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Heimat der Pioniere

100 Jahre Haflinger-Pferdezuchtverein Zams

Durch die Corona-Pandemie bedingt findet die 100-Jahr-Jubiläumsschau des Haflinger-Pferdezuchtvereins Zams (HPVZ) mit einem Jahr Verspätung am 26. Mai 2022 in Zams statt.
17. Mai 2021 | von Von Eva Köhle
Heimat der Pioniere<br />
Mit einem Jahr Verspätung findet am 26. Mai 2022 die Jubiläumsschau des Haflinger Pferdezuchtvereins Zams statt. Foto: HPZV Zams, Toni Zangerl
Von Eva Köhle

1921 wurde der erste Haflinger-Pferdezuchtverein in Zams gegründet. Mit der Gründung der 1. Nordtiroler Haflinger-Pferdezuchtgenossenschaft nahm die strenge Selektion und Aufzucht ihren Anfang. Der Zuchtverein Zams umfasst den gesamten Bezirk Landeck, ausgenommen das Obere Gericht – also die Gemeinden Zams, Landeck, Schönwies, Fließ sowie das gesamte Stanzertal und das Paznaun.

PIONIER HERMANN HAUEIS. Über den Ursprung der Haflingerrasse berichten Unterlagen von einer „kleineren Gebirgsrasse südlich der Alpen“. Nach dem Ersten Weltkrieg ging für Österreich das Originalzuchtgebiet Südtirol verloren. Nur durch einen glücklichen Zufall befanden sich zu jener Zeit sämtliche Haflingerhengste in den österreichischen Hengstdepots. Oberlandstallmeister Köhler (1915–1918 Depotkommandant von Stadl Paura) verteilte die in Österreich verbliebenen Hengste auf die Bundesländer auf. Dabei wurden in Tirol die Stationen Zams, Wildschönau und Imst besetzt. Von allen Bundesländern war Tirol am meisten daran interessiert, die Haflingerzucht zu erhalten und weiterzuführen. Pionierarbeit leistete dabei der Zammer Gastwirt und Weinhändler Hermann Haueis. Unterstützung für seine Arbeit fand er bei Albert Murr aus St. Anton, Hermann Falch aus Grins, der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Imst, Karl Graber aus Landeck, Bartlmä Venier aus Schönwies, Jakob Gröbner aus Pettneu, Engelbert Grissemann aus Flirsch, und eine beträchtliche Anzahl von Interessenten in der Gemeinde Zams – Hans Grissemann, Ferdinand Grüner, Franz Schweisgut – erklärte sich bereit, Haflinger zu züchten. Aufgrund des Weinhandels pflegte Hermann Haueis einen engen Kontakt mit Südtirol und erkannte, dass die Haflingerzucht eine Nebenerwerbsquelle für die schon damals um die Existenz ringenden Bergbauern sein könnte. Man sah schon 1920, dass nur eine straff organisierte Zucht Aussicht auf Erfolg hatte. 1921 kam es dann im Postgasthof Gemse in Zams zur Gründung der 1. Nordtiroler Haflinger-Pferdezuchtgenossenschaft unter Obmann Hermann Haueis.
Die Haflinger-Pferdezuchtgenos-senschaft Zams zählte über 100 eingetragene Stuten. Hermann Haueis verstarb im Jahre 1931, sein Nachfolger wurde 1932 Ferdinand Grüner aus Zams, der auch nach dem Zusammenschluss der Genossenschaften der 1. Verbandsobmann des Tiroler Haflingerzuchtverbandes wurde. Nach ihm übernahmen die Obmänner Rupert Unseld, Walter Schuler, Hermann Hammerl, Hermann Haueis, Bruno Mungenast und aktuell Josef Walter die Führung des Vereines.

DROHENDES AUS. Der Zweite Weltkrieg brachte eine enorme Nachfrage nach geeigneten Tragtieren für die deutsche Wehrmacht. So errichtete sie auch unter anderem einen Fohlenhof in Zams, um sämtliche Haflinger aufzuziehen. Mit Beendigung des Krieges ging der Absatzmarkt für sämtliche Pferde zu Ende. In Zams wurde statt des Heeresfohlenhofes eine notdürftige Hengst-Aufzuchtstätte des Verbandes errichtet, die im Jahre 1947 durch den verbandseigenen Hengst-aufzuchthof in Ebbs abgelöst wurde. Das drohende Aus für die Haflingerzucht nahmen im Sommer des Jahres 1945 die Obmänner der damaligen Zuchtvereine zum Anlass, um sich zum Haflinger-Pferdezuchtverband Tirol (HPT) zusammen zu schließen. Geschäftsführer wurde Otto Schweisgut.

ERFOLGREICHE MITGLIEDER. Klare Zuchtziele wurden verfolgt, ein wesentlicher Beitrag dazu war die Einführung der Reinzucht im Vereinsgebiet Zams im Jahre 1946. Das restliche Verbandsgebiet folgte ein Jahr später nach. Der Verein konnte durch neue Mitglieder und altbewährte Züchter einen stets steigenden Pferdebestand und einen Qualitätsanstieg verzeichnen. Die Züchter des Vereines Zams gehören zu den erfolgreichsten Teilnehmern aller internationalen und nationalen Ausstellungen. Das Jahr 1990 brachte für den Zammer Verein einen Höhepunkt. Die Stute 13534/T Penny aus dem Stall des Franz und Helmut Schweisgut wurde zur Gesamtsiegerstute der 1. Haflinger Weltausstellung gekürt. Aktuell zählt der Haflinger-Pferdezuchtverein Zams 51 Mitglieder und rund 120 Pferde. Zu besonders großem Dank ist der Zammer Verein ÖK-Rat. Ing. Otto Schweisgut verpflichtet. Der Haflingerfachmann, der 1920 in Zams geboren wurde, verbrachte seine früheste Jugend in den Ställen des Klos-ters Zams, 1945 übernahm er das Amt als Geschäftsführer des Haflinger Pferdezuchtverbandes Tirol. Schweisgut ist Ehrenmitglied des Haflinger Zuchtvereines Zams. Dem kürzlich verstorbenen, langjährigen Obmann und Hengsthalter Bruno Mungenast (75) wird der Verein stets ein aufrichtiges und würdiges Andenken bewahren.


Die Vereinsführung
Die Vereinsführung: Obmann Josef Walter (St. Anton), Obmann-Stv. Manfred Hueber (Zams), Geschäftsführer Daniel Zangerl (See) und die Vorstände Bernhard Kössler (Stanz), Hubert Zangerl (See), Michael Wolf (Ischgl).

Das Jubiläum
Die 100-Jahr-Jubiläumsfeier am 26. Mai 2022 wird am Hof von Hengsthalter Manfred und Mathias Hueber abgehalten.
 
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1921 wurde der erste Haflinger-Pferdezuchtverein in Zams gegründet. Foto: HPZV Zams, Toni Zangerl

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