Von Lia Buchner
Die Hauptmotive, sich in Tirol selbstständig zu machen, haben sich in den letzten Jahren kaum verändert: flexible Zeit- und Lebensgestaltung, die eigene Verantwortung tragen sowie sein eigener Chef sein. Das zeigt sich auch in den Rechtsformen der Neugründungen, hier dominieren mit knapp 80 Prozent die Einzelunternehmen klar. Die Kehrseite der Medaille ist das unternehmerische Risiko in wirtschaftlich stürmischen Zeiten. Davor scheut sich die Altersgruppe der 30- bis unter 40-Jährigen am wenigsten, die mit 31 Prozent vertreten ist. Und: Frauen sind mutiger als Männer. Bei der österreichweiten Auswertung der Gründerzahlen haben Frauen mit 51,6 Prozent die Nase vorn.
GOLDENES HANDWERK. Eine dieser mutigen Frauen ist Jenni Matzohl, die am 1. August das Gewerbe „Vergolder und Staffierer“ angemeldet hat. Die frischgebackene Unternehmerin hat ihr Handwerk auf der Schnitzschule Elbigenalp gelernt, danach spezialisierte sie sich auf Kirchenmalerei und arbeitet seit 2013 als freischaffende Künstlerin in ihrem Atelier in Kappl. Jetzt hat sie die Meisterprüfung absolviert und das Gewerbe angemeldet. Als Vergolderin braucht sie sich um Aufträge keine Sorgen zu machen, Kirchen, Schnitzer, das Bundesdenkmalamt, Privatkunden: alle brauchen ihre Expertise, wenn es um das Konservieren und Restaurieren alter Kunstschätze geht. Und viele gibt es nicht mehr in ihrer Branche, die Vergolderei zählt zu den aussterbenden Berufen und wird von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe geführt. „Bei der Meisterprüfung waren wir zu zweit. Für ganz Tirol.“ Die aktuellen wirtschaftlichen Zwänge spürt Jenni Matzohl eher am Rande, „Gold ist teurer geworden.“ Auch mit knappem Material hat sie zu tun, „aber weniger wegen der Wirtschaftslage, sondern, weil ich manche Gravureisen oder spezielle Leime in Österreich gar nicht mehr bekomme. Das muss ich in Frankreich bestellen.“ Seit letztem Jahr beschäftigt Jenni Matzohl eine Praktikantin. Und wenn sie mehr Arbeit haben sollte, als sie alleine schafft, würde sie auch einen Lehrling aufnehmen. Damit das Wissen nicht verloren geht.