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Gerechtigkeit sieht anders aus

Die Coronakrise verstärkt auch im Bezirk Landeck Frauenarmut

Zu den größten Verlierern der Pandemie im Bezirk Landeck zählen Frauen. Nach einem Totalausfall des Tourismus als Hauptarbeitgeber ist die Situation besonders für viele Frauen existenzbedrohend.
15. März 2021 | von Von Irmgard Pfurtscheller
Gerechtigkeit sieht anders aus<br />
Die Gleichbehandlungsbeauftragten Theresia Schönherr (r.) und Caroline Summerauer stehen für Betroffene mit Rat und Tat zur Stelle. RS-Foto: Pfurtscheller
Von Irmgard Pfurtscheller

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März machte das AMS Landeck unter Leiter Günther Stürz auf die drastisch gestiegene Frauen-Arbeitslosenquote im Bezirk aufmerksam. „Da sehr viele Frauen vorwiegend im Tourismus und tourismusnahen Bereichen tätig sind, fällt uns das heuer im Bezirk auf den Kopf“, erklärte Stürz. „Vom besten Jahr 2019 zum schlechtesten 2021.“ Waren im Februar 2020 142 Frauen arbeitslos gemeldet, verzeichnete das AMS Landeck im Februar 2021 mit 2247 arbeitslosen Frauen eine unglaubliche Steigerung von rund 1500 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Steigerung der Männerarbeitslosigkeit im Februar bei 180 Prozent (rund 2200 arbeitslose Männer). Die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ist in vielen Bereichen noch nicht vorhanden. Auch 110 Jahre nach Einführung des ersten Frauentages verdienen Frauen bei gleicher Arbeit deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. An vorderster Front stehen Frauen hingegen bei den mehrfachen Belastungen, speziell in der Pandemie. „Derzeit haben es Frauen sehr schwer. Sie sind ausgelaugt, psychisch und emotional überfordert, arbeitslos, perspektivlos und haben Existenzängste“, berichteten die AMS-Gleichbehandlungsbeauftragten Theresia Schönherr und Caroline Summerauer. Ein hoher Prozentsatz der arbeitslosen Frauen ist mittlerweile in den „Notstand“ gerutscht. Ein Problem ist oft auch eine unzureichende Ausbildung. Im Bezirk Landeck haben von den 2308 beim AMS vorgemerkten Frauen 808 (35 Prozent) keinen oder höchs-tens einen Pflichtschulabschluss.

MASSNAHMENPAKET GESCHNÜRT. Das AMS bietet Be--troffenen ein umfangreiches An-ge-bot an frauenspezifischen Maßnahmen. U.a. werden im Frauenberufszentrum Landeck laufend Beratungen und Workshops angeboten. Mit der „Corona Joboffensive“ erhält Tirol 27,88 Millionen Euro an Fördermittel mit dem Ziel, Arbeitslose speziell in der Krise aus- und weiterzubilden, auch um damit dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Mit der Jahresmaßnahme FIT wird für Frauen der Einstieg in Handwerk und technische Berufe gefördert. Neben individuellen Kurs- und Wiedereinstiegsangeboten gibt es auch Hilfe und Unterstützung in vielen weiteren Bereichen. Natürlich fehle derzeit der persönliche Kontakt, aber gemeinsam mit den Betroffenen versucht das AMS das bestmögliche und passende Angebot zu finden, appelliert Schönherr an alle Frauen, sich über die vielfältigen Maßnahmen und Förderungen im AMS Landeck zu informieren.
 
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AMS-Chef Günther Stürz konnte sich nicht vorstellen, dass sich die Lage im Bezirk Landeck so dramatisch entwickeln würde. RS-Foto: Pfurtscheller

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