, als es etliche hundert im Bezirk waren: Es gibt für 2021 ein Kontingent von 286 Saisonniers aus Drittstaaten (+20% Spitzenkontingent) – und zwar tirolweit. Bei der neuen „Stammsaisonnierregelung“ handelt es sich derzeit noch um einen Begutachtungsentwurf. „Wir haben im Bezirk Landeck zahlreiche Drittstaatsangehörige, die bereits seit Jahren in Österreich bewilligungspflichtig im Tourismus arbeiten. Sollte die Novelle wie geplant mit 1.2.2022 in Kraft treten, wäre das sicher eine Erleichterung bei der Beschäftigung dieser Personengruppe. Die Kontingentplätze könnten somit vermehrt für Neuanträge vergeben werden“, sagt Gerhard Kubin.

WER WILL? Thema ist natürlich auch „Sputnik“, der vielfach in Osteuropa verwendete Corona-Impfstoff, der in der EU (noch) nicht anerkannt ist – damit unterliegen geimpfte Mitarbeiter also der Testpflicht. Auch das dürfte Einfluss darauf haben, ob und wie viele Personen heuer ihre Arbeitsleistung den Landecker Tourismusbetrieben zur Verfügung stellen werden. Das AMS Landeck ist jedenfalls bemüht: Es wurden z.B. auch Jobbörsen veranstaltet (die mittlerweile vorwiegend online stattfinden). „Wir haben hier im Bezirk eine eigene regionale Eures-Beraterin, die ihre Kontakte verstärkt nutzt und ausbaut. Beispielsweise fand am 25. Oktober wieder ein European Online Jobday statt. Unser zweiter! Diesmal gemeinsam mit den Bundesländern Steiermark, Vorarlberg und Salzburg unter dem Motto ‚Austria is calling‘. Unsere Betriebe haben wieder sehr positiv darauf reagiert“, sagt Kubin. Beim European Online Jobday können sich Arbeitssuchende aus dem europäischen Raum registrieren und dann beim Online-Event direkt bei Betrieben bewerben. Bereits am 19. Oktober fand mit dem AMS Wien ein Online Jobday statt, am 20./21. Oktober auch eine Tourismus-Recruiting-Messe in Kroatien. Das AMS Landeck konnte dabei jeweils „zahlreiche Bewerbungen für heimische Betriebe mit nach Hause nehmen. Das AMS Landeck ist in diesem Bereich sehr aktiv. Wir geben unser Bestes, um die offenen Stellen abzudecken. Weitere Projekte sind bereits in Planung“, sagt Gerhard Kubin. Zudem wird versucht, Ausbildungswillige durch Aus- und Weiterbildungen höher zu qualifizieren, um hier die größten Lücken zu schließen. „Unser neues Kompetenzzentrum für Gastgewerbeberufe in Landeck setzt genau hier an: flexible Schulungsmodule für den Tourismus mit laufenden Einstiegsmöglichkeiten. Nächster Start ist im Jänner, also rechtzeitig anmelden!“, rät der AMS-Leiter.

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